Ein literarischer Rückblick auf eine lange Tradition im Bad Dürkheimer Stadtteil Hardenburg
„Wem ist die Kerwe?“ „Unser ist die Kerwe!“

Der Kerweplatz liegt zwischen dem Gebäude des Kindergartens und der Turnhalle. | Foto: Franz Walter Mappes
2Bilder
  • Der Kerweplatz liegt zwischen dem Gebäude des Kindergartens und der Turnhalle.
  • Foto: Franz Walter Mappes
  • hochgeladen von Franz-Walter Mappes

Von Franz Walter Mappes

Bad Dürkheim.Der Bad Dürkheimer Stadtteil Hardenburg feiert von Freitag, 21. bis Montag, 24. Juni Kerwe. Die Kerwe hat in Hardenburg eine lange Tradition und wurde von Hans Zachert in seinem Buch „Hardenburg“, herausgegeben vom Heimatverein Hardenburg, in einer an die Historie angelehnten Geschichte beschrieben.

Heiß brannte die Sonne vom wolkenlosen Himmel am Johannistag im Juni des Jahres 1405. Im Dorf und oben in der Burg herrschte reges Leben und Treiben. Am Lindenbaum und am Schlossberg standen die Menschen, Männer, Frauen und Kinder im Sonntagsstaat und erwarteten das große Ereignis, von dem man ihnen erzählt hatte.
Heute sollte droben auf der Burg die neue Kapelle eingeweiht werden, die der Burgherr hatte einrichten lassen. Der Generalvikar Ludwig sollte aus Speyer kommen und die feierliche Einweihung der Kapelle vornehmen, die dem heiligen Johannes gewidmet sein sollte.
Jetzt hört man schon den andächtigen Zug, der die Dorfstraße heraufkommt. Feierlich schalt der Gesang der Mönche und der Begleiter des geistlichen Herrn, die Flöten und Schalmeien erklingen, und umgeben von den Trägern der Kirchenfahnen und Standarten zieht er winkend und segnend an den Leuten am Wegrand vorbei, den Schlossberg hinauf. Ein buntes Bild, das unsere Hardenburger Vorfahren in dieser Pracht kaum vorher gesehen hatten, und das sie wohl nie vergessen würden. Heute brauchten sie überdies nicht zu arbeiten, und sie freuten sich alle über diesen freien Tag.
So mag am Nachmittag mancher Bürger in die Dorfschänke gegangen sein, wo es hoch herging. Da begegnen wir auch dem Dorfschulzen, der sich mit einigen seiner Ratsmitglieder in eine kühle Ecke zurückgezogen hat. Es gibt viel zu erzählen über die Feier oben auf der Burg.
„Na Jörg,“ hören wird eben den Schultheiß, „eine laute Stimme hast du ja, aber dein Gesang heute Morgen hat mich doch arg an einen von deinen Ochsen erinnert!“
Und in dem allgemeinen Gelächter kommt jetzt die tiefe Stimme Jörgs, des Gemeindehirten: „Hast gut reden, Schultheiß! von meinen Rindviechern kann ich das Singen nit lernen, und die frommen Brüder von der Limburg, die so schön singen, gehören halt nit zu meiner Herd!“.
So gab ein Wort das andere, und die Becher wurden immer wieder gefüllt mit dem wein, der oben auf dem Wintersberg gewachsen war.
Das ist nun über 600 Jahre her, so alt ist das Hardenburger Kirchweihfest, kurz „Kerwe“ genannt.
Bis auf den heutigen Tag wird sie alljährlich um den Johannistag herum im Juni gefeiert. Bei den Leuten in der Umgebung wird sie auch „Kuckuckskerwe“ genannt, weil der Kuckuck in diesen Tagen in den Wäldern um das Dorf sein Rufen einstellt. „Die Hardenburger haben den Kuckuck gefressen“ spötteln dann die Dürkheimer, die Grethener und die Seebacher Nachbarn.
An den Kirchweihtag des Jahres 1405 erinnern noch heute einige Dinge, die bei der Hardenburger Kerwe üblich waren und bewusst noch heute gepflegt werden.
Der Kerweumzug lässt uns noch heute an den Einweihungstag und den feierlichen Zug den Schlossberg hinauf zur Burg denken, der Kerwebaum mit den Kerwebuben erinnert an die Fahnen und Standartenträger von damals. Früher gab es auch noch den „Kerwekönig“ und eine „Kerwekönigin“, die in der offen Chaise im Zug mitfuhren, von allen bejubelt.
Dann wurde auch noch die „Kerweredd“ am Lindenbaum gehalten, in der den Leuten im Dorf ihre „Sünden“ des vergangenen Jahres zur Freude aller Gäste und Besucher mit Witz und Spaß präsentiert wurden. Dabei könnte man an die Predigt des Generalvikars aus Speyer denken, der damals das Volk an seine Sünden erinnerte.
Schließlich das fröhliche Zusammensein auf dem Kerweplatz und der Kerwetanz, der früher zu jeder Kerwe gehörte, dazu war kein Vorbild nötig, das gab es sicher von altersher in den Gassen und auf den Plätzen des kleinen Dörfchens am Fuße des Hardenburger Burgberges. Nun ist aus dem kirchlichen Fest im Lauf der Jahre ein Fest des Volkes geworden, und nicht zufällig hört man bis auf den heutigen Tag beim Kerweumzug immer wieder den Aufschrei: „Wem ist die Kerwe?“ und die donnernde Antwort: „Unser ist die Kerwe!“.

