Restaurierte Gemälde machen das Erlebnis komplett
Neue Glanzstücke für die Beletage

Das Audienzzimmer im Appartement von Markgräfin Amalie | Foto: Staatliche Schlösser und Gärten
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Bruchsal. Neue Glanzstücke für die Beletage von Schloss Bruchsal. Nach der Wiedereröffnung der Räume der Fürstbischöfe von Speyer und der Markgräfin Amalie vor knapp zwei Jahren können die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg jetzt weitere 14 Gemälde wieder in der Beletage präsentieren, die seither restauriert wurden. Für zwei der Stücke wurde dies durch einen Spendenaufruf der Kulturstiftung der Länder ermöglicht. Ein weiteres Gemälde, das die Tochter der Markgräfin Amalie zeigt, ist erst vor wenige Monaten als Neuerwerbung dazugekommen. Die historischen Stücke aus dem Bruchsaler Schloss werden jetzt in den Räumen der Beletage aufgehängt und komplettieren künftig den authentischen Eindruck der Schlossräume.

Letzter Baustein der Wiedereinrichtung

„Es ist ein großes Glück, dass sich nun nach und nach die Räume der Beletage wieder ihrer früheren Ausstattung annähern“, erklärte Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, bei der Vorstellung der neu restaurierten Gemälde. „Dank der minutiösen Arbeit unserer Fachleute können die Originale Stück um Stück an ihren ursprünglichen Ort zurückkehren“.

Als im Frühjahr 2017 die Rekonstruktion der Raumstruktur und die Wiedereinrichtung weitgehend abgeschlossen war, standen noch einige Gemälde in Warteposition: Sie mussten noch restauriert werden. Sie gehörten zu insgesamt 233 Bildern, die das Inventar des Bruchsaler Schlosses von 1891 nennt. Damals war Schloss Bruchsal, die einstige Residenz der Fürstbischöfe von Speyer und späterer Witwensitz der Markgräfin Amalie von Baden, noch im Besitz des Hauses Badens und wurde hauptsächlich von Behörden genutzt. Der Großteil der Mobilien der unter den Fürstbischöfen prächtig ausgestatteten Appartements war bereits nach Karlsruhe, in die Hauptresidenz, überführt worden. Die Gemäldesammlung der Fürstbischöfe verblieb jedoch bis zur Einrichtung des Schlossmuseums in den 1920er Jahren in Bruchsal.

Originaler Bruchsaler Gemäldebestand

Dr. Petra Pechaček, als Konservatorin der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg für Schloss Bruchsal zuständig, erläutert: „Viele der Bilder, die wir in den Räumen zeigen, gehörten schon Anfang des 18. Jahrhunderts zur Sammlung des Erbauers von Schloss Bruchsal, Fürstbischof Damian Hugo von Schönborn. Alle Gemälde – außer der Neuerwerbung – , die jetzt wieder in den Schlossräumen gehängt werden, zählen zum originalen Bruchsaler Gemäldebestand.“ Die umfangreiche Sammlung hat sich erhalten, weil sie 1939 und 1944 gemeinsam mit anderen Kunstgegenständen ausgelagert wurde und dadurch die vernichtende Bombardierung Bruchsals am 1. März 1945 überstanden hat.

Im Zuge der Wiedereinrichtung gelang es der Konservatorin, die erhaltenen Gemälde den Stücken zuzuordnen, die ein Inventarbuch auflistet, in dem am Ende des 19. Jahrhunderts der damalige Bestand im Schloss erfasst worden war. Zur Sammlung des Fürstbischofs von Schönborn gehörten auch zwei sogenannte Ruinengemälde, die nun aufwändig restauriert wieder ins Schloss zurückkehren. Die Restaurierung wurde ermöglicht durch Mittel aus einem Spendenaufruf der Kulturstiftung der Länder. Die beide Bilder zeigen Ruinenlandschaften.

„Der Begriff war hier doppeldeutig“, sagt Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. „Bevor die beiden Gemälde dank der Hilfe der Kulturstiftung restauriert werden konnten, war das eine so stark beschädigt, dass aus der Malleinwand sogar ein Stück herausgebrochen war.“ Das Gegenstück wies zwar keine so starken Schäden auf, es war aber stark vergilbt: Die Firnisschicht war im Laufe der Jahrhunderte stark nachgedunkelt. Allerdings hatte bereits eine erste Probe gezeigt: unter der gelblichen Firnis-Schicht lagen strahlendere Farben verborgen. Die fachgerechte Reinigung hat sie nun wieder sichtbar gemacht.

Barocke Symbole der Vergänglichkeit

Beide Gemälde sind gleich groß und fast quadratisch – und sie haben mit 122 auf 105 Zentimeter eine eindrucksvolle Größe. Sie entstanden in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts im Stil des bekannten Ruinenmalers Johann Heinrich Roos (1631-1685): Sogar der originale Rahmen ist bei beiden erhalten. Darstellungen verfallener antiker Bauten waren im Barock sehr beliebt; sie symbolisierten die Vergänglichkeit. Das Bruchsaler Gemäldeinventar aus dem Jahr 1891 verzeichnet die Bilder als „Architekturstück mit Thieren“ im sogenannten Galeriezimmer. Historische Aufnahmen des Raumes aus dem 1. Drittel des 20. Jahrhunderts belegen, dass es sich um diese beiden Ruinenlandschaften handelt. „Für den Schmuck der Räume setzte man im Barock immer gern symmetrisch gehängte Bilderpaare ein“, erklärt Konservatorin Dr. Petra Pechaček.

Vier weitere Bilder waren wohl Supraporten aus den Mezzanin-Geschossen oder dem Kammerflügel: Gemälde, die über den Türen der barocken Appartements in die Wandtäfelung eingelassen waren. Es sind alles Bilder aus der Hand von Johannes Zick. Alle vier zeigen ausdrucksvolle Porträts: zweimal die Köpfe ältere Männer, einen jungen Mann mit Mütze und eine ältere Frau, bezeichnet im Inventar als „Zicks Mutter“. Zwei rechteckige Gemälde von einem unbekannten Meister des 18. Jahrhunderts zeigen zwei Frauenakte, „Venus mit der Spindel“ und „Venus mit der Taube“. Auch diese Bilder schmückten wohl die Wandfelder über einer Tür als „Surporten“.

Drei weitere Gemälde zeigen biblische Themen: eine „Geburt Christi", eine „Anbetung der Heiligen Drei Könige" und ein „Kindermord zu Bethlehem". Das Brustbild eines alten Mannes mit gefalteten Händen identifiziert das Inventar mit dem antiken Philosophen Democrit. Dazu kommen zwei Gemälde von niederländischen Barockmalern, ein Männerporträt sowie, so die Bezeichnung im Inventar, eine „Copie nach Tennier. Holländisches Nachtstück".

Die Tochter der Markgräfin 

Erst vor wenigen Monaten konnten die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ein Gemälde erwerben, das künftig im Schloss zu sehen sein wird. Das Pastellporträt zeigt die Prinzessin Amalie von Baden, Tochter der gleichnamigen Markgräfin Amalie, und wird künftig in deren Räumen zu sehen sein. Geschaffen wurde das ausdrucksvolle Bildnis um 1800 von einem unbekannten Künstler. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg konnten es aus der Privatsammlung Gerhard Knoor, Baden-Baden, erwerben. ps

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Autor:

Cornelia Bauer aus Speyer

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