Kontrollen im Rahmen des Aktionstages "sicher.mobil.leben" an der Raststätte Bruchsal
Rauschgift im Handschuhfach, Heizöl im Tank: Schwerverkehr im Fokus der Polizei
Bruchsal/Region. Im Rahmen des bundes- und landesweiten Aktionstages für mehr Verkehrssicherheit "sicher.mobil.leben", der dieses Jahr an Stelle des so genannten "Blitzermarathons" durchgeführt wurde, stand das Thema "Brummis im Blick" im Fokus. Rund 1.000 Beamte waren in dieser Mission am Donnerstag allein in Baden-Württemberg auf den Straßen unterwegs.
Auch das Polizeipräsidium Karlsruhe führte eine Großkontrolle mit Schwerpunkt gewerblicher Güter- und Personenverkehr durch, über 100 Beamte waren daran beteiligt. Sie wurden bei den Kontrollen durch besonders ausgebildete Beamte aus anderen Polizeipräsidien, sowie Sachverständige und Fachberater unterstützt. Zudem waren auch die Bundespolizei, der Zoll und das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) bei der Aktion, die von 9 bis gegen 15 Uhr dauerte, vor Ort.
Landespolizeipräsident, Gerhard Klotter besuchte die Kontrollstelle an der Tank- und Raststätte Bruchsal Ost, um sich einen Eindruck über den Ablauf der Kontrollen zu verschaffen. Er erklärte, dass es jedes Jahr einen neuen Kontrollschwerpunkt gebe. "Nach dem Thema "Ablenkung" im vergangenen Jahr, steht heute der gewerbliche Güter- und Personenverkehr im Fokus", so Klotter. Nicht ohne Grund: Bei polizeilichen Überwachungsmaßnahmen des gewerblichen Güter- und Personenverkehrs im vergangenen Jahr musste in Baden-Württemberg fast jedes zweite Fahrzeug beanstandet werden. Zudem sterben immer noch die meisten Verkehrstoten - rund ein Viertel - bei Unfällen, an denen Lkw beteiligt sind, besonders häufig auch auf Autobahnen.
Prävention und Kontrolldruck
Die Probleme sind bekannt: Technische Mängel, Überarbeitung der Fahrer, zu hohe Geschwindigkeit, Drogen und Alkohol, zu geringer Abstand und Ablenkung spielen bei Lkw-Unfällen häufig eine Rolle. Deshalb wurden die Kontrollen auch aktiv von der Präventionskampange "TRUCKER DRIVE SAFE" begleitet. Diese thematisiert in zwei Sprachen die häufigsten Unfallursachen im Lkw-Verkehr.
Rauschgift im Handschuhfach, Heizöl im Tank
Schon kurz nach dem Start der Kontrollaktion an der Raststätte Bruchsal gab es die ersten Vergehen: ein nicht ordnungsgemäß beladener Autotransport, dubiose Papiere, ein ungültiger Führerschein, marode Kleintransporter, ein nicht artgerechter Tiertransport. "Natürlich schauen wir schon drauf, wen wir herauswinken. Man hat da ja so seine Erfahrungen", sagt Polizeihauptkommissar Rüdiger Heiler, Leiter des Fachbereichs gewerblicher Güter- und Personenverkehr. Sechs Polizeimotorräder und ein Wohnmobil waren im Einsatz, um auf der A5 Fahrzeuge auszuwählen, die dann zur Kontrolle an der Rastanlage gebeten wurden. Dort warteten dann Zoll, BAG, Bundespolizei, die Karlsruher Autobahnpolizei und zahlreiche Sachverständige.
"Wir haben Rauschgiftspürhunde dabei, wir suchen nach möglichen Verstecken für Drogen, Waffen und andere illegale Waren. Aber wir kümmern uns auch um den Arbeitsschutz, prüfen Dokumente auf mögliche Schwarzarbeit, schauen, ob alle Fahrer - auch in ihrem Interesse - korrekt angemeldet sind", erklärt Anne Deubel, Pressesprecherin im Hauptzollamt Karlsruhe. "Außerdem haben wir ein Testset dabei, mit dem wir überprüfen können, ob sich wirklich Diesel und nicht etwa Heizöl im Tank befindet", fügt sie an.
