Die Hälfte der Autos würde durch den Tunnel fahren
"B35 soll keine Alternative zur Autobahn werden"
Bruchsal. Der Bruchsaler Gemeinderat berät in seiner Sitzung heute Abend über eine Alternative zur B 35 Ost-Umgehung. Die Umgehung steht im Bundesverkehrswegeplan von 2015 und wurde vom Land mit einer hohen Priorisierung ausgestattet. Bereits 2016 hatte sich der Gemeinderat mit großer Mehrheit gegen die Zerschneidung des Rotenbergs durch die geplante Trasse ausgesprochen.
Heute nun legt die Verwaltung dem Gremium eine Vorlage vor, in der anstelle der Ortsumgehung der Ausbau der bestehenden B35 vorgeschlagen wird - und zwar mit einer Untertunnelung von der Kreuzung mit der Schnabel-Henning-Straße bis zur Prinz-Max-Kreuzung. Dabei kann der Gemeinderat nicht über die eigentliche Umsetzung entscheiden - das obliegt dem Bund. Es geht aber darum, welche Lösung die Stadt dem Regierungspräsidium anstelle einer Trassenführung über den Rotenberg mitgeben will. Teil des Vorschlages sollen zudem Lärmschutzmaßnahmen entlang der B35 für Heidelsheim und Helmsheim nach Gondelsheimer Vorbild sein.
Die Planung für die B35 erweist sich für die Stadt als Herausforderung: Zwar will man den Verkehrsfluss verbessern, jedoch keineswegs so sehr, dass die Bundesstraße - in Verbindung mit den Planungen in Bretten und Bauschlott - künftig zu attraktiv wird. "Die B35 soll keine Alternative zur Autobahn werden", sagt Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick. Verkehrsplaner Dr. Frank Gericke von Modus Consult hat mehrere Varianten geprüft.
Der jetzt favorisierte Planfall 4 sieht vor, dass der innerörtliche Verkehr oberirdisch bleibt, während etwa die Hälfte des Verkehrs im Tunnel verschwindet. Kreisverkehre an der Kreuzung mit der Schnabel-Henning-Straße, am neuen Feuerwehrhaus, an der Prinz-Wilhelm-Straße und an der Prinz-Max-Kreuzung könnten künftig Verkehrsbeziehungen möglich machen, die es so bislang nicht gab. Die Rampe an der Moltkestraße würde dann nicht mehr gebraucht.
"Die Untertunnelung bringt Entlastungswirkungen, die eine Umfahrung nicht leisten könnte", sagt Gericke. Als Beispiel nennt er Verkehr aus Richtung Bretten in Richtung Stutensee, der bei einer Umgehungsstraße nach wie vor durch Bruchsal fahren würde. Entlang der deutlich entlasteten dann Ex-B35 könnten Rad- und Fußgängerwege führen. Auch Stadtplaner Professor Dr. Hartmut Ayrle sieht in der Untertunnelung den idealsten Ansatz für die Stadt.
Bislang handelt es sich lediglich um eine Machbarkeitsstudie. Die Verkehrsplaner von Modus Consult kommen zu dem Schluss: "Die Untertunnelung ist möglich." Zu Kosten will Gericke allerdings noch keine Aussage treffen - weil es wenig vergleichbare Projekte gebe, weil die Kosten wegen neuer Tunnelsicherheitstechnik zuletzt stark gestiegen seien und weil man noch gar nicht weiß, wie tief man unter der Bahnanlage durch muss.
Auch über einen möglichen Zeitplan ist wenig bekannt. Das Regierungspräsidium plane dieses Jahr noch einen Scoping-Termin, sagt die OB. Ob jedoch innerhalb von zehn Jahren mit einer Realisierung zu rechnen sei oder doch eher in 20, das sei derzeit völlig ungewiss. "Wir befinden uns in einem lange dauernden Verfahren", so Petzold-Schick.
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