Vom Clunker zum E-Mountainbike
Elektro- gegen Muskelkraft
Mountainbike. Es war in den siebziger Jahren, als ein paar Hippies mit Fahrrädern vom Schrottplatz die Hügel Kaliforniens hinab fuhren. Sie konnten nicht ahnen, dass die rostigen Clunker-Bikes mit geschwungenem Oberrohr und breiten Reifen Jahrzehnte später zu Sportfahrzeugen auf höchstem technischen Niveau mutieren und sogar mit einem elektrischen Hilfsmotor ausgestattet würden. Das Mountainbike war erfunden oder kurz: MTB!
Mountainbike-Pioniere
Namen wie Gary Fisher, Charles Kelly und John Breeze sind bis heute noch unmittelbar mit dem MTB verbunden. So auch der Ort Marin County, wo die Bikepioniere mit ihren behäbigen Rädern die Hügel runter rollten. Downhill!
Technisch waren die Bikes eine Katastrophe, Materialschäden an der Tagesordnung, es gab noch keine Gangschaltung und gebremst wurde mit Rücktritt über die Hinterradnabe. Sämtliche Schrottplätze der Umgebung dienten der Materialbeschaffung und manchmal wurden regelrechte Expeditionen in andere Region gestartet, mit dem Ziel etwas Brauchbares zu finden.
Schließlich entwickelten die Bikepioniere die Clunker-Bikes ständig weiter, statteten sie mit einer Kettenschaltung aus, machten sie schlanker und sicherer. Gary Fisher, der unermüdliche Antriebsmotor der Bikerszene, kam aus dem Straßenrennsport, dem er 1979 den Rücken kehrte und sich ausschließlich um die Entwicklung von Mountainbikes kümmerte.
Der Siegeszug des neuen Sportgerätes war nicht mehr aufzuhalten. Dabei lagen die Gründe für den immensen Erfolg im Outdoor-Trend der damaligen Zeit: Raus aus der Stadt, rein in die Natur. Die Bewegung setzte auf Fitness, Gesundheit, Freizeit, Naturerlebnis, aber auch auf Speed und Spaß. Das Bike ermöglichte dieses Lebensgefühl, denn es war einfach zu handhaben, robust und beinahe überall einsetzbar.
Und es dauerte nicht lang, da schwappte die Mountainbike-Bewegung von Amerika nach Europa über. Nach 1983 tauchten in Deutschland die ersten Serienräder auf. Nun wurde das Bike auch als Sportgerät entdeckt und für wettbewerbstauglich empfunden. Eines der ersten Mountainbikerennen, aus dem sich fünf Jahre später der Worldcup entwickelte, fand damals in Garmisch-Partenkirchen statt.
Mountainbike-Geschichte im Pfälzerwald
Ohne es zu wissen, hatte auch ich, Lokal-Redakteur dieses Verlags, eine ähnliche Geschichte durchlebt. Wir Jungs hatten nämlich ebenfalls aus schrottreifen Drahteseln Räder zusammengebaut und sind im Pfälzerwald die Wege hinunter gedüst. Manchmal ging es gut, manchmal auch nicht und so blieben einige Narben, die an die wilde Zeit zwischen dem Peterskopf und dem Schlossberg erinnern.
Ganz klar, dass das Mountainbike-Virus auch mich infizierte. Und so geschah es im Jahr 1986, dass ich mein erstes MTB kaufte. Nicht irgendeines, nein, es sollte ein Bike von Gary Fisher sein. 1.500 Mark kostete mich der Spaß damals, der mich über 30 Jahre begleiten sollte: das HK II (ausgesprochen: Hoo Koo E Koo).
Das ist lange her und mittlerweile bin ich auf ein E-Mountainbike umgestiegen. Das ist nicht nur dem Alter geschuldet, es bereitet auf eine ganz andere Art Vergnügen. Artgerecht eingesetzt macht nämlich plötzlich auch das Up-Hill-Fahren Spaß. Für alle Kritiker und Puristen vorweg: Dafür braucht man es wirklich. Auf der Straße, in der Ebene und bergab ist man mit anderen Bikes manchmal echt besser bedient.
Zugegeben, es hat eine Zeit gebraucht, sich für ein Pedelec zu entscheiden, aber die Pfade hoch zum Eckkopfturm wurden eben immer steiler und irgendwann blieb ich bei meinen Touren in der Ebene, was ja auch ganz schön ist. Mit dem E-MTB eröffnen sich aber gerade am Berg ganz neue Perspektiven und schließlich habe ich als Motivationshelfer ja keinen Udo Bölts an meiner Seite. map
Autor:Franz-Walter Mappes aus Bad Dürkheim |
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