Joß Fritz führte die Bundschuhbewegung in Baden

Berühmter Hauptmann im Bauernkrieg: Götz von Berlichingen. | Foto: Media
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Bruchsal. Drei Mal hat Joß Fritz aus Untergrombach im frühen 16. Jahrhundert einen Aufstand der Bauern geplant, drei Mal ist er gescheitert und drei Mal ist er vor der Obrigkeit entkommen.

Es liegt was in der Luft. Als der Revolutionär Joß Fritz aus Untergrombach nach einem Jahr von Hunger und Pest die Bundschuhbewegung in Bruchsal und Untergrombach 1502 ins Leben ruft, ist die Unruhe bereits in der Welt. Schon im Jahrhundert zuvor rumorte es. Jan Hus predigte bereits 1402 gegen den Klerus, der junge Hans Böhm lockte 1476 rund 70.000 Anhänger mit seiner Rede von Freiheit und Gerechtigkeit nach Niklashausen im Taubertal bei Würzburg. 110 Verschwörer wählen im Jahr 1493 den Bundschuh als ihr Symbol, als sie in Schlettstadt im Elsass gegen horrende Steuern und die dadurch entstandene Verschuldung aufzubegehren planen.

Abschaffung der Leibeigenschaft

Die Bundschuhbewegung im heutigen Baden unter dem Revolutionsführer Joß Fritz fordert nicht weniger als die Abschaffung der Leibeigenschaft und die Verteilung der Kirchengüter an das Volk. Der einfache Schuh der Bauern im Gegensatz zum Stiefel der Obrigkeit ist ihr Zeichen. Sie akzeptieren keinen Herrn außer Papst und Kaiser. Gut 7.000 Männer und 400 Frauen versammeln sich unter der Fahne des Bundschuhs. Nachdem Untergrombach besetzt ist, ziehen sie weiter zum Marktgrafen von Baden, so der Plan. Aber zu dem Aufstand kommt es nicht, da die Bundschuher verraten werden. Der ehemalige Söldner Lux Rapp hat die Umsturzpläne gebeichtet und der Pfarrer es trotz Beichtgeheimnis an den Bischof in Speyer weitergemeldet, der über den Ort herrscht. Joß Fritz entkommt, wie er immer wieder entkommen wird.
Als Jodokus Fritz wird der Revolutionär 1470 in Untergrombach als Sohn leibeigener Eltern geboren. Er verdingt sich als Landsknecht, lernt Land und Leute kennen und Lesen und Schreiben. Zurück in seiner Heimat beginnt er seinen Kampf gegen die Obrigkeit. Wie vielerorts finanziert der Bischof von Speyer repräsentative Bauten durch Erhöhung der Abgaben sowie die Einschränkung von Forst-, Weide- und Fischereirechten der Bauern. Die Rechtsprechung ist willkürlich und korrupt. Dagegen kämpft er mit seiner Bundschuhbewegung. Nach seiner Flucht nach dem missglückten Aufstand zieht Joß Fritz im Oberschwäbischen umher, heiratet um 1510 in Nenzingen bei Stockach die Bauerstochter Else Schmid. Vielmehr ist nicht bekannt, nur hier und dort gibt es Zeugnisse, wo er sich in dieser Zeit aufhält. Ab 1512 wird er wieder politisch aktiv, fordert bei Versammlungen die Aufhebung der Obrigkeit. Der nächste Aufstand wird geplant. Die Gemeinschaft schützt sich vor Verrat, in dem jeder Einzelne nur wenige Mitglieder der Verschwörung kennt. Am 9. Oktober 1513 soll es losgehen. Doch wieder werden die Pläne verraten und Joß Fritz flieht erneut, diesmal in die Schweiz.

Zur Kirchweihe soll die Fahne wehen

Im September 1517 taucht er wieder auf. Der neuerliche Aufstand soll zuerst im Elsass beginnen, in dem kleinen Reichsstädtchen Rosheim. Bei der Kirchweihfeier soll die Bundschuhfahne wehen. Die Hälfte der Einwohner des Städtchens ist bereits auf Seiten der Aufständischen, zweitausend bewaffnete Unterstützer kommen hinzu. Der Hauptort der Reichslandvogtei Elsass Hagenau ist dann das Ziel. Und für die rechte Rheinseite gibt es ähnliche Pläne. Doch auch von diesen Umsturzplänen wissen wir nur aus den Akten, die es über den Verrat gibt: Der Landstreicher Michel von Dinkelsbühl wird Anfang September vom markgräflichen Vogt Jakob Nagel auf seiner Burg Rötteln in Südbaden festgenommen, berichtet der Leiter des Kulturamts Bruchsal Thomas Adam, der ein Buch über den Revolutionär Joß Fritz geschrieben hat. Allerdings bleibt unbekannt, ob der Verräter sich nur wichtig machen und seinen Kopf retten will oder ob es tatsächlich diesen dritten Umsturzplan gab. Wie auch immer – Joß Fritz entkommt auch dieses Mal und seine Spuren verwischen sich. Um 1525 wird er ein letztes Mal erwähnt. Da haben dann die ersten Bauernkriege und der Pfälzer Ritteraufstand mit ähnlichen Zielen wie jenen der Bundschuhbewegung begonnen.

Literaturhinweis 

„Joß Fritz – das verborgene Feuer der Revolution“, lautet der Titel des Buchs von Thomas Adam über den Badischen Revolutionsführer. Es liegt in einer dritten, aktualisierten, umfassend überarbeiteten und ergänzten Auflage vor. Das Buch hat 320 Seiten mit 173 teilweise farbigen Abbildungen und hat einen festen Einband. ISBN: 978-3-89735-777-8. [rko]

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