Erntebilanz des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Pfalz Süd
Getreideernte enttäuschend
Pfalz. Die Enttäuschung über die Ergebnisse der Getreideernte ist in vielen Betrieben im südlichen Rheinland-Pfalz groß. Eine gemischte Zwischenbilanz zog der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd (BWV) Eberhard Hartelt bei der Erntepressekonferenz des Verbandes im pfälzischen Bischheim. Bis Mitte Juni seien die Prognosen hervorragend gewesen, doch der weitere Witterungsverlauf habe bessere Ergebnisse verhindert. Zu wenig Sonnenstunden und regenbedingte Ernteverzögerungen sorgen für durchschnittliche Erntemengen und heterogene Qualitäten.
Regen war notwendig
Hartelt betonte aber, dass die Landwirte und Winzer mit dem Wetter im Jahresverlauf insgesamt zufrieden sind. Nach drei heißen, zu trockenen Jahren mit regionalen Dürreschäden seien die überdurchschnittlichen Regenmengen absolut notwendig gewesen, um das Wasserdefizit in den Böden auszugleichen. Schadlos kamen aber nicht alle Regionen davon. Mitte April sorgte ein Kälteeinbruch für Frostschäden im Obstbau und bei den Zuckerrüben. Ende Juni führte Starkregen rund um Bad Dürkheim und im Rhein-Pfalz-Kreis zu überschwemmten Weinbergen und Gemüseflächen. Zudem seien die Betriebe durch die feuchte Witterung stärker beim Pflanzenschutz gefordert, um Ernteausfälle zu verhindern.
Die Getreideernte im südlichen Rheinland-Pfalz ist regional sehr unterschiedlich fortgeschritten. Während in Rheinhessen die Flächen nahezu vollständig geerntet sind, hat die Weizenernte in der Nord- und Westpfalz in diesen Tagen erst begonnen. In der Vorder- und Südpfalz hatte die Ernte bereits Anfang Juli begonnen, musste dann aufgrund der feuchten Witterung nahezu zwei Wochen fast vollständig wieder ausgesetzt werden. Solche Verzögerungen führen zu Qualitätsverlusten in reifen Beständen. Insgesamt sind die Erntebedingungen in diesem Jahr schwierig. Die Betriebe hoffen auf sonniges, trockenes Wetter, um die Ernte zeitnah abschließen zu können.
Winzer kämpfen gegen den Falschen Mehltau
Fast uneingeschränkt positiv stellt sich die Situation mit Blick auf das Grünland dar. Während die Futtersituation in den viehhaltenden Betrieben in den vergangenen Jahren durch Hitze und Trockenheit angespannt war, konnten dieses Jahr mindestens zwei sehr gute Grasschnitte eingebracht werden. In Verbindung mit den zu erwartenden hohen Erträgen beim Mais, können die Futterbaubetriebe aufatmen. Neben Mais gehören auch die Zuckerrüben zu den Profiteuren der Witterung.
Die Ertragsaussichten auf dem Acker und am Zuckermarkt geben Hoffnung auf ein gutes Rübenjahr. Im Weinbau ist die Entwicklung insgesamt rund zwei Wochen gegenüber dem vergangenen Jahr zurück. Größte Herausforderung ist aktuell der Kampf gegen den Falschen Mehltau, der mit der feucht-warmen Witterung optimale Bedingungen hat. Mit dem Beginn der Weinlese wird Mitte September gerechnet.
In den Sonderkulturen, zu denen neben Wein auch Gemüse und Obst zählt, war die Verfügbarkeit von Saisonarbeitskräften im Vergleich zum vergangenen Jahr nicht der entscheidende Faktor. Trotzdem haben die Betriebe weiterhin einen hohen organisatorischen und finanziellen Aufwand bei Unterbringung und Beschäftigung ihrer Saisonarbeitskräfte. Durch die erneute, konsequente Umsetzung des strengen Hygienekonzeptes, konnten nennenswerte Corona-Ausbrüche auch in diesem Jahr verhindert werden.
Engagement für Artenschutz
BWV-Präsident Hartelt lenkte den Fokus auch auf die zunehmende Anzahl an landwirtschaftlichen Flächen, die nicht geerntet werden, weil sie für den Natur- und Artenschutz zur Verfügung gestellt werden. Die Betriebe hätten das Engagement in diesem Bereich, nicht nur mit zahlreichen Blühstreifen, in den vergangenen Jahren noch einmal deutlich verstärkt. Der Berufsstand sei auch bereit noch mehr zu tun. Freiwillige, kooperative Maßnahmen, vor Ort angepasst und finanziell ausreichend honoriert, seien der Schlüssel zu einem nachhaltigen Erfolg. Pauschale Verbote, die eine rentable Bewirtschaftung der Flächen verhindern, seien kontraproduktiv, so der BMV-Präsident. Vor diesem Hintergrund gab es den „Schulterschluss Artenvielfalt“ zwischen Landwirtschaft und Naturschutz in Rheinland-Pfalz. Nun sei es an der Politik diesen Weg zu unterstützen und zum Erfolg zu verhelfen. rk/ps
Autor:Roland Kohls aus Ludwigshafen |
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