Die Konrad-Adenauer-Schule ist eine von 34 Modellschulen im Land
Für mehr Spaß am Lesen
Bruchsal. Die Konrad-Adenauer-Gemeinschaftsschule ist seit diesem Schuljahr mit beiden fünften Klassen Modellschule für das Förderprogramm „Lesen macht stark“. Cornelia Bauer sprach mit Michael Riffel, Konrektor der Konrad-Adenauer-Schule, und Britta Schwan, Klassenlehrerin einer fünften Klasse.
???: Zusammen mit dem Förderprogramm „Mathe macht stark“ will das Kultusministerium baden-württembergische Schüler im Lesen und Rechnen stärken. Das klingt im ersten Moment sehr selbstverständlich. Schließlich gehen Kinder doch in die Schule, um zunächst Lesen und Rechnen zu lernen.
Michael Riffel: Tatsache ist, dass die Lesekompetenz in allen Fachbereiche und bei sehr vielen Schülern immer schwächer wird. Auch im Umfeld der Kinder werden diese Kernkompetenzen immer seltener vermittelt.
„Auch Sachfächer sind betroffen“
Wenn Texte aber nicht richtig verstanden und Inhalte nicht erfasst werden, dann betrifft das nicht nur den Deutschunterricht, sondern auch die Sachfächer oder eben Textaufgaben in Mathe. Die Erkenntnis ist zum einen: Die Ressourcen im Regelunterricht reichen nicht aus. Und zum anderen: Eine bessere Lesekompetenz wirkt sich gewinnbringend auf alle Fächer aus.
???: „Lesen macht stark“ wird an 34 Schulen mit 77 Klassen getestet. Was versprechen Sie sich konkret von dem Modellprojekt?
Britta Schwan: Zunächst einmal: eine genauere Diagnostik. Dank der Tests, die regelmäßig als Teil des Programmes durchgeführt werden, wissen wir genauer, welches Kind sich womit schwer tut und können zielgerichteter fördern. Bei Fremdwörtern oder beim Lesefluss zum Beispiel. Wir merken jetzt schon, dass die Schüler mehr Spaß am Lesen haben - weil sie die Arbeit mit den Texten als wertschätzende Hilfe begreifen, ohne dass es um eine Beurteilung fürs Zeugnis geht.
Riffel: Dadurch, dass die Lehrer zu zweit in den Klassen sind, ist es einfacher, sich mit einzelnen Schülern zu beschäftigen. Das gilt für Risikoschüler ebenso wie für die stärkeren Schüler. Wir können zielgerichteter arbeiten: auf Stärken auf- und zugleich Schwächen abbauen.
„Andere Rahmenbedingungen“
???: Bereits seit 2006 sind „Lesen macht stark“ und „Mathe macht stark“ in Schleswig-Holstein im Einsatz. Lassen sich die dort erzielten Erfolge auf Baden-Württemberg übertragen?
Riffel: Die Rahmenbedingungen dort sind andere. Wir müssen in drei Jahren heraus finden, was wir brauchen, um die Programme flächendeckend einzusetzen - auch an zusätzlichen Stunden und zusätzlichem Personal. Derzeit stellt das Land zwar die Materialien für Schüler und Lehrer zur Verfügung, ansonsten muss das Modellprojekt aber kostenneutral getestet werden - also ohne zusätzliche Stunden oder Lehrer.
???: Wie werden die Fortschritte dokumentiert?
Schwan: Die Entwicklung der Lesekompetenz wird in den drei Jahren immer zum Schuljahresende getestet. Die Auswertung liegt in den Händen der Universität Tübingen.
„Austausch mit anderen Lehrern“
So sollen fundierte Aussagen zur Leistungssteigerung und zur Wirksamkeit des Programm getroffen werden können. Für uns Lehrer gibt es Fortbildungen, in denen Referenten aus Schleswig-Holstein aus ihrer Praxis berichten, sowie ein Austausch mit anderen, am Modell beteiligten Lehrern aus Baden-Württemberg.
„Die Angst vor langen Texten verlieren“
???: Was müsste passieren, damit Sie das Förderprogramm als Erfolg werten?
Schwan: Für mich wäre es bereits ein Riesenerfolg, wenn einzelne Schüler die Angst vor langen Texten verlieren würden. Dazu versuchen wir, ihnen verschiedene Herangehensweisen an einen Text zu vermitteln - wie etwa, die Fähigkeit, einen Text zunächst zu überfliegen.
Riffel: Ein Erfolg wäre es, wenn es mithilfe des Programmes gelänge, dass Schlechtleser uns nicht komplett wegbrechen. Gut lesen zu können, ist wichtig für den Übergang ins Leben. Und wenn die Erkenntnis die ist, dass die Schüler immer schlechter lesen, dann kann man nicht nichts tun, dann sind auch kleine Schritte wichtig. Wenn sich Schüler plötzlich freiwillig melden, um laut vorzulesen, etwa.
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