Hinweis:
Aktualisierter Text aus dem Buch „Hardenburg“ von Hans Zachert, herausgegeben vom Heimatverein Hardenburg im Jahr 1994

Der Kerweplatz liegt zwischen dem Gebäude des Kindergartens und der Turnhalle. | Foto: Franz Walter Mappes
In der Evangelischen Kirche findet am Sonntag der Kerwegottesdienst mit einer Kindstaufe statt. | Foto: Franz Walter Mappes
Autor:

Franz-Walter Mappes aus Bad Dürkheim

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

32 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Ausgehen & GenießenAnzeige
Ein echter Familienbetrieb: Im pfälzischen Weingut Mohr-Gutting in Duttweiler bei Neustadt an der Weinstraße gibt es einen sanften Generationenwechsel im Einklang mit Natur und Mensch | Foto: Bioweingut Mohr-Gutting/frei
3 Bilder

"Ökoweinbau ist eine Grundeinstellung - im wahrsten Sinne des Wortes"

Duttweiler. Seit 70 Jahren liegt das Bio-Weingut Mohr-Gutting im malerischen Duttweiler (Neustadt an der Weinstraße). Mit einem sanften Generationenwechsel geht das Familienunternehmen einen wichtigen Schritt in die Zukunft. Die langjährige Tradition des Weinguts wird dabei harmonisch mit innovativen Ideen verbunden. Sanfter Übergang im Einklang mit der Natur Franz Mohr gründete das Weingut 1954, seine Tochter Regina war nicht nur Pfälzische Weinprinzessin, sondern auch die erste...

Wirtschaft & HandelAnzeige
Treppe Neustadt: SH Parkett erledigt die Treppenrenovierung. | Foto: SH Parkett
5 Bilder

Treppe Neustadt: SH Parkett renoviert Holztreppen

Treppen schleifen, versiegeln, ölen: Bei SH Parkett ist man Profi für Holztreppen. Im Einsatz von Bad Dürkheim über Neustadt bis Landau. Treppe Neustadt. Für eine Treppe aus echtem Holz braucht man ein besonderes Händchen. Stufe für Stufe und das Treppengeländer samt Handlauf wollen stetig gepflegt werden. Gründliches Reinigen versteht sich von selbst. Wenn dann irgendwann die Spuren der täglichen Strapazen zu stark ins Auge stechen, braucht man fürs Renovieren einen echten Profi: Dann ist man...

Wirtschaft & HandelAnzeige
Bett Grünstadt: Im Möbelhaus Huthmacher gibt man sich größte Mühe, die besten Voraussetzungen für einen guten Schlaf zu schaffen. | Foto: Huthmacher
3 Bilder

Bett Grünstadt: Schlafzimmermöbel bei Huthmacher kaufen

Grünstadt. Das Möbelhaus Huthmacher begeistert mit schönen Betten, bequemen Matratzen und stilvollen Möbeln fürs Schlafzimmer. Bett Grünstadt. Wenn die Fachberater im Möbelhaus Huthmacher gemeinsam mit ihren Kunden ein gemütliches Schlafzimmer zusammenstellen, setzen sie auf renommierte Marken wie Schramm, Team 7, Kettnaker, Interlübke, Presotto oder Contur-Schlafprogramm. Das Einrichtungshaus begeistert mit der großzügigen Ausstellung, in der das Angebot für komplette Schlafzimmer umfassend...

RatgeberAnzeige
Bestatter in Neustadt an der Weinstraße: Bei der Trauerfeier haben alle die Gelegenheit, dem Toten die letzte Ehre zu erweisen | Foto: Trauerhilfe Göck/Isaworks
3 Bilder

Bestatter in Neustadt | Weinstraße: So wichtig ist ein zuverlässiges Bestattungsinstitut

Bestatter Neustadt. Stirbt ein geliebter Mensch, machen die Angehörigen eine schwere Zeit durch. Im Trauerfall braucht es ein kompetentes Bestattungsinstitut, auf das man sich verlassen kann. Die Trauerhilfe Göck unterstützt Hinterbliebene auch an der Weinstraße im Umgang mit Tod und Trauer. Die Trauerhilfe Göck bietet Trost und Unterstützung und hilft den Angehörigen, den Abschied in einer würdevollen und einfühlsamen Weise zu gestalten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im...

Wirtschaft & HandelAnzeige
Küche Grünstadt: Bei Brigitte B's Küchenkultur entdecken die Kunden rund 30 ganz unterschiedliche Küchen. Angeboten werden auch Küchen der Architekturmarke LEICHT. | Foto: LEICHT

Küche Grünstadt: Brigitte B's Küchenkultur inspiriert

Grünstadt. Brigitte B's Küchenkultur entführt in die weite Welt der Küchen: Die Einbauküchen und Küchenzeilen sind Traumküchen. Ständig werden auf der fast 1000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche etwa 30 wechselnde Markenküchen gezeigt. Dabei sind alle Stile vertreten: Landhaus, Industrielook, zeitloses Design. Die Bandbreite reicht von modernen Massivholzküchen bis hin zu grifflosen Küchen. Wer den Besuch im Küchenstudio nicht abwarten möchten, kann sich vorab schon einmal online bei...

Ausgehen & GenießenAnzeige
Kreuzfahrt als Gruppenreise erleben: Gemeinsam mit den Kreuzfahrtfreunden aus der Pfalz kann man die schönsten und interessantesten Ziele der Welt entdecken. Rundum betreut und sicher.  | Foto: stock.adobe.com/ Pav-Pro Photography
2 Bilder

Kreuzfahrt als Gruppenreise: Entdecken Sie die schönsten Reiseziele

Kreuzfahrt als Gruppenreise. Gemeinsam mit Gleichgesinnten einzigartige und unvergessliche Erfahrungen an Bord eines Kreuzfahrtschiffs erleben und die schönsten Reiseziele der Welt in einer entspannten und intensiven Art erkunden. Lassen Sie sich von traumhaften Orten beeindrucken und erleben Sie faszinierende Landschaften, kulturelle Begegnungen und abenteuerliche Ausflüge als deutschsprachige Gruppenreise gemeinsam mit dem Kreuzfahrtfreunden.  Warum eine Kreuzfahrt in der Gruppe buchen?Seit...

Online-Prospekte aus Bad Dürkheim und Umgebung



add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