Der Wein, die Sonne und das Wandern

Foto: Stephan Gilliar

Ubstadt-Weiher (jar) – Wenn es darum geht, ein Fass anzustechen, dann ist Bürgermeister Tony Löffler voll in seinem Element. Kein Wunder, hat das langjährige Gemeindeoberhaupt doch im Zuge seiner Laufbahn unzähligen davon routiniert und oft nur mit einem einzigen Hammerschlag das ersehnte Freibier entlockt. Wenn die Gemeinde Ubstadt-Weiher allerdings ihren Weinwandertag feiert, dann ist ein Fassbier nachvollziehbar natürlich nicht das Mittel der Wahl – Bier und Wein, das lass sein. In der geschichtlichen Tradition des Weindörfchens Zeutern gibt es nur einen probaten, symbolischen Akt um eine solche Festlichkeit standesgemäß zu beginnen – das Anschläucheln. Tatsächlich hat das auch einen handfesten historischen Hintergrund, so sollen ein paar gewiefte Zeuterner Bürger damals, als noch ein Zehnt des Weines an die Obrigkeit entrichtet werden sollte, die so verlustig geglaubte Menge heimlich noch während dem Transport wieder in die eigenen Fässer zurückgepumpt, oder eben vielmehr geschlächelt haben. Nicht ohne Grund nennt man die Zeidermer noch heute die “Woischlaich”. Der Bürgermeister überließ diese Zeremonie dankend zwei echten Profis, den kurpfälzischen Weinhoheiten Anna-Lisa zu Malschenberg und Natascha zu Rettigheim. Beide erledigten diese Aufgabe routiniert und mit Bravour und so hieß es nach etwas zuzeln: O´gschlaucht ist – der Weinwandertag Ubstadt-Weiher war offiziell eröffnet. Gut, technisch gesehen fand diese Zeremonie reichlich spät statt, denn eigentlich liefen zu diesem Zeitpunkt die Weinwandertage bereits gute 24 Stunden, angesetzt war schließlich das ganze Wochenende – Samstag und Sonntag. Aber sei es drum, das Wetter am Vortag blieb mit seinen regelmäßigen Regengüssen ohnehin hinter den Erwartungen zurück, der Sonntag (der seinem Namen in diesem Fall alle Ehre machte) war für die Eröffnung die deutlich bessere Wahl. Begrüßt wurden die Gäste auf dem Oberdorfplatz in Zeutern, der an diesem Wochenende Dreh- und Angelpunkt des kulturellen Treibens der Gemeinde war, durch die Winzergenossenschaft Zeutern, das Weingut Kunz, die Vereine der Gemeinde Ubstadt-Weiher und das Restaurant „Weinschlauch“. Zum 28. Mal ging es in diesem Jahr mit den Weinwandertagen auf die Piste. Denn wie der Name schon sagt, geht es nicht nur um den Wein, sondern auch um das Wandern.
Das Konzept dahinter ist so einfach wie schön. Auf einem beschilderten Rundwanderweg, der von Ubstadt nach Zeutern führt, mit einem Abstecher nach Stettfeld, können die Gäste nicht nur die schöne Landschaft Ubstadt-Weihers genießen, sondern eben auch dessen hervorragende Weine. Die Verkostungsstände der Winzer und Vereine verteilen sich dabei homogen über die Strecke, so dass niemand längere Etappen mit trockener Kehle fürchten muss. Da wäre zum Beispiel der kleine Stand am Altenberg mitten in den Weinreben, der traditionelle Stand beim Wasserbunker am Kallenberg, die große Festmeile beim Kelterhaus in Ubstadt, das Hoffest im Weingut Kunz und das Beisammensein an der Stettfelder Mehrzweckhalle. Unterstützt wurde die Winzergenossenschaft Zeutern dabei durch den Elferrat Ubstadt und die Woischlaich & Friends sowie den Gesangverein Stettfeld. War das alles? Nein, selbstredend nicht, wenn Ubstadt-Weiher feiert dann mit allem drum und dran. Ein deftiges Mittagessen nach Hausmannsart, gab es zum Beispiel im Restaurant „Weinschlauch“ (ja, die Zeutern lieben ihren Uznamen), das in diesem Jahr übrigens schon seinen 30. Geburtstag feiert. Zudem gab es auf dem Parkplatz des Firstständerhauses am Stand der Sängervereinigung Zeutern Kaffee, Kaltgetränke und Kuchen. Beim Kelterhaus in Zeutern warteten zudem die „Woischlaich & Friends“ mit Deftigem und Kühlem auf. Ergänzt wurde das bunte Angebot von den Hardtseegugga Ubstadt-Weiher am Fachwerkhaus sowie der Künstlervereinigung „Bunte Hunde UWeiha“ mit ihrer Ausstellung in der Alten St. Martinskirche. Besonders gut angenommen wurde der bunte Bauern- und Kunsthandwerkermarkt am Oberdorfplatz in Zeutern. Dutzende Händlerinnen und Händler stellten dort ihre selbstgemachten Produkte und Waren aus, zeigten, was sie mit ihren Händen zu schaffen in der Lage sind. Erlesene Öle, handgemachte Taschen und Kleider, Kleinode aus Holz und vieles mehr… Hier war wirklich für jeden etwas dabei. Richtig tolle Musik gab es dazu von der Band Pik As, mit stimmungsvollen Covern, die diesen Tag perfekt abrundeten.

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Autor:

Alina Siegler aus Bruchsal

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