Pfälzerwald erneut Biosphärenreservat
UNESCO-Auszeichnung
von Britta Bender
Annweiler. Alle zehn Jahre wird vom jeweiligen Nationalkomitee des MAB-Programms überprüft, ob die Biosphärenreservate den Vorgaben der UNESCO entsprechen. Dieses Programm „Der Mensch und die Biosphäre“ ist ein interdisziplinäres, zwischenstaatliches Programm mit dem übergeordneten Ziel einer nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen der Biosphäre. Der Überprüfung liegen weltweit gültige Kriterien zugrunde. Am Donnerstag, 13. April, wurde im Hohenstaufensaal die Urkunde überreicht, die dokumentiert, dass der Pfälzerwald für die nächsten zehn Jahre erneut als Biosphärenreservat anerkannt worden ist.
Theo Wieder, Vorsitzender des Bezirkstags Pfalz, betonte die Bedeutung von Netzwerken, insbesondere in der Region: „Um die Partnerschaft von Mensch und Natur mit Leben zu füllen, brauchen wir als Biosphärenreservat vor allem verlässliche Partnerschaften in der Region – und das über die deutsch-französische Grenze hinweg. Die Personen, Verbände und Einrichtungen, die uns mit ihren Kompetenzen und ihrem Engagement unterstützen, ermöglichen es uns, unsere Projekte erfolgreich umzusetzen. Durch den Einsatz dieser Akteurinnen und Akteure können wir im Biosphärenreservat Pfälzerwald naturschonende und zukunftsweisende Lebens- und Wirtschaftsformen entwickeln und diese auch in die Umsetzung bringen.“ Zahlreiche Projekte konnten in den vergangenen Jahren entwickelt und auch verwirklicht werden. Seien es die Gärten für die Artenvielfalt, die SDG-Modellregionen für ein Nachhaltiges Rheinland-Pfalz, das Interreg-Projekt „Gefährdete Tierarten“, der Sternenpark Pfälzerwald oder das Projekt „chance.natur - Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“.
Bezüglich der Windkraftanlagen, die nun nicht gebaut werden und dem vierspurigen Ausbau der B10, der wohl beschlossenen Sache zu sein scheint, erwähnte Wieder die vergangenen Diskussionen. Er begrüßte die sachliche Beteiligung, die in Entscheidungen mit aufgenommen wurde und wird, um zu verstehen und Kompromisse zu finden. Mit Nachdruck sagte er: „Das Biosphärenreservat baut keine Windräder und verhindert den Bau von Windrädern nicht!“ Genauso wenig ist das Biosphärenreservat dafür zuständig ob nun eine Bundesstraße vierspurig ausgebaut würde oder nicht. Hier greife der Bundesverkehrswegeplan und die Entscheidung läge beim Land Rheinland-Pfalz. Die Ausgestaltung der Beschlüsse seien im Einzelfall zu betrachten und zu bewerten. Das Biosphärenreservat sei bereit, alles dafür tun, die Anerkennung zu bewahren und weiterhin Partner für die Modellregion zu bleiben.
Gesichert ist diese Zertifizierung nun bis 2031. Der Status Biosphärenreservat für Mensch und Natur ist, vor allem in der heutigen Zeit, nichts statisches und stets bemüht, beides in Einklang zu bringen.
Als besondere Herausforderung dabei nannte die Umweltministerin Katrin Eder „die Bewältigung der Klimawandelfolgen und die Erzeugung erneuerbarer Energien im Einklang mit dem Ziel der Erhaltung einer zusammenhängenden, möglichst unberührten Waldlandschaft.“ Nichts sei so emotional diskutiert, wie das Thema Wald. Man stecke ganz klar in einer Biodiversitätskrise und es gelte, große Flächen zu schützen. Der Klimawandel ist geprägt von Extremwetter, von Hochwasser und/oder zu wenig Wasser. „Wir betrachten es als Ansporn und Herausforderung, die vom MAB-Komitee ausgesprochenen Hinweise und Empfehlungen gemeinsam mit dem Träger des Biosphärenreservats und den französischen Partnerinnen und Partnern im Sinne der nachhaltigen Regionalentwicklung umzusetzen“, sagte Katrin Eder.
