Ehemaliger Spielplatz wurde zum Insektenparadies
„Rundflug“ mit Wildbienen

Große Resonanz beim "Rundflug" im Wildbienengarten
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von Britta Bender
Annweiler. Im Sommer 2020 startete das Team Simone Hoppelshäuser, Elisabeth Freudenmacher, Astrid Köhler, Ina Landbeck und Kerstin Reddig mit der Umgestaltung des 420 Quadratmeter großen ehemaligen Spielplatzes an der Berufsschule, der sich in den letzten drei Jahren zum Insektenparadies entwickelt hat. Jeden Dienstag trifft man sich dort zum Arbeiten, Weitergestalten und um sich auszutauschen, denn auch die Macherinnen des Wildbienengartens lernen nie aus.
Nachdem am Dienstag, 16. Juni, die erste Infoveranstaltung ein voller Erfolg war, wurde am 30. Juni erneut zum „Rundflug“ für Interessierte eingeladen.
Kerstin Reddig informierte kurzweilig, anschaulich und unterhaltsam über Brutstellen und Nisthilfen für Wildbienen, Käfer & Co..
Elisabeth Freudenmacher stellte mit Begeisterung insektenfreundliche Biotypen und geeignete Pflanzen vor.
Ihr Herzblut stecken die Damen seit drei Jahren in das Projekt und freuen sich, auch andere den naturnahen Garten nahe zu bringen, zu inspirieren und ihre bisher gewonnenen Erfahrungen und ihr Wissen weiterzugeben.
Es gibt laut BUND 585 nachgewiesene Arten von Wildbienen. 75 Prozent der Wildbienen leben in der Erde, der Rest sucht sich geeignete Brutstellen über der Erde, vor allem in Gehölzen und Steilwänden. Die kleinsten Wildbienen sind nur 3 bis 5 Millimeter groß, manche Arten haben eine Größe von bis zu 2,5 Zentimetern. Die Kleinsten werden oft verwechselt mit Fliegen, Schwarz-gelb-gefärbte nicht selten mit Wespen. Die Tierchen sind lebensnotwendig für den Menschen. In Europa sind etwa 150 verschiedene Nutzpflanzen und etwa 80 Prozent der Wildpflanzen abhängig von der Bestäubung durch Insekten. Die Bestände der Wildbienen schrumpfen alarmierend schnell. 60 Prozent stehen bereits auf der Roten Liste, 31 Arten sind akut vom Aussterben bedroht.

Brutstätten für Wildbienen

Wildbienen sind bis auf einige Ausnahmen Einzelgänger, leben also solitär, ganz anders als die Honigbienen, die eine Königin haben und somit einen strukturieren, funktionierenden Staat.
Wildbienen betreiben keine Brutpflege. Gesucht und gebaut werden Brutröhren in der Erde, in Totholz, in Steilwänden oder in Nisthilfen. Bis zu zwanzig Brutstellen hintereinander passen in solch ein Röhrchen und etwa 8 bis 9 Monate dauert es, bis die Bienchen schlüpfen, entweder im Frühjahr oder im Sommer. Ihr Leben dauert nur einige kurze Wochen. Auch die Hummel ist eine Wildbiene, aber fast die einzige, die wie die Honigbiene Staaten bildet und sogar Wachs produziert.
Wer also Wildbienen einladen möchte, ein Plätzchen für den zukünftigen Nachwuchs zu finden, hat verschiedene Möglichkeiten, gute Voraussetzungen dafür zu schaffen. Sei es im Garten, auf dem Balkon oder sogar auf einer Fensterbank oder einem kleinen Stücken Erde.
Es gibt verschiedene Arten von Nisthilfen, die Mensch zur Verfügung stellen kann. Allen gemein ist, dass sie trocken, windgeschützt, vor Regen geschützt an einem warmer Standort platziert werden sollen.
Holz ist ein beliebter Brutort für Wildbienen. Es sollte gut durchgetrocknete Buche, Esche oder Erle sein (Hartholz). Auf keinen Fall sollte man Baumscheiben verwenden, um Brutlöcher und in das Stirnholz/Jahresringe hinein zu bohren. Richtig ist es, die Löcher quer zur Maserung bohren. Diese Art zu bohren verhindert die Rissbildung, diese stellt eine Gefahr für die Brut dar, weil hier Feuchtigkeit und Bakterien eindringen könnten. Das Bohrmehl anschließend ausklopfen. Durchmesser 2 bis 10 Millimeter, schwerpunktmäßig 3 bis 6 Millimeter. Je tiefer desto besser, desto mehr Brutzellen können dort hintereinander platziert werden. Je Wildbienenart bevorzugt sie einen anderen Durchmesser. Die Rückwand der Röhre sollte geschlossen sein. Äußert wichtig ist es, die Ränder der Bohrlöcher gründlich abzuschleifen, damit die Wildbienen ihre zarten Flügel nicht verletzen, denn schließlich krabbeln sie vorwärts in die Röhre hinein und logischerweise rückwärts wieder hinaus. Ganz wichtig, was gut gemeint ist, jedoch völlig kontraproduktiv, ist Tannenzapfen oder Stroh mit in die Nistangebote einzubauen. Die nützt in keinster Weise den Wildbienen. Bietet jedoch den Fraßfeinden der Brut besten Unterschlupf.
Fortsetzung von Seite 1. Morsches Totholz ist ein Paradies für Wildbienen. Kerstin Reddig empfiehlt, eine Benjeshecke zu bauen, indem Gehölzschnitt in ein bis eineinhalb Meter Höhe gestapelt wird. Das Ganze wird zusammengehalten durch starke Holzpfosten.
Hohle, also Stängel ohne Mark, wie Schilfhalme, Bambus oder Pappröhrchen waagrecht angeordnet, sind beliebte Brutstätten. Sie sollten beim Spezialversand bestellt werden und können in leere Konservendosen oder Lochziegel gesteckt werden. Übrigens die einzige Verwendungsmöglichkeit des Ziegels die Sinn macht. Ansonsten hat ein Lochziegel keinen Nutzen für die Wildbienen. Vorsichtshalber sollte man einen engmaschigen Draht davor anbringen, um die Brut vor Fressfeinden zu schützen.
Ebenfalls beim Spezialversand können Niststeine aus gebranntem Ton bestellt werden.
Auch bevorzugen die Wildbienen markhaltige Stängel, um Brutstätten zu bauen. Sie sollten einzeln und hochkant gesteckt (Lochziegel) oder an einen Zaum gebunden werden. Markhaltige Stängel wie die der Himbeer-, Brombeere und Holunder eignen sich für diese Art der senkrechten Bruthilfe.
Sandige Steilwände wurden genannt. Diese können in Miniatur oder als Fugen zwischen Steinen aus einer Mischung aus Lehm und Sand hergestellt werden. Wichtig ist, dass das Material vor Regen geschützt ist und es sich testweise auch in trockenem Zustand leicht abkratzen lässt.
Für die unterirdischen Bewohner kann man ganz einfach eine kleine Ecke im Garten reservieren, die sandig, leicht lehmig, nicht zu feucht und nur wenig bewachsen ist.
Zu kaufen gibt es Strangfalzziegel mit kleinen Löchern drin, sowie spezielle Hummelhotels mit Schleusen die die Wachsmotte von der Brut abhalten soll.
Und es gibt die goldene Schneckenhausmauerbiene, die vorzugsweise in leeren Schneckenhäusern ihren Nachwuchs gedeihen lässt. Also auch eine absolut einfache Art und Weise, einen Nistplatz zur Verfügung zu stellen. Interessant ist auch der „Käferkeller“ im Wildbienengarten, dort fühlen sich auch andere Insekten wohl.

