Interview mit Krimi-Autorin Gabriele Albertini
Mord in vertrauter Umgebung
Bruchsal. Rechtsanwalt Jörg Vogel wird am Bruchsaler Bergfried erschossen aufgefunden. Obwohl gleich vier Zeugen vor Ort sind, hat niemand den Täter gesehen - und Kommissar Adam und sein Team sind gefordert. „Mord am Bergfried“ ist Gabriele Albertinis sechster Bruchsal-Krimi und gerade erschienen. Cornelia Bauer sprach mit der pensionierten Lehrerin und Krimi-Autorin.
???: Nach Morden am Saalbach, in der Huttenstraße