„Die Bäume kennen die Antwort“
Förster Michael Durst sieht die Situation des Waldes realistisch und keinesfalls hoffnungslos
Bruchsal (PM) | „Frag die Bäume, denn sie kennen die Antwort.“ Nach diesem Motto handelt Bruchsals Förster Michael Durst, wenn es darum geht, forstwirtschaftliche Maßnahmen zur Erhaltung des Bruchsaler Waldes zu ergreifen. Man brauche keine wissenschaftliche Studie, um Feststellungen über die Entwicklung heimischer Baumarten zu machen. Man müsse nur aufmerksam durch den heimischen Wald gehen und sich dessen klassischen Baumbestand, die Buchen, Eichen und andere Baumarten, genauer anschauen. Inmitten der grünen Landschaft entdeckt man dann vereinzelt braune Kronen, die aus dem Dickicht herausragen. „Was grün ist, wächst weiter und hält unserem Klima stand. Was braun ist, leidet unter dem Klimawandel“, sagt Michael Durst, während er erläutert, weshalb einige Baumarten des Waldes bedroht sind.
Anhand einer Klimatabelle verdeutlicht der Förster, wie kritisch sich das Klima in den vergangenen Jahren wirklich gewandelt hat. Während die jährliche Regenmenge mehr oder weniger stagniert, steigen die Temperaturen unverhältnismäßig an. Das führt zu dauerhafter Trockenheit, die den Baumbestand des Waldes gefährdet. „Ich habe es in meiner 30-jährigen beruflichen Laufbahn als Förster noch nie erlebt, dass so viele Bäume sterben. Es sind aber eher einzelne Baumarten betroffen, deshalb kann man noch nicht von Waldsterben sprechen“, so Michael Durst.
Allerdings müsse man unmittelbar handeln. Marode Bäume, die für Passanten eine Gefahr darstellen, müssen abgeholzt werden. Aber auch die massenhafte Vermehrung des Borkenkäfers, die durch die geschwächten Bäume begünstigt wird, bringt verstärkte Holzerntemaßnahmen mit sich, um den Schaden möglichst gering zu halten. Laut dem Förster ist jeder Käfer auf eine bestimmte Baumart „programmiert“ und vermehrt sich unkontrolliert in deren Rinde.
Um im Wald eine neue Vielfalt und Alternativen für den bedrohten einheimischen Baumbestand zu schaffen, ist es sinnvoll und auch nötig, fremdländische Baumarten anzupflanzen. Die aus Nordamerika stammende Douglasie ist ein gutes Beispiel für eine fremdländische Baumart, die unter den Klimabedingungen des Bruchsaler Waldes ideal wächst und sich schon jahrzehntelang bewährt hat. Deren ökonomische und ökologische Aspekte sprechen dafür, dass sie für einen optimalen Waldbau nützlich ist und deshalb den heimischen Wald gut ergänzen kann.
Um auch lokal etwas gegen den Klimawandel zu tun und durch Pflanzung von Bäumen Kohlenstoff zu binden, plant die Stadt Bruchsal zusätzlich, Wald aufzuforsten. Hierfür sollen zirka 30 Hektar Fläche neu bepflanzt werden. „Man muss jede Chance zur Erhaltung der Baumvielfalt nutzen, um den wertvollen Lebensraum Wald aufrechterhalten“. Michael Durst sieht die Situation des Waldes realistisch und keineswegs hoffnungslos: „Es ist eine Krise, doch wir können ihr mit entsprechenden Maßnahmen entgegenwirken.“
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.