Professorin Dr. Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, hob die Stellung des Gebiets im internationalen Kontext hervor: „Das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen ist das einzige seiner Art, das wir uns mit einem Nachbarland teilen. Gerade in dieser jahrhundertelang so umstrittenen Region ist die UNESCO-Auszeichnung ein Auftrag zum Frieden, an dem wir hier seit 25 Jahren mit unseren französischen Freundinnen und Freunden arbeiten.“ Die erneute Anerkennung ist für sie das Ergebnis einer erfolgreichen Evaluation. Diese Urkunde bezeuge das Heimatgefühl und stifte Identität. Bezüglich der Diskussionen über den vierspurigen Ausbau der B10 sagte sie, dass es nicht immer einfach sei, Vermittler zu sein. Es ginge um einen lebendigen Austausch, um Mensch und Natur, Natur und Wirtschaft, Menschen und Tourismus in Einklang zu bringen. 1992 wurde dem Pfälzerwald die UNESCO Urkunde das erste Mal verliehen. 1998 mit den Nordvogesen grenzüberschreitend anerkannt. So blicke man auf ein 25 Jahre andauerndes grenzüberschreitendes Erfolgsprojekt zurück, als einziges in Deutschland. Weltweit gibt es 738 Biosphärenreservate in 134 Ländern. Die Initiative „Verrückt auf morgen“ erprobt Modelle für das Leben der Zukunft. Dazu zählt das Wirtschaften im Einklang mit den Ressourcen auf dem Planeten Erde, der Naturschutz und soziale Aspekte wie Schule oder die Integration von Seniorinnen und Senioren.
Dr. Stefan Lütkes, Vorsitzender des MAB-Nationalkomitees betonte den Waldreichtum als besonderes Merkmal des Biosphärenreservats: „Mit einem Waldanteil von über 80 Prozent umfasst das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Westeuropas. Es besitzt als eines der letzten noch weitgehend unzerschnittenen europäischen Wald-Naturräume dieser Größe eine beeindruckende biologische Vielfalt von besonders hohem ökologischem Wert.“ Sorgen bereite dem Nationalkomitee der mehrspurige Ausbau der B10. Die Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan sei eine politische Entscheidung der rehinland-pfälzischen Landesregierung, die das NK zu Kenntnis nehme. Der Umfang der konkreten Ausbauprojekte solle jedoch an die Tatsache angepasst werden, dass es sich um Straßenbauvorhaben in einem europäisch höchst bedeutsamen Schutzgebiet handle.
Fortsetzung von Seite 1. Am Vormittag der offiziellen Übergabe der UNESCO Urkunde im Hohenstaufensaal war eine Exkursion in das Beweidungsprojekt in Annweiler-Gräfenhausen auf dem Programm gestanden. Unter der Führung von Helmut Schuler vom Biosphärenreservat Pfälzerwald und Andrea Schneider wurde das Gelände am Gräfenhausener Wingertsberg mit Mischbeweidung durch Rinder, Ziegen und Esel besichtigt.
Es wurden Ausblicke auf die Planungen im chance.natur-Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ gewährt.
Kurz vor der feierlichen Urkundenübergabe versammelten sich Befürworter des B10-Ausbaus gegenüber vom Hohenstaufensaal.
Die Gegner dieser Maßnahmen fanden sich direkt vor dem Gebäude ein, um ihrer Unzufriedenheit mit bunten Plakaten und informativen Bannern Ausdruck zu verleihen.
„Windräder sollen ,Fragmentierung’ sein und den Biosphärenstatus gefährden? Eine autobahngleiche B10 jedoch nicht?“ Es gäbe verkehrspolitische Alternativen, so die Sprecherin Sabine Yacoub, Landesvorsitzende vom BUND.
Die erneute Anerkennung Biosphärenreservat war dennoch ein guter Tag für den Schutz des Pfälzerwaldes, für den Schutz von Natur und Umwelt.
So ist nun für die kommenden Jahr gesichert, dass weiterhin engagierte Menschen intensiv an der Bewahrung und dem Erhalt des größten zusammenhängenden Waldgebietes Deutschlands arbeiten.
Autor:Britta Bender aus Annweiler |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.