Kalenderblatt - SÜW
Der Allrounder SPD-Politiker Willibald Gänger
Die Sozialdemokrat:innen sind auf dem Vormarsch. Besonders in Rheinlandpfalz schaffen sie etwas, was diese Partei schon lange in keinem Bundesland mehr erreicht hat.
Dies ist nicht nur den Spitzenkandidat:innen zu verdanken, sondern auch den Errungenschaften der früheren pfälzischen Parteiangehörigen. Zu den herausragenden unter ihnen gehörte der SPD-Politiker Willibald Gänge. Er starb am 10. Dezember 1994 in Bad Bergzabern.
Gänger, geboren am 16. Dezember 1903 in Wörth am Rhein, absolvierte nach dem Abschluss der Volksschule in Karlsruhe eine Schlosserlehre und schloss sich 1918 der Arbeiterbewegung an. Er besuchte die sozialistische Heimvolkshochschule, die in dem im Barockstil erbauten Schloss Tinz im thüringischen Gera untergebracht war.
Im Anschluss ging er auf Wanderschaft. Von 1926 bis 1931 führte ihn sein Weg in die Sowjetunion und nach Vorderasien. Während dieser Zeit bildete er sich an einer Moskauer Universität weiter. Zurück in Deutschland, folgte der Besuch der Gewerkschaftsschule in Dürrenberg.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten betätigte sich Gänger im Widerstand und übernahm 1933 in Karlsruhe die Leitung einer illegalen Gruppe aus Personen, die zuvor dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und der SPD angehört hatten.
Des Weiteren fungierte er als Herausgeber der von den Nationalsozialisten verbotenen Zeitung „Gegen den Strom”. Offiziell verdingte er sich jedoch als Schlosser, Monteur und Reisevertreter.
Ab 1940 war Gänger als Soldat in den Zweiten Weltkrieg involviert. Er diente an der Ostfront, wurde unter anderem als Dolmetscher eingesetzt und geriet als Unteroffizier in Gefangenschaft. Aus dieser 1946 entlassen, war er zunächst in der Arbeitsverwaltung aktiv. Ab 1952 betrieb er ein Schuhgeschäft in Bergzabern.
Mittlerweile hatte Gänger sich der SPD angeschlossen. Er wurde zum Vorsitzenden des SPD-Kreisverbands Bergzabern gewählt und war Vorstandsmitglied des SPD-Bezirks Pfalz, für den er auch als Parteisekretär arbeitete. Ab 1948 wirkte er als Kreistagsmitglied des Kreises Bergzabern auch auf dieser Ebene politisch mit.
Von 1946 bis 1947 gehörte er der Beratenden Landesversammlung an, die von den Alliierten mit der Ausarbeitung der Landesverfassung für Rheinland-Pfalz beauftragt worden war. Während der ersten Landtagswahl im Mai 1947 wurde er als Abgeordneter in den Rheinland-Pfälzischen Landtag gewählt, dem er ohne Unterbrechung bis zum Ende der fünften Legislaturperiode 1967 angehörte. Parallel zu seiner parlamentarischen Tätigkeit war er unter anderem Mitglied des Rundfunkrats des Südwestfunks (SWF).
Privat betätigte sich Gänger als Kunstsammler. Er war von 1951 bis 1958 Geschäftsführer der Pfälzischen Sezession und Vorstandsmitglied der Vereinigung pfälzischer Kunstfreunde.
Anlässlich seines 90. Geburtstags präsentierte eine Ausstellung Werke seiner Kunstsammlung aus dem Jahr 1993 im Landtag Mainz, im SPD-Haus Neustadt und aus dem Jahr 1994 in der Südpfälzischen Kunstgilde Bad Bergzabern.
Im historischen Gasthaus „Zum Engel“, das als eine der schönsten Renaissancebauten der Pfalz gilt, befindet sich das Museum der Stadt Bad Bergzabern, das ein wunderschönes Porträt von Willibald Gänger aufbewahrt. Es zeigt ihn in einem Sessel sitzend. Der rechte Arm liegt auf der Lehne, und in der linken Hand hält er eine Mütze. Das Porträt wurde von dem polnisch-pfälzischen Künstler Heinz Brzoska angefertigt, der seine Werke vor allem in der Pfalz ausstellte.
Gänger war seit 1934 in zweiter Ehe mit Luise Hahn verheiratet und hatte eine Tochter.
Er wurde 1965 mit dem Verdienstkreuz erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Z. Haggag
haggag@web.de
Autor:Zenhom Haggag aus Bad Bergzaberner Land |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.