Für alle Arten von Papieren und ausländische Dokumente ist bei dieser Kontrolle die Bundespolizei zuständig. "Die haben damit einfach mehr Erfahrung, das ist ja deren Alltagsgeschäft", so Rüdiger Heiler. Im Falle des nicht artgerechten Tiertransportes musste zudem ein Amtstierarzt des Landratsamtes gerufen werden, die Tiere waren zu eng zusammengepfercht und apathisch und zum Teil verletzt, es fehlte an Streu und Wasser und so geht es quer durch Europa.
Großer Druck lastet auf den Fahrern
Die Fahrzeiten werden heute digital erfasst, aber auch das hält nicht von Betrugs- und Manipulationsversuchen ab. Drei Fahrer, die bei ihren Fahr- und Ruhezeiten tricksen wollten, hat die Polizei bis zum Mittag schon erwischt. Doch die Beamten wissen, der Druck in der Branche ist groß, damit auch der Druck, der auf den Fahrern lastet. Fahrzeiten werden bis zur letzten Sekunde ausgereizt und manchmal wird eben auch manipuliert. Dabei gefährdet der berüchtigte Sekundenschlaf die Fahrer selbst mindestens ebenso wie die anderen Verkehrsteilnehmer. Zwei Sekunden mit geschlossenen Augen sind auf der Autobahn rund 50 Meter, da sind Unfälle vorprogrammiert.
Unfallquelle Lkw
Kontrollstellenleiter und Leiter der Verkehrspolizei beim Polizeipräsidium Karlsruhe, Polizeidirektor Martin Plate sieht deshalb in der ämter- und behördenübergreifenden Zusammenarbeit den großen Vorteil eines solchen bundesweiten Kontrolltages. "So können wir alle wichtigen Probleme auf einmal angehen und haben immer den richtigen Ansprechpartner. Und das geht bis zum ASB, dem wir für die hervorragende Verpflegung danken müssen." Den Fokus auf den Lkw-Verkehr hält er für besonders wichtig: Hier an dieser Stelle an der A5 fahren täglich bis zu 150.000 Fahrzeuge vorbei. Davon ist ein großer Teil Schwerlastverkehr, weil wir uns hier nun einmal an einer der wichtigsten Transitstrecken befinden. Allein wir hier in Karlsruhe kontrollieren pro Jahr rund 20.000 Lkw, davon haben im vergangenen Jahr rund 12.000 gegen irgendein Gesetz oder eine Auflage verstoßen", das zeige die Bedeutung und Wichtigkeit der Lkw-Kontrollen. Denn die großen Boliden verursachen nun einmal naturgemäß größere Schäden und sind damit einfach eine größere Gefahr auf den Straßen, sind sich alle Experten einig.
Zwischenergebnis
Zur Mittagszeit gab die Polizei ein Zwischenergebnis bekannt: Es wurden bis dahin 32 Fahrzeuge kontrolliert, insgesamt gab es elf Verstöße, fünf Fahrzeugen musste die Weiterfahrt untersagt werden.
Update von Freitag, 16 Uhr
Das Endergebnis der Kontrollen liegt nun auch vor. Nach Angaben der Polizei wurden gestern insgesamt 37 Fahrzeuge und 62 Personen an der Tank- und Raststätte Bruchsal Ost kontrolliert. Neben vier Verstößen gegen die Gefahrgutverordnung musste auch ein Abfalltransport beanstandet werden.
Acht Schwerfahrzeuge fielen durch mangelnde Ladungssicherung und Überlänge auf. Fünf Fahrer hielten die Lenk- und Ruhezeiten nicht ein. An einem polnischen Sattelzug wurde ein manipuliertes Kontrollgerät festgestellt. Die Karte des Fahrers wies ebenfalls Manipulationen auf. Weiterhin hatte er zwei weitere, fahrerfremde Karten dabei. Drei Fahrer waren nicht im Besitz der erforderlichen Fahrerlaubnis. In einer Fahrerkabine wurde ein Teleskopschlagstock gefunden.
Einem Tiertransporter aus Spanien wurde zunächst die Weiterfahrt untersagt. Nach der Begutachtung durch einen Veterinär konnte der Transporter seine Fahrt jedoch fortsetzen. Insgesamt musste neun Lkw-Fahrern die Weiterfahrt untersagt werden.Sicherheitsleistungen in Höhe von fast 18.000 Euro wurden erhoben.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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