Bad Dürkheimer Kammerorchester 17.11.2024
Außergewöhnliche Nordlichter in der Burgkirche

Foto: Quelle: Kammerorchester Bad Dürkheim

Es ist schon außergewöhnlich, was sich da am Sonntag, den 17.Nov.2024, in der Burgkirche Bad Dürkheim ereignete. Das Bad Dürkheimer Kammerorchester, verstärkt durch einige Bläser, hatte zu seinem Programm „Nordlichter“ mit Werken von nordischen Komponisten geladen, deren Namen sonst kaum auf Konzertprogrammen erscheinen. Die Sorge der pfälzischen Musikgesellschaft als Veranstalter, dass sich dies auf die Publikums-Resonanz auswirken würde, war unbegründet, war die Burgkirche doch bis fast auf den letzten Platz mit Zuhörenden gefüllt.
Um die Konzertpause gruppierten sich zwei veritable Orchesterwerke. Als erstes das Konzert für Tuba und Streichorchester des Norwegers Arild Plau (1920 – 2005). Das 1990 entstandene Werk atmet den Geist einer gemäßigten Moderne, bei erweiterter Harmonik sind immer tonale Bezüge erkennbar. Die besondere Herausforderung für alle Beteiligten liegt in der diffizilen rhythmischen Gestaltung, mit unregelmäßigen Taktarten und häufigen Takt- und Tempowechseln. Eine für ein Laienorchester nicht einfach zu bewältigende Aufgabe, die jedoch überzeugend gelöst wurde. Kongenialer Partner war hierbei der Solist, Landesposaunenwart Matthias Fitting, studierter Tubist und erfahrener Orchestermusiker. Er stellte die Tuba (Instrument des Jahres) in ein unerwartet virtuoses und dynamisch vielfältiges Licht, das die sonst dem Instrument zugeschriebene Volksmusik-Attitüde Lügen strafte.
Als zweites Hauptwerk erklangen die Noveletten op. 53 des dänischen Komponisten Niels Willem Gade, der einst bei Mendelssohn studierte und zeitweise dessen Vertreter und Nachfolger am Gewandhaus in Leipzig war. Hier boten sich dem Dirigenten des Abends, dem ehemaligen Bezirkskantor an der Schloßkirche Bad Dürkheim, KMD Jürgen E. Müller vielfältige Möglichkeiten, sein durch die Teilung der Violoncelli zur Sechsstimmigkeit erweitertes Streicherensemble zu bemerkenswerten dynamischen Abstufungen anzuleiten. In den vier Sätzen gelang es, zahlreiche unterschiedliche Stimmungsbilder zu erzeugen, die mit romantischer Melodik, vielen agogisch gestalteten Übergängen und subtil ausgehörten Schlüssen aufwarten konnten. Bemerkenswert die mit Verve vorgetragene Schlussfuge, die in nicht nachlassender Intensität zum Höhepunkt geführt wurde.
Umrahmt wurden die beiden Hauptwerke durch zwei Stücke aus der Feder schwedischer Hofkomponisten in Stockholm. Zu Beginn eine Sinfonie des in Buchen im Odenwald geborenen und als schwedischer Mozart apostrophierten Joseph Martin Kraus. Ein schwungvolles Opus, das so recht zur Einstimmung in das Programm geeignet war. Am Ende dann eine Rückwendung zur Barockzeit mit Sätzen aus der Drottningholmsmusiken von Johann Helmich Roman. Das um zwei Trompeten, Flöte und Oboe erweiterte Orchester setzte damit einen festlichen Schlusspunkt unter ein Programm, das mit einer Vielfalt von vier stilistischen Epochen bestach.
Fazit: Ein außergewöhnlicher Konzertabend, den das erkennbar enthusiasmierte Publikum mit Dankbarkeit und üppigem Applaus zu allen Programmteilen honorierte.

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Autor:

Matthias Rädle aus Bad Dürkheim

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