Weiterentwicklung des Klinikums Landau-SÜW: Was passiert mit dem Standort Annweiler?
Annweiler. Schon in den vergangenen Jahren wurde über die Zukunft des Klinikums Landau-Südliche Weinstraße diskutiert und spekuliert. Das Verbundskrankenhaus mit den drei kleineren Kliniken leidet unter den ungünstigen Rahmenbedingungen. Die vergangene Entwicklung ließ die Gremien des Klinikums (Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung) eine schwierige Entscheidung über die Zukunft des Klinikums treffen.
Wie es mit den drei Standorten in Landau, Bad Bergzabern und Annweiler weitergeht, wie das Klinikum zukunftsfähig gemacht werden soll und was für den Standort Annweiler geplant ist, beantwortete der Geschäftsführer des Klinikums LD-SÜW, Dr. Guido Gehendges, vergangene Woche im Rathaus in Annweiler.
Das 2004 gebildete Verbundskrankenhaus besteht aktuell aus den Standorten Bad Bergzabern, Annweiler und Landau. 2004 fusionierten die ehemaligen Kreiskrankenhäuser Annweiler und Bad Bergzabern mit dem Städtischen Krankenhaus Landau zum Klinikum Landau-Südliche Weinstraße. Träger des Klinikums sind die Stadt Landau und der Landkreis Südliche Weinstraße, als Gesellschafter des Klinikums mit jeweils 50 Prozent. Der Standort Annweiler soll aufgrund der vorangegangenen Entwicklungen und zur Stärkung der beiden bestehenbleibenden Standorte schließen.
Der Landrat des Landkreises Südliche Weinstraße, Dietmar Seefeldt, betonte in der Pressekonferenz, dass die Schließung für keinen der Anwesenden eine leichte Entscheidung war. Von zirka 760 Mitarbeitenden des Klinikums sind davon 87 an der Klinik Annweiler tätig. Von insgesamt 438 Planbetten des Klinikums sind 73 in Annweiler. Die Zahlen, die der Geschäftsführer Gehendges zu Beginn aufzeigt, zeigen dass Annweiler der kleinste der drei Standorte ist.
Keine Notfallversorgung in Annweiler
Die Einnahmen des Klinikums korrelieren mit den Patientenzahlen. Von den 73 Planbetten in Annweiler wurden in den vergangenen drei Jahren durchschnittlich nur noch 37 belegt.
Mit der Klinik am Standort Annweiler darf bereits seit 2019 nicht mehr an der gestuften Notfallversorgung teilgenommen werden. Das liegt an den vom Gemeinsamen Bundesausschuss vorgegebenen Strukturmerkmale, die in Annweiler nicht erfüllt werden können. Das sind beispielsweise: keine chirurgische Hauptabteilung oder kein intensivmedizinischer Versorgungsauftrag. Dafür müssen sogar Strafen bezahlt werden.
Zusätzlich kämen externe Auflagen hinzu, die in der Gesundheitsbranche sehr kostenintensiv seien. Dennoch müsse man als Krankenhaus Schritt halten, beispielsweise mit verschiedenen Modernisierungen und technischem Fortschritt; auch um den Ansprüchen der Patienten gerecht zu werden.
Die nahenden Reformen des Gesetzgebers seien für das Klinikum wahrscheinlich keine gute Nachricht, so Dr. Gehendges. Dadurch, dass das Klinikum aus drei kleineren Kliniken besteht, falle es aus den Reformen heraus.
Selbstständige Entscheidung
Das Verbundklinikum hat eine kommunale Trägerschaft. Dr. Gehendges empfinde dies als besonders positiv für das Klinikum. Die Kommunikation mit dem Landkreis SÜW, der Stadt Landau und auch den Gremien funktioniere reibungslos und zielgerichtet. Besonders sei, dass man sich immer weiterentwickelt habe und frühzeitig Veränderung gestellt habe. Das Klinikum steht nicht vor einer Insolvenz und kann sich daher noch optimal mit der Zukunft beschäftigen und sich auf diese einstellen, ohne unter Zugzwang zu sein.
Stärkung der anderen Standorte
Die Diskussion in den Gremien bestehe bereits seit 2015. Dabei sei der Ansatz immer der gleiche gewesen: Die Stärkung der zwei größeren Kliniken. Der Geschäftsführer des Klinikums geht hier auf die vorgesehene Weiterentwickjlung des Klinikums ein. Es gehe dabei nicht nur um eine Schließung des Standorts in Annweiler, sondern auch um die Verbesserung der anderen beiden Standorte in Berzgabern und Landau.
Die Ängste und Unsicherheiten auf der gegenüberliegenden Seite der Mitarbeiter und Angestellten des Standorts Landau oder der Bevölkerung Annweilers sind bei allen Beteiligten merklich präsent. Es solle kein Versorgungsloch geben.
In Bergzabern gibt es bereits eine freie Station, um einen Großteil der Strukturen aus Annweiler direkt zu übernehmen. Chefarzt Dr. Reck aus Annweiler soll diese Station in Bergzabern leiten. Die Station war in Pandemiezeiten das Notkrankenhaus des Kreises, das nicht genutzt werden musste. Es sei modern und mit 38 Betten ausgestattet.
Die Stärkung der Standorte Bad Bergzabern und Landau sei besonders wegen der zu Beginn genannten schwierigen und schwieriger werdenden Rahmenbedingungen für kleinere Krankenhäuser nötig.
Die Ministerien des Landes sollen bereits ihre Unterstützung zugesagt haben. Konkret wird das Land Rheinland-Pfalz die Finanzierung für wichtige Bau- und Strukturmaßnahmen an den Kliniken in Landau und Bad Bergzabern unterstützen. Der Fachbereich der Geriatrie soll an den beiden Kliniken etabliert werden. Es sollen nicht nur die Strukturen aus Annweiler gehalten werden, sondern vor allem ausgebaut werden - zur Stärkung der beiden Standorte und zum Nutzen aller.
Die akutstationären Leistungen der Klinik Annweiler, genauer die Geriatrie, Innere Medizin, Palliativmedizin, Belegabteilung Chirurgie, werden nach Landau und Bergzabern verlegt und nicht aufgegeben.
Zukunft Standort Annweiler
Die Schließung heiße nicht, dass der Standort Annweiler leer steht. Stattdessen wollen die Beteiligten in Annweiler etwas Anderes machen. Sie suchen eine sinnvolle Anschlussnutzung. Dazu soll ein externer Investor helfen. Die bisherigen externen Partner sind fest eingeplant in das Anschlusskonzept und bestehen im Krankenhaus-Gebäude fort (chirurgische, internistische, Physiotherapie-Praxis und Dialysezentrum).
Den Gremien ist das „Anschlusskonzept“ bei der Auswahl des externen Investors wichtig: die externen Gesundheitsstrukturen müssen bestehen bleiben. Zu 50 Prozent ist dieses Konzept entscheidend in der Bewertungsmatrix, zu 20 Prozent der städtebauliche/architektonische Ansatz unter Berücksichtigung der Aspekte Nachhaltigkeit und Umweltschutz und nur zu 30 Prozent ist der reine Angebotspreis Teil der Bewertungsskala für die Auswahl des Investors.
Teil der Bewertungsjury sollen auch der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Annweiler, Christian Burkhart, und der Bürgermeister der Stadt Annweiler, Benjamin Seyfried, sein.
Keine Kündigungen
„Betriebsbedingte Kündigungen sind vollkommen ausgeschlossen“, betont Dr. Gehendges die Lage der Mitarbeiter. Frank Ohler, Betriebsratsvorsitzender, unterstreicht das Halteinteresse an allen Beschäftigten. Da die bisherigen Leistungsbereiche an andere Kliniken verteilt werden, benötigt man die Beschäftigten dort. Unsicherheiten und Ängste sollen direkt eingefangen werden. Veränderungen an den für die Mitarbeiter Annweilers neuen Standorten können aktiv mitgestaltet werden. Alle Arbeitsplätze bleiben somit erhalten.
Ziel ist es, dass der Standort Annweiler künftig als Gesundheitszentrum genutzt werden könne. Der externe Investor solle dies umsetzen und das Areal in Annweiler modern und innovativ weiterentwickeln sowie die bestehenden ambulanten Gesundheitsleistungen erweitern (Kurzzeitpflege, Junge Pflege, Tagesbetreuungsstrukturen oder betreuten Wohnen als genannte Beispiele).
Notwendige Beschlüsse stehen aus
Die Schließung des Standorts ist jedoch noch nicht offiziell beschlossen. Die notwendigen Beschlüsse aus dem Kreistag Südliche Weinstraße und dem Stadtrat Landau fehlen, diese soll bis Ende Juni geklärt werden. Vorgestellt werden die Strukturüberlegungen Ende März. In den großen Gremien des Klinikums wird das Ganze bereits nicht-öffentlich besprochen, beispielsweise um etwaige Rückfragen der Mitarbeiter zu beantworten. Dazu gibt es beispielsweise Betriebsversammlungen in allen drei Kliniken.
Am Ende seien die Rahmenbedingungen bereits jetzt schon sehr schwierig für das Verbundsklinikum mit den drei kleinen Kliniken. Geschäftsführer Gehendges geht von Verschärfungen für kleinere Krankenhäuser aus. Um dem entgegenzuwirken, fiel die Entscheidung, damit man frühzeitig, selbstbestimmt und zielgerichtet agieren kann. Landrat Seefeldt sieht das gemeinsame Auftreten der zehn anwesenden Personen als Bestätigung: „Weil wir überzeugt sind, dass der Weg der richtige ist.“
Die Statements der Beteiligten
Für zukünftige Neuigkeiten bezüglich der Weiterentwicklung des Klinikums Landau-SÜW und der Beschlusslage klicken Sie hier.
Autor:Katharina Wirth aus Herxheim |
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