Bruchsaler Kulturfenster
Kommunikation mit Übersee – Postkarten von Amerika-Auswanderern Teil 1
Jeden Donnerstag laden das Städtische Museum und das Stadtarchiv zum Blick durch das „Bruchsaler Kulturfenster“ ein. In dieser Woche verrät Dr. Tamara Frey vom Stadtarchiv, was Auswanderer Lorenz Heiser in seinen Postkarten an die Bruchsaler Heimat so schrieb.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts war Amerika Ziel von Millionen deutschen Auswanderern. Zuerst waren es Ernteausfälle, drohender Hunger, Mangel an Land und religiöse Motive, später politische und die Aussicht auf Arbeitsplätze, die die Menschen nach Übersee lockten. Was das Motiv des jungen Lorenz Heiser war, um nach New York auszuwandern, können wir nicht sagen, doch er hatte bereits Verwandte vor Ort, die ihm die Eingewöhnung erleichtert haben dürften. Mit seiner Familie in Bruchsal blieb er über Briefe und Postkarten in Kontakt.
Nicht nur offizielle Bilder wie Stadtansichten wurden als Postkartenmotive genutzt, auch Privatfotos wurden damals bereits auf die Postkartenformulare gedruckt. Und für den Auswanderer Lorenz Heiser jun. war dies eine Möglichkeit, das schriftliche Lebenszeichen mit einem visuellen zu verbinden. Um seiner Großmutter Elisabeth Habermann seine Lebenswelt in New York näher zu bringen, schickte er ihr im Mai 1914 eine Postkarte mit einer Fotografie des deutschen Fußballclubs in New York. So konnte er kommunizieren, dass er gesund war und in New York Freunde gefunden hatte, ohne seine Heimat ganz zu vergessen. Und wie er schreibt, nicht nur Freunde. Er erwähnt in seiner Postkarte besonders „das Mädchen mit dem Dupfer auf der Nas“ (Lorenz Heiser selbst ist rechts daneben zu sehen).
Leider können wir wegen des Wasserschadens im Textteil nicht mehr erkennen, welchen Kosenamen er für die junge Dame im Pelz wählte. Aber er fragte seine Großmutter, ob sie nicht auch fände, dass sie „ein süß Kind“ sei und schreibt, dass er am Abend mit ihr eine Verabredung habe. Es ist nett, dass der Enkel seine daheimgebliebene Großmutter auf diese Weise auch visuell mit seinem Leben in Übersee in Verbindung hielt und ihr eine Fotografie schickte, die sie auch im Bekanntenkreis weiterzeigen konnte.
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