Schlacht um Weißenburg
Bombenkrieg
Wissembourg. Am 4. August 1870 um 8.15 Uhr begann die erste Schlacht des Deutsch-Französischen-Kriegs um Weißenburg. Fast 3.000 Opfer forderte die Schlacht, die militärisch unnötig, aber ein großer Propaganda-Sieg war.
Kanonenkugeln fliegen durch die Stadt, Brandraketen zünden Häuser an, Häuser stürzen zusammen. „Die 18-jährige Tochter des Gerichtsschreibers Schnabel will mit ihrem jungen Bruder in den Keller flüchten; ein Granatsplitter reißt ihr den Unterleib auf; ihrem Bruder wird ein Finger abgerissen. Das Haus Meyer geht in Flammen auf“, beschreibt Capitaine Lauwereyns die Situation in Weißenburg während des deutschen Angriffs auf die Stadt am 4. August 1870. Der französische Soldat wird von Kurt Baumann in dem Buch „1870 Diesseits und jenseits der Grenze“ zitiert.
Franzosen wurden von Angriff überrascht
Um 8.15 Uhr begann die Schlacht bei Weißenburg mit der Eröffnung des Artilleriefeuers der 4. bayerischen Division auf die Stadt. Erst am Vorabend war dort das zweite Bataillon des 74. französischen Linien-Regiments eingetroffen. Aber für die Franzosen kam der Angriff völlig überraschend. Noch beim ersten Kanonendonner glaubte der befehlshabende französische General Abel Douay, es handele sich um feindliche Aufklärung und nicht um einen ernsthaften Angriff. Derweil wurde eine zweite Batterie Geschütze in den Weinbergen südlich von Schweigen von den Bayern in Stellung gebracht. Bald wurden sie ergänzt von 30 preußische Kanonen am Windhof, die ihre Granaten auf Weißenburg und französische Batterien am Bahnhof schossen.
Die Stadt war zwar keine Festung mehr, aber Wälle und sumpfige Wassergräben erschwerten eine Einnahme durch Infanteristen. Nur drei Tore führten in die Stadt: das Hagenauer Tor im Süden und das Landauer Tor im Osten waren mit Zugbrücken gesichert, das Bitcher Tor im Westen war nur ein Einschnitt in den Wall. Das zweite Bayerische Korps rückte von Schweigen aus auf die Stadt vor. Doch die Angriffsversuche der Bayern scheiterten, so dass sie gegenüber des Bitscher und des Landauer Tors in Stellung gingen. Über Steinfeld und Schleihtal kam von Osten das V. preußische Korps zur Hilfe. Doch zwischen Altenstadt und Weißenburg hatten sich sogenannte Turkos verschanzt, Soldaten aus den nordafrikanischen Kolonien Frankreichs. Dreimal wurden die Preußen von den Turkos zurückgeschlagen. Erst das Artilleriefeuer von Süden vertrieb die französischen Soldaten. Doch auf der Pappelallee nach Weißenburg haben sich die versprengten Turkos hinter eine zwei Meter hohe Mauer gerettet, von wo sie die angreifenden Preußen beschossen. Unter hohen Verlusten kämpfen sich die Preußen Schritt für Schritt weiter zum Bahnhof, wo sich ein weiteres französisches Bataillon verschanzt hatte. Erst gegen Mittag, als General Maurice Pellé vom Tod des Generals Douay erfährt, ziehen sich die Turkos zurück. Nach der Schlacht ist die Straße um den Bahnhof mit Leichen bedeckt, so Baumann.
Übergabe der Stadt Weißenburg
Die Einnahme des Bahnhofs machte einen Rückzug unmöglich. Doch der erwartete Rückzugsbefehl erreichte den Kommandanten nicht, weil der überbringende Soldat getötet wurde. So wehrte sich die Stadt und hielt die Angreifer auf Abstand, bis die Preußen zwei Geschütze nahe an das Landauer Tor heranrückten und einen Pfeiler trafen. Dann gelang es bayerischen Jägern mit ein paar Axthieben, die Zugbrücke zu Fall zu bringen, und bayerische und preußische Bataillone drangen in die Stadt ein. Auch das Hagenauer Tor fiel, weil die Torwachen keine Munition mehr hatten. Es drohte ein Häuserkampf. Doch auf das Bitten des Bürgermeisters wird verhandelt und gegen um zwei Uhr die Stadt übergeben. Doch damit war die Schlacht nicht beendet. Die Schlacht wurde südlich von Weißenburg, auf dem Geisberg entschieden, die Hauptstellung von General Douay mit vier Bataillonen. Die preußischen Kanonen feuerten schon seit dem Morgen auch auf den Geisberg.
General Douay war tödlich getroffen
Das XI. preußische Armeekorps war um 4 Uhr von Rohrbach aus aufgebrochen und bei Schlachtbeginn bereits in Scheithal eingetroffen. Erste Gefechte am Geisberg gab es bereits ab 10.30 Uhr, gegen 11 Uhr marschierten drei preußische Regimenter von Osten auf den Geisberg zu, wurden aber aus Obstgärten und Hopfenplantagen mit heftigem Feuer aus den französischen Chassepots empfangen. Die französischen Gewehre waren den Deutschen in Reichweite und Schnelligkeit überlegen. Aber gegen Mittag kamen von Altenburg weitere preußische Truppen von Norden auf den Geisberg zu. Da waren die wenigen französischen Geschütze bereits in Sicherheit gebracht und auch General Douay war tödlich getroffen.
Unter Trommeln, die Fahne voran liefen die preußischen Soldaten gradewegs dem Feuer der Chassepots entgegen, während die Kanonen über ihre Köpfe hinweg die feindlichen Stellungen beschossen. Endlich rückten die Königsgrenadiere an und vertrieben die Franzosen aus den Hopfenplantagen, ein Großteil wird versprengt, aber 400 Mann retten sich in das Schloss Geisberg.
Tote liegen um Schloss Geisberg
Vollkommen sinnlos stürmten die Preußen auf die Mauern zu und sterben massenhaft im Gewehrfeuer der im Schloss verschanzten Franzosen. Um das Schloss herum lagen bald überall Tote und Verletzte. Erst die herangeschaffte Artillerie zwingen die Verteidiger in die Keller. Gegen 2 Uhr hatten die 200 übrig gebliebenen Franzosen keine Patronen mehr und ergaben sich der Übermacht von sieben preußischen Bataillonen. Von den 5.000 Franzosen waren in der Schlacht bei Weißenburg nach Baumann insgesamt 1.100 gefallen oder verwundet worden sowie 1.000 in Gefangenschaft geraten. Von den 30.000 deutschen Soldaten starben rund 1.700 oder wurden verwundet, so Baumann.
Militärisch wäre eine Umgehung der französischen Truppen sinnvoller gewesen, sind sich die Militärhistoriker einig, sie wären vom Rest des Landes und der Versorgung abgeschnitten gewesen und sowohl Weißenburg wie die Bataillone auf dem Geisberg hätten sich ergeben müssen. Aber die Kunde vom ersten deutschen Sieg begeisterte die Menschen in der Südpfalz wie in ganz Deutschland. Noch verheerender war zwei Tage später die Schlacht bei Wörth, die ebenso unsinnig war und in der Deutschland über 10.000 Soldaten verlor und die Franzosen etwa 8.000 Tote und Verwundete zu beklagen hatten. [rko]
Autor:Dehäm Magazin aus Ludwigshafen | |
Amtsstraße 5-11, 67059 Ludwigshafen | |
+49 621 5902484 | |
redaktion@suewe.de |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.