Pflanzen für Wildbienen

Der Klassiker ist die Blumenwiese. Wer über ein Plätzchen oder gar eine größere Fläche verfügt, kann Anfang April bis Ende Mai oder Mitte August bis Ende September, spezielle Saatenmischungen für Insekten, Wildbienen oder Hummeln aussähen. Am Eingang zum Garten befindet sich ein Wildbienenautomat. Für 50 Cent können dort hochwertige Samen erworben werden.
Absolut wichtig ist es, eine Wasserstelle für die kleinen Flugobjekte parat zu stellen und die Landemöglichkeit nicht zu vergessen, damit sie nicht ins Wasser plumpsen und ertrinken.
Wer seinen Garten naturnah bepflanzen möchte, hat unzählige Möglichkeiten und man sollte sich vorab auf jeden Fall mit der richtigen Auswahl der Pflanzen und der Beschaffenheit des Bodens auseinandersetzen.
Das Team in Annweiler hat sich vorab bei der Wildpflanzengärtnerei Strickler beraten lassen. Entstanden ist innerhalb der letzten drei Jahre ein Paradies für Insekten.
Willkommener Nebeneffekt: Kräuter und Früchte die dort gedeihen werden geerntet und beispielsweise in gesunde Smoothies verwandelt.
Im Garten spießen Wildstauden und -sträucher, offene Wildrosen, europäische Felsenbirne, gelber Faulbaum, Kornelkirsche, Berberitze, Frauenmantel, Beinwell, verschiedene Kleearten, Baldrian, Mädesüß, Engelwurz, Nachtkerze, Weidenröschen, Nelkenarten, Glockenblumen (die nachts von den Bienchen zum schlafen genutzt werden), Königskerze, Spitzwegerich, Fetthenne, Distelarten, zahlreiche Beeren, Kräuter, Laucharten.
Sich mit den Bedürfnissen einzelner Wildbienen vertraut zu machen, macht Sinn.
Viele Arten bevorzugen beispielsweise nur eine Sorten von Pflanzen zur Nahrungsaufnahme. Es muss dafür gesorgt werden, dass sowohl für den Bau einer Brutstätte als auch für die Ernährung der Biene und die des Nachwuchses, die richtige Auswahl an Pflanzen getroffen wird.
Auch wenn das für den ein oder anderen ein bisschen wild aussieht im Wildbienengarten, so weist Pflanzenspezialistin Elisabeth Freudenmacher darauf hin, dass auch Naturgärten Pflege brauchen.
Und sie sagt: „jeder kann etwas tun!“. Selbst auf dem kleinsten Balkon sei es möglich, einen Teil zum Großen und Ganzen beizutragen, indem man ein paar Kräuter, eine Schale mit geeigneten Pflänzchen oder eine Nisthilfe platziert.
Wer neugierig geworden ist, ist willkommen, einfach dienstags um 16 Uhr im Wildbienengarten vorbei zuschauen und sich inspirieren zu lassen.
Auch das umfangreiche Fachbuch „Wildbienen - die anderen Bienen“ von Paul Westrich gibt einen tiefen Einblick in das Thema. Interessanterweise hat der aus Annweiler stammende Prof. Dr. Günter Preuß den Autor bei einer Exkursion auf die Wildbienen aufmerksam gemacht und so bei ihm die Faszination für diese Wildtiere ausgelöst.
Das Team freut sich nicht nur über Besuch, sondern auch über Spenden, die über die Initiative „Glücksbringer“ der Volksbank getätigt werden können.

Weitere Informationen https://www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/wildbienen/ oder beim Wildbienen Team in Annweiler

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Autor:

Britta Bender aus Annweiler

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