Freundeskreis der Klinik Annweiler
Wie geht es jetzt weiter?
von Britta Bender
Annweiler. Die große Betroffenheit über die Schließung der Klinik in Annweiler machte sich bemerkbar bei der Mitgliederversammlung des Freundes- und Fördervereins am Mittwoch, 9. August, welche in der ehemaligen Cafeteria stattfand. Die wichtigste Frage des Abends war: wie geht es weiter mit dem Verein und wie soll im Falle der Auflösung des Vereins das restliche Guthaben eingesetzt werden?
Frau Mauss begrüßte die zahlreich erschienenen Mitglieder und blickte auf die vergangenen Jahre, die Probleme während der Coronazeit und die geleisteten Unterstützungen für die Klinik zurück. Der Förderverein sei stolz darauf, seit der Gründung im Jahre 2005 das Klinikum und besonders die Palliativstation mit mehr als 150.000 Euro unterstützt zu haben. „Als wir dann aus der Zeitung erfuhren, dass unser schönes Krankenhaus geschlossen wird, waren wohl alle sehr überrascht und traurig“, stellt Mauss fest, „jetzt stehen wir da und sind arbeitslos“.
In den fast 25 Jahren habe der Förderverein immer wieder an vielen Stellen, wo die Leitung versagte, ausgeholfen. Die Palliativstation wurde mit viel Freude und Begeisterung ausgestattet. Radiogeräte, CDs, Bücher, ein Musikinstrument, ein Monochord wurde angeschafft und Kühlschränke für Lieblingsgetränke eingebaut. Auf Station 2 wurde das Zimmer 215 von Grund auf saniert, in der Hoffnung, dass die Klinikleitung nacheifert, was leider nicht geschah.
Der Andachtsraum wurde neu gestaltet. Das Werk von Herrn Zwick, ein schönes blaues Kreuz , machte den Ort der Stille perfekt. Angeschafft wurde außerdem ein E-Piano.
Auch bei der Neugestaltung der Cafeteria hat sich der Förderverein mit einem höheren Geldbetrag beteiligt, sodass ein hochwertigerer Fußboden verlegt werden konnte. Die letzten Ausgaben wurden für eine mobile Morphiumpumpe, ein medizinisches Skelett, zwei Sessel für die Palliativstation und Gardinen für vier Patientenzimmern getätigt. Da das Klinikum Annweiler geschlossen wurde, wurden die Sitzgruppe, das Skelett, die Pumpe und die Gardinen, welche noch überarbeitet werden, der neuen Palliativstation in Bad Bergzabern zu Verfügung gestellt. Die Kosten für die Umarbeitung der Gardinen übernimmt noch der Förderverein.
Dieser Betrag wird noch abgezogen vom derzeitigen Kassenstand von 26.294 Euro. Über die verbleibende Summe wurde dann im Laufe der Versammlung entschieden.
Kassenwart Herr Schweizer berichtete über Einnahmen, Spenden und Ausgaben der letzten drei Jahre. Seit Beginn der Corona-Krise habe kein Tag der offenen Tür stattgefunden, der immer gute Erlöse einbrachte. Allgemein habe die Spendenbereitschaft seither nachgelassen. In 2023 wurden vorerst keine Mitgliederbeiträge erhoben.
Im Anschluss gab Dr. med. Christoph Wiegering, ehemaliger Chefarzt der Inneren Medizin der Klinik Annweiler, sein Statement ab. Der Wegfall des Klinikums Annweiler stelle einen großen Verlust dar, bedauerte er. Die aktuelle medizinische Versorgung habe sich jedoch in den letzten Jahren grundlegend verändert und eine Notfallmedizin sei in Annweiler nicht mehr durchführbar gewesen. Geriatrie und Palliativmedizin, die in Annweiler aufgebaut wurden, seien zum damaligen Zeitpunkt noch sehr neu gewesen und stellten somit eine gewisse Garantie für den Fortbestand der Klinik dar. Da diese beiden medizinischen Bereiche aber keine Gewinne erzielen, wurde von der Geschäftsleitung beschlossen, die Palliativstation langfristig im Klinikum Landau zu etablieren und das Klinikum in Annweiler zu schließen.
Da zurzeit die Räumlichkeiten in Landau noch nicht vollständig zu Verfügung stehen, ist der Bereich Palliativmedizin auf die Klinikhäuser in Bad Bergzabern und Landau paritätisch aufgeteilt.
Herr Dr. Kunt und Frau Dr. Freitag leiten die Abteilung in Landau, Frau Dr. Weidenbach und Herr Dr. Reck in Bad Bergzabern.
Dr. Elisabeth Freitag, leitende Oberärztin, zuständig für Innere Medizin, Geriatrie und Palliativmedizin, stellte sich bei der Mitgliederversammlung persönlich vor und berichtete über die Arbeit und die Pläne in Landau. Sie ist seit 2019 für das Klinikum tätig und äußerte ihr Bedauern darüber, dass die Förderung der Palliativmedizin vom Gesundheitssystem wenig Rückhalt erfährt. Die Struktur in Annweiler sei nicht perfekt gewesen, aber das Personal hätte durch sein Engagement vieles kompensiert und Palliativmedizin optimal „gelebt“, lobte sie.
Freitags Anliegen ist, die Palliativmedizin in Landau so zu führen, dass die Geschäftsleitung diesen medizinischen Bereich optimal unterstützt. Ein Konzept wurde von ihr erarbeitet, der Geschäftsleitung vorgelegt und von dieser als gut befunden. Geplant sind fünf Betten, das sei die Mindestgröße für eine Palliativmedizin, 8 bis 10 Betten wären optimal. Wenn dieser Zustand in Landau erreicht ist, wird die Station in Bad Bergzabern geschlossen.
Aktuell gründet Elisabeth Freitag einen eigenständigen Förderverein für die Palliativstation in Landau. Letzten Endes sei Palliativmedizin leider auf Unterstützung von außerhalb angewiesen.
Durch eine Frage von Herrn Flickinger angeregt, beschlossen die anwesenden Mitglieder, dass der Förderverein bis zum Jahresende kommissarisch weitergeleitet wird, um zu prüfen, ob ein eventuell entstehendes medizinisches Zentrum durch den Förderverein unterstützt werden könnte.
Damit das vorhandene Geld des Fördervereins bei notwendiger Auflösung nicht dem allgemeinen medizinischen Belangen der Klinik Landau übergeben werden muss, wurde die Vereinssatzung mit dem Zusatz „für palliative Belange“ geändert.
Den anwesenden Mitgliedern liegt es am Herzen, dass weiterhin gezielt die Palliativstation unterstütz werden sollte und so wurde die Änderung einstimmig beschlossen und durch den kommissarischen Vorstand veranlasst.
Ein neuer Vorstand wurde nicht gewählt, da im Moment noch nicht absehbar ist, wie die Zukunft des Fördervereins aussehen wird.
Autor:Britta Bender aus Annweiler |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.