Kirchenrenovierung Allerheiligen in Böhl ist abgeschlossen
Mit Uhr und Storch
Von Christine Baßler
Böhl-Iggelheim. Spätestens seit Corona wissen wir, dass ein Ende noch lange nichts Negatives sein muss. Die katholische Kirchengemeinde Allerheiligen in Böhl hat das Ende ihrer Kirchenrenovierung mindestens genauso herbeigesehnt, wie wir alle in der heutigen Zeit so manch anderes auch. Nach über einem Jahr finale Innen- und Außenrenovierung steht der erste Gottesdienst in der wiedereröffnete Kirche am 7. März, 10.30 Uhr, fest.
„Es ist nicht der große Festgottesdienst, den wir uns alle so sehr gewünscht haben, sondern erst einmal nur ein ganz normaler, aber dennoch feierlicher Fastensonntagsgottesdienst. Mit der Renovierung hatten wir quasi nochmal unseren eigenen Shutdown, was uns aber in dieser besonderen Zeit gar nicht so ungelegen kam“, so Matthias Mayer, Vorsitzender des Gemeindeausschuss der Kirchengemeinde Allerheiligen Böhl. „Über ein Jahrzehnt haben wir für und mit unserer Renovierung gekämpft. Jetzt wollen wir mal eine Ende sehen“.
„Am Anfang war da nur ein kleiner nasser Fleck ganz oben in der Ecke zur Kirchenschiffdecke. Ständig ärgerte ich mich, dass ich in fast jedem Gottesdienst nach oben starrte, ob er sich wieder verändert hatte?“ Jochen Baßler geht als Verwaltungsrat und Gemeindeausschussmitglied oft mit anderen Augen in die Kirche. Aus dem kleinen Fleck wurden mittlerweile 10 Jahre Sanierung mit mehreren großen Bauabschnitten. Die letzte Renovierung liegt mehr als 30 Jahre zurück. „Es wäre utopisch gewesen, zu hoffen, dass mit dem ersten größeren Bauabschnitt, der Heizungssanierung, der Wasserfleck trocknen würde“, scherzte Jochen Baßler. „Ursache allen Übels war ein maroder Schornstein, der undicht war und ganz zurückgebaut werden musste.“ Letztendlich folgte dann zusätzlich noch eine sehr aufwendige Dachstuhl- und Schornsteinsanierung. Mehrere Dach- und Deckenbalken mussten – teilweise in sehr spektakulären Aktionen - ausgetauscht oder verstärkt werden. Dabei wurde auch der Innenraum unübersehbar in Mitleidenschaft gezogen. Dann kam es, dass sogar der ganze Turm zum Projekt wurde. Im April, als Corona noch „Neuland“ war, wurden quasi die Bauarbeiter an die „frische Luft“ gesetzt. Unübersehbar über die Ortsgrenzen hinaus war der Turm eingerüstet und viele fleißige Gewerke machten sich an die Sandsteinsanierung, den Austausch von Fenstersäulen, die Ausbesserung der Schallläden oder die Stabilisierung des Glockenstuhls.
Angelockt durch das Gerüst, erkundigte sich eine auf der Autobahn vorbeifahrende Uhrenfirma, ob ihre Expertise benötigt würde? „Unsere Uhr bestand nur aus einem verblichenen und verwaisten Ziffernblatt ohne Zeiger. Das Uhrwerk war vor mehr als 100 Jahren aus der katholischen Kirchenuhr von Allerheiligen in den benachbarten protestantischen Kirchturm umgebaut worden. Grund war, dass deren Turm aufgrund eines Brandes neu gebaut wurde und dann höher war, so Thomas Buschulte, zweites Mitglied des Böhler Verwaltungsrates in der Pfarrei Heilige Klara von Assisi. „Eine neue Uhr konnten wir uns eigentlich nicht leisten. Die Kassen waren leer, aber einem Spender war es eine Herzensangelegenheit, allen Böhlern mit einer neuen Uhr eine Freude zu bereiten.“
Nicht sichtbar war zeitgleich die Einrüstung im Innenraum der Kirche. Diese reichte bis unter die Decke, da auch Risse in den Balken zu schließen oder zu erneuern waren. Bei Bemusterungsterminen vor Ort wurde mit dem Bauamt und dem Diözesankonservator des Bistums sowie der Kirchengemeinde die Farbgebung diskutiert und optimiert. „Für den Gemeindeausschuss selbst nicht immer eine einfache Entscheidung: Zum einen sollte der Sandsteincharakter nicht verloren gehen, aber die drückende Skelettierung der Fenster- und Bogeneinfassungen sollte offener, wärmer und freundlicher wirken. Also kamen wir weg von dem dunklem Rot und haben uns für eine hellere Sandsteinfassung entschieden. Außerdem wird die Taufkapelle nach vielfachem Wunsch zum Andachtsbereich mit einem neuen Holzkreuz sowie Opferkerzen umgestaltet.“, so Jochen Baßler. „Wir können stolz sein, was wir bisher alles geschafft haben. Vieles wurde optimiert: Die Heizung, die warme und offene Farbgestaltung, Elektrik und Licht sowie Steuerungselemente hierfür. Da sich eine Kirche nicht von alleine renoviert, gilt es ein großen Dank auszusprechen. Es kostete nicht nur sehr viel Zeit, Kraft, Geduld und Beharrlichkeit, sondern auch die Kreativität und geschickte Hand aller Beteiligten. Einen besonderen Dank geht auch an unsere Gemeinde, die in schweren Corona-Zeiten fast ein Jahr ohne „ihre“ Kirche auskommen musste, die uns unermüdlich tat- und spendenkräftig unterstützt hat und so an unserer Kirche „mitgebaut“ hat. Ein solcher „Renovierungsprozess“ kostet vor allem Verständnis und Mut. Er lebt von der Vielfalt unserer Ideen, der konstruktiven Kritik und dem feinsinnigem Gespür für die Zeichen der Zeit“, kommt Jochen Baßler fast zum Ende des Interviews. „Ach, und der Fleck ist – nach 10 Jahren – endlich weg“, lacht er.
„Besonders freuen wir uns schon jetzt auf die festlichen Gottesdienste in der Kar- und Osterwoche“, erzählt Matthias Mayer. „Geplant ist auch, dass über die Ostertage die Kirche offen ist für alle. So, dass jeder die Gelegenheit hat, nicht nur rein zu spitzeln, sondern mal wieder richtige „Kirchenluft“ einzuatmen. Den offiziellen Wiedereröffnungsgottesdienst schieben wir allerdings noch. Sie wissen ja, Corona und so. Eine kleine Begebenheit vielleicht noch: Zur Freude aller Böhler ist im Nest gegenüber der Kirche – zwei Wochen früher als letztes Jahr – am 21. Januar wieder der Storch eingezogen. Jetzt hoffen wir alle, dass Stück für Stück in jeglicher Hinsicht wieder etwas mehr Normalität, Unbefangenheit und menschliche Nähe auch in unserem Kirchenleben, einkehrt. Und mit fast jedem Ende ist auch ein Neubeginn verbunden. Da gibt es noch ein wundervolles Sprichwort: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …“
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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