Das Wochenblatt stellt Sehenswürdigkeiten vor
Owwerhauser Türmel
Ausflugstipp.Trifels, Burg Landeck und das Bad Bergzaberner Schloss kennt jeder, aber unsere Region hat eine Menge mehr zu bieten an Sehenswürdigkeiten und Freizeitmöglichkeiten. Wir werden künftig in loser Reihenfolge immer wieder Tipps zu Ortschaften und weniger bekannten Plätzen veröffentlichen. Los geht’s mit Oberhausen und seinem sehenswerten Türmel.
„Klein aber fein“, so bezeichnet Ortsbürgermeister Jens Sprenger das 500-Seelen-Dorf östlich der Kurstadt Bad Bergzabern. Und idyllisch ist es: das Umgeben von Weinreben, mit Blick auf den Pfälzer Wald liegt es südlich vom plätschernden Erlenbach, der am nördlichen Ufer bei einem Spaziergang das Gefühl vermittelt, im Urlaub zu sein. Überhaupt lädt die Umgebung zu Wanderungen und Radtouren ein. Mit dem Fahrrad ist auch schnell der ein Kilometer entfernte Bahnhof in Barbelroth zu erreichen, von wo aus die Fahrt nach Winden möglich ist und von dort aus die Weiterreise entweder Richtung Karlsruhe oder Mannheim.
Die Bundesstraße 427 verbindet Bad Bergzabern mit dem Karlsruher Raum und führt durch Oberhausen. Somit sind so manchem Ausflügler oder Touristen bei der Durchreise die wunderhübschen Fachwerkhäuser aufgefallen und vor allem das schmale Gebäude mit Türmchen in der Dorfmitte, auf welches man von Osten kommend direkt drauf zu fährt. Sieht aus wie eine ganz kleine Kirche, ist es aber nicht. Es ist das geschichtsträchtige „Owwerhauser Türmel“, das heutige Rathaus des Ortes.
Ursprünglich stand an derselben Stelle ein Wachthaus. Im Jahre 1828 kam die Idee auf, dieses abzureißen und ein neues zu bauen. Vierzig Jahre später erst wurde im Gemeinderat dieser Neubau beschlossen, welcher dann zwei Stockwerke haben sollte und ein Türmchen mit Glocken. 1870 lagen dann die Bauzeichnungen vor, auf denen ein „richtiger“ Glockenturm mit je einem Ziffernblatt nach Osten und nach Westen zu sehen war.
Diese Glocken sollte die Funktion eines Kirchturms übernehmen, obwohl oder gerade weil Oberhausen gar keine Kirche hat, sondern sich diese im Nachbarort Barbelroth befindet.
Im März 1876 konnte dann endlich der Einzug stattfinden. Die Wachtstube befand sich im Erdgeschoss und im Obergeschoss war von nun an die Amtsstube beherbergt, welche als Gemeindebüro, Sitzungszimmer und Standesamt genutzt wurde.
Beide Weltkriege hat das Türmel fast unbeschadet überstanden, lediglich die Turmuhr wurde zerstört. In der Nachkriegszeit wurde die Amtsstube als Wohnraum vermietet und im Untergeschoss befand sich die Milchsammelstelle. Das Gemeindebüro war ins Schulhaus verlegt worden. Die Glocken blieben von 1942 bis 1949 stumm. Anschließend half man sich einige Jahre mit geliehenen Glocken aus, bis 1955 zwei neue einzogen und auch die im Krieg zerstörte Turmuhr wurde durch eine neue ersetzt.
In den Jahren 1959/1960 wurde das Türmel, vor allem im Innenbereich, saniert. Das Gemeindebüro zog ins Erdgeschoss, das Sitzungszimmer wieder in den ersten Stock ein.
1988 wurde eine weitere gründliche Renovierung durchgeführt. Das Dach war an der Reihe, die Fassade und auch der kleine Platz auf der Rückseite wurde neu gestaltet.
Seit 2003 befindet sich inzwischen an allen vier Seiten des Türmels neue Ziffernblätter.
Vor drei Jahren fand die bisher letzte Umgestaltung statt, energetische Aspekte mussten berücksichtig werden.
Unter anderem wurde eine Infrarotheizung installiert. Eine solche Wärmequelle macht Sinn, wenn Räumlichkeiten selten genutzt werden, wie in diesem Falle. Die Anschaffungskosten sind gering und Wartungsarbeiten entfallen. Im Zuge der Baumaßnahmen wurde außerdem der Eingang auf die Rückseite des Gebäudes verlegt.
Das Wahrzeichen „Owwerhauser Türmel“ wird bis heute als Rathaus genutzt und der Glockenklang lässt die Einwohner des Dorfes wissen, was die Stunde geschlagen hat. beb
Autor:Britta Bender aus Annweiler |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.