Die MuKs wird 50 - Statement von Selma Heider-David
Die Musik zum Beruf gemacht
Bruchsal. Die Musik- und Kunstschule wird bald 50. Das „Wochenblatt“ sammelt Statements von Menschen, die sich der MuKs eng verbunden fühlen. Heute das von Selma Heider-David, die selbst Schülerin an der MuKs war und hier seit 1983 Geige unterrichtet. Sie steht für zirka 30 „Eigengewächse“, sprich für ehemalige Schüler, die als Instrumental-Lehrkräfte an der Musikabteilung der MuKs einen Arbeitsplatz gefunden haben.
Als die damalige Jugendmusikschule unter dem Schulleiter Eduard Ludwig in der Durlacherstraße im Obergeschoss des Kinderheims St. Raphael die Tore öffnete, hielten meine Eltern das Erlernen eines Instrumentes wohl für eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung, obwohl sie selbst nie die Gelegenheit dazu hatten.Also wurde ich 1970 – vor 49 Jahren – in den Grundkurs geschickt (Heute: „MuKs-Führerschein“), lernte – wie es damals üblich war – danach erst einmal Blockflöte (1971) und als die Frage auf ein anderes Instrument kam, beschloss der Schulleiter: „Das Kind muss Geige lernen!“ Schnuppern gab es damals noch nicht! Eigentlich wollte ich Fidel spielen, wie meine Schwester, aber ich bin dankbar für seine Entscheidung: Es war eine gute Wahl für mich.
Meinen ersten Unterricht erhielt ich 1972 bei Zoltan Piroska, einem temperamentvollen und stark rauchenden Ungarn, der seine Schüler unheimlich motivieren konnte. Schon nach vier Unterrichtsstunden ließ er mich in dem damaligen „Gangkreuz“ (einen Vortragssaal gab es nicht) vorspielen und es folgten viele weitere Auftritte. Auf dem Klavier begleitet hat meistens Hilde Feyler, die auch durch das Programm führte. Man ging mal eben zu ihr in den Unterricht, um das Programm kurz zu proben.
Auch an dem Wettbewerb „Jugend musiziert“ nahm ich bald teil, was mich weiter voran brachte. Übrigens war es zu der Zeit üblich, jedes Jahr vor einer Jury vorzuspielen, um ein Zeugnis zu erhalten! Als Zoltan Piroska eine Stelle in Bietigheim antrat, folgte ich ihm für eine kurze Zeit. Doch der Aufwand wurde zu groß, bald kehrte ich zur Musikschule zurück (1975) und somit zu meiner neuen Geigenlehrerin Greti Richter, bei der ich bis zum Abitur Unterricht hatte.
In der Zwischenzeit war die Musikschule umgezogen, sodass mein Unterricht nun im Rathaus III, in der Franz-Bläsi-Straße stattfand. Es folgten noch zwei weitere Umzüge: Die Musikschule „siedelte“ später in das alte Siemens-Firmengebäude (Werner-von-Siemens-Straße) „um“ und danach in das uns heute wohlbekannte Gebäude.
Neben dem Einzelunterricht wurde auch damals schon viel Wert auf Orchesterarbeit und Kammermusik gelegt: Ich spielte im Kammerorchester bei Greti Richter, in dem ich bald Konzertmeisterin wurde, später auch im Jugendsinfonieorchester unter Prof. Heinz Acker und wurde 1. Violine in einem Streichquartett, bestehend aus vier jungen Mädchen, mit denen ich mich schnell gut verstand.
Natürlich haben wir damals gerne musiziert, aber der Spaß kam auch nicht zu kurz. Insgesamt war meine Zeit als Schülerin in der Musikschule reich an Erlebnissen: Viele Auftritte, ob solistisch oder kammermusikalisch. Später folgten auch noch Konzerttourneen mit dem Jugendsinfonieorchester. Die Nachmittage waren angefüllt mit Geigenunterricht, Streichquartettprobe, Orchesterprobe, später kam noch Klavierunterricht (bei Leonid Schick) und Theorieunterricht (bei Prof. Acker) hinzu.
Außerhalb der Musikschule besuchte ich noch das JKG-Schulorchester und einen Kirchenchor. Je älter und zuverlässiger man wurde, desto mehr „Muckengelegenheiten“ (Auftritte für ein kleines Honorar) gab es: musikalische Umrahmungen, meist mit dem Quartett, von allen erdenklichen Veranstaltungen – Geschäftsjubiläen, Einweihungen, auch kirchliche Konzerte natürlich. Oder man trommelte ein kleines Orchester zusammen, um in der Umgebung aufzutreten. Was lag da näher, als Musik zu meinem Beruf zu machen?
Gleich nach dem Abitur, 1983, gab mir Prof. Beichel, der damalige Musikschulleiter, die Möglichkeit, als Frau Richters Assistentin zu unterrichten: Es begann mit zwei Schülern und weitete sich während meiner Studienzeit in Trossingen bei Prof. Georg Baynov zu zwei Nachmittagen aus. Nach abgeschlossenem Studium als Diplom-Musikpädagogin und –Orchestermusikerin erhielt ich dann die Gelegenheit auf 26 Stunden zu erhöhen.
Zusätzlich zu meiner Unterrichtstätigkeit spielte ich einige Jahre gelegentlich als Aushilfe in einem Profi-Orchester und konzertierte lange Zeit regelmäßig mit meinem Mann als Violin-Duo. Bis vor kurzem hörte man mich noch mehrere Male im Jahr als Konzertmeisterin im Bruchsaler Barockensemble, in dem ich seit 1985 mitwirkte.
In meiner nun schon über 35-jährigen Unterrichtstätigkeit versuche ich, meinen Schülern die Liebe zum Geigespielen weiterzugeben. Es ist schön, sie zusätzlich zu ihrem Einzelunterricht auch in unserem vielfältigen Orchesterangebot (vier verschiedene Orchester!) auf immer interessante Aufgaben vorzubereiten – oder sogar auf eine fachpraktische Prüfung etwa am Gymnasium.
Viele meiner Schüler musizieren noch während ihres Studiums oder sogar ihres Berufslebens und gelegentlich erfahre ich auch, dass schon die nächste Generation musikalisch aktiv ist.
In unserer Musik- und Kunstschule sehe ich eine sehr wichtige Bruchsaler Institution, in der für alle Schichten und alle „Geschmäcker“ ein sehr großes Angebot existiert. Zum 50-jährigen Bestehen unserer MuKs wünsche ich ihr weiterhin eine große Akzeptanz für ihre so wichtige Erziehungsaufgabe und dass wir noch viele Generationen zur Musik und Kunst hinführen können.
Selma Heider-David
Neben Selma Heider-David wirken im aktuellen 108 Personen-Lehrkräfte-Team der Musikabteilung die „Ehemaligen-Persönlichkeiten“ Jochen Blum, Frank Bollheimer, Anna Burghardt-Wegmer, Evelyn Fuchs-Schwarz, Klaus Heinrich, Bronia Hörburger, Harry Jäger, Claudia Liske, Anja Maier, Ulrich Meier-Czolk, Ulrike Redecker, Astrid Siebe-Wagner, Monika Stecher-Göbel, Astrid Tischmeyer, Simone Tonka und Martina Zoz.
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