Von „Brulljesmachern“ und „Raachhinkel“
Uznamen bei der Fasnacht
Von Franz-Walter Mappes
Im Tagebuch schreiben wir über die kleinen Dinge des Alltags. Schönes, Skurriles, Ungewöhnliches. Manchmal gibt es einen Zusammenhang mit Corona, manchmal sind es Dinge, an denen wir früher achtlos vorbeigegangen sind, aber die schwierige Zeit hat uns auch dafür die Augen geöffnet.
Schluss mit lustig
Nächste Woche ist Fasching. Auch Fasnacht, Fastnacht, Karneval genannt. In jeder Region nennt man den Brauch, der seinen Ursprung in der Antike hat, anders.
Die Tage zwischen Weiberfastnacht und Fastnachtsdienstag sind in normalen Zeiten der Höhepunkt der närrischen Saison, die am 11.11. um 11.11 Uhr beginnt. In Bad Dürkheim endet die närrische Zeit mit einem Umzug und der anschließenden Straßenfasnacht. In normalen Zeiten! Doch seit Corona ist Schluss mit lustig.
Auch in diesem Jahr fällt das Spektakel dem Virus zum Opfer. Sie werden uns fehlen, die fröhlichen Menschen mit ihren bunten Kostümen und liebevoll geschmückten Wagen.
Mit von der Partie waren bisher auch immer wieder Gruppen aus der gesamten Region, die sich mit sogenannten Neck- oder Uz-Namen schmücken: „Brulljesmacher“, „Sandhasen“ oder „Flossbachschwalben“ konnte man lesen.
Was aber bedeuten diese lustigen Namen und wo kommen sie her?
Pfiffig und humorvoll
Wegen ihrer gelegentlichen Lautstärke beim Reden nennt man die Pfälzer gerne „Krischer“. Uz- oder Necknamen dieser Art sind in der gesamten Pfalz verbreitet. Ob „Bärmesenser Schlappeflicker“ oder „Ramberger Berschdebinner“, fast jedem Ort ist eine spaßhafte Bezeichnung eigen. Die beiden genannten Begriffe beziehen sich übrigens auf die prägnanteste Berufsgruppe vor Ort.
Gerade in der Fasnacht bedienen sich die Narren gerne dieser überlieferten Uznamen. Ihre Herkunft ist verschieden. Manchmal hängen sie mit der Landschaft zusammen, in der die Orte liegen. Dies erklärt zum Beispiel den Begriff „Weisremer Sandhase“. Zu welchen Orten die Begriffe „Waldböck“, „Kiesbolle“, „Dalböck“ oder „Dreckkäwwer“ gehören, überlasse ich der Phantasie der Leser.
Aber es gibt auch andere Herleitungen. So sind die „Brulljesmacher“ nichts anderes als eitle Angeber, genauso wie „Großsprecher“ oder „Windbeitel“, wo hingegen „Spüllumpezuckler“ eher arme Würstchen sind.
Auch Tiere spielten bei der Namensgebung eine Rolle: „Obersülzener Frösch“, „Lambrechter Gäßböck“, „Kerzenheimer Eidechse“, „Erpolzheimer Giwicke“ oder „Ellerstadter Raachhinkel“.
„Duwaksbrieder“, „Häädböck“, „Gummere“ oder „Krautköpp“ erinnern an den Feldanbau und „Buttermilchschisser“, „Keeskuche“, „Keeseschnäker“ und „Reibelcher“ an die Lieblingsspeisen und Getränke der Einwohner.
Die Liste ließe sich leicht und locker über das Format unserer Zeitung fortsetzen, denn die Uznamen sind so vielfältig und originell wie die Pfalz selbst. Viele der Uznamen gehören mittlerweile der Vergangenheit an. Manchen Menschen sind sie überhaupt nicht bekannt.
Die Bewahrung der Uznamen ist ein Stück Heimatgeschichte und sollte die Ortschaften auf gar keinen Fall verunglimpfen. Bekanntlich trägt der Pfälzer sein Herz auf der Zunge und so soll es auch bleiben.
mps
Autor:Franz-Walter Mappes aus Bad Dürkheim |
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