Mein Corona-Kommentar
Wenn die Seuche modisch wird

Ein global fatales Virus wie Covid 19 scheint neben seiner tödlich wirkenden Potenz wohl auch noch andere ungeahnte Einflüsse mit sich zu bringen: Es regt doch tatsächlich die Kreativität jener Zeitgenossen an, die erstens noch im lustig-lebensfrohen Saft stehen, als „Corona-negativ“ getestet wurden und zudem die teuflische Gabe haben, selbst aus schwärenden Pestbeulen künstlerisch wertvolle Klangschalen für kontemplative Meditationen herzustellen. Es lebe die Kunst! Es lebe der Ideenreichtum und das künstlerische Geschäftsmodell!
In Zeiten wie diesen, in denen professionell-wirksame FFP-Schutzmasken für’s Fachpersonal wie seltene Erden gehandelt und andererseits zusammengeschnippelte alte Unterhosen als vermeintliche Virenbarrieren unter’s gutgläubige Volk gebracht werden, schlägt deutlich und überlaut die Stunde der „DESIGNER“! "DESIGNER" oder solche, die sich dafür halten - keineswegs geplagt von Skrupeln - entwerfen textile Masken als modische Accessoires, geben Tipps zum Selber-Basteln, als ob es sich um karnevalistisch-spaßige Verkleidungen handelte – frei nach dem Motto „Mode schlägt Virus“! Medialer Vorreiter solch absurder Kunst-Kampagne scheint der übersmarte Moderator der überflüssigen Quoten-Show „Shopping-Queen“ zu sein: Guido Maria Kretschmer gibt „Modische Masken-Tipps“! Ein netter Zug von ihm. Leider übersieht der telegene Dressing-Profi, dass es sich beim Objekt seiner Marketing-Begierde keineswegs um eine schmucke Zutat für den Laufsteg handelt, sondern um ein bitter benötigtes und deshalb auch wirksames Element gegen Infektionen. In Seuchenzeiten geht es sicher nicht darum, schön auszusehen. Ein italienischer Politiker brachte es kürzlich im Zusammenhang mit der Schließung von Friseursalons auf den Punkt: Er fragte in seiner temperamentvollen und angesichts der katastrophalen Sterberate verzweifelten TV-Ansprache bezüglich er Ausgangssperre sinngemäß, wohin man denn wolle. Zum Friseur? Die Haare schön machen lassen? Warum denn? "Wenn der Sargdeckel über euch kommt, sieht niemand mehr eure schönen Haare!". 
Obwohl: Seit Urzeiten feiern ja besonders die Wiener „a schöne Leich!“.
Daher könnte man in diesem Zusammenhang Kretschmers Masken-Tipps noch toppen: Lasst uns die neueste Mode endlich in den Kliniken etablieren! Versorgungsschläuche an Intensivbetten in lustig-schrillen Mustern, mit Louvre-Bildern oder Keith-Haring-Zeichnungen an den Wänden, Beatmungsgeräte in tollem Design, auch die Betten nach kreativem Stil gestaltet – in Holzoptik oder Plastik-Style, Lichterketten auf der Intensivstation und eine Wurlitzer-Musikbox mit individuell wählbarem Klangteppich. Und nach dem Friseur kommt noch der Fotograf. Die dann sinnlos gewordenen designten Masken sammelt schließlich der „Shopping-Queen-Guru“ Kretschmer ein und hängt sie in die Sammlung seines Corona-Schranks. Vielleicht ersteigert sie ja jemand, der dann noch unter den Lebenden ist und noch über die nötigen Mittel verfügt...

... zürnt Ihr Udo Barth, der sich noch immer mit ganz normalen Handschuhen und ganz normalen Mundschutzen begnügt – und dabei hofft, die Seuche irgendwann schadlos zu überstehen.

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Autor:

Udo Barth aus Bad Dürkheim

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