Lese-Tipps in Zeiten der Seuche
No. 1: Paolo Giordano: „In Zeiten der Ansteckung“
Zugegeben: Alles, was heute zum Thema der aktuellen Pandemie in allen verfügbaren Medien zu lesen, zu hören und zu sehen ist, kann in wenigen Tagen rein rechnerisch schon wieder Schnee von gestern sein. Gar zu dynamisch geißelt uns derzeit die weltweite Pandemie, die sich unter ihrem Künstlernamen „Covid-19“ fraglos einen festen Platz in der Geschichte der Menschheit erkämpft hat.
Dennoch sind Autoren, welche sich zu diesem Thema in tiefgründiger Weise äußern, keineswegs „außen vor“!. Geht es doch letztlich um die Analyse derjenigen Situation, die uns in ebendiese fatale Lage gebracht hat, in der wir uns derzeit befinden.
Einer davon, der sich mittels mehrerer kurzweiliger Essays lesens-und überdenkenswerte Gedanken gemacht hat, ist der italienische Autor Paolo Giordano. Mit seiner schmalen – im Rowohlt-Verlag sowohl als Buch als auch als eBook – gerade erschienenen Veröffentlichung mit dem Titel „In Zeiten der Ansteckung“ analysiert er – von Hause aus sowohl Schriftsteller als auch Physiker – die „Seuche des 21sten Jahrhunderts“ in all ihren gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und historischen Facetten.
Die 26 knappen Texte Giordanos verstehen sich indes keineswegs als akademisch überlastete und womöglich schwer verständliche Einlassungen – eher formuliert der Autor auf Grundlage seines logischen und gleichermaßen menschlichen Denkens einige Strategien, wie wir in der jetzigen Situation handeln und letztlich in der Zukunft als solidarische weltweite Gemeinschaft agieren könnten – und auch sollten: „Denn was hier geschieht, ist nicht zufällig und auch keine Plage. Und es ist überhaupt nicht neu: Es ist schon geschehen und wird wieder geschehen“.
Sobald wir zu verstehen lernen, so Giordano, wie globale Epidemien überhaupt erst geboren werden, sind wir in der Lage, kommende Seuchen erst gar nicht keimen zu lassen. Ein Umdenken sei dringend erforderlich, ein Denken, welches Globales und Persönliches auf einen verträglichen Nenner zu bringen trachtet – eine „erweiterte Verantwortung!“.
Zahlreiche Faktoren seien dabei zu berücksichtigen. Faktoren, über die man sich in globalisierten Zeiten erst mal klar werden und sie akzeptieren muss. Der Diskurs über Ursache und Wirkung sollte, so Giordano, dringend geführt werden! So gesehen sind seine teils auch aus persönlichem Umfeld inspirierten Texte durchaus nicht nur als eine kompetente Analyse der grassierenden Weltseuche zu verstehen, sondern ebenso als lobenswerte Einladung zum Nachdenken. Zum Nachdenken darüber, wie man in der aktuellen Hoch-Zeit der Pandemie zielführend agiert – und sich auf das alltägliche Leben danach vorbereiten kann.
„Nicht zulassen, dass all dieses Leiden umsonst geschieht“: Der letzte Hoffnungsappell in Paolo Giordanos neustem Essay-Band, dessen Verkaufserlös er nach eigener Aussage zum Teil an medizinische Forschungseinrichtungen und an jene Menschen spenden wird, die sich um die betroffenen Kranken kümmern!
Paolo Giordano: In Zeiten der Ansteckung
Wie die Corona-Pandemie unser Leben verändert
Rowohlt, 80 Seiten
Übersetzt von Barbara Kleiner
ISBN: 978-3-499-00564-0
uba
Autor:Udo Barth aus Bad Dürkheim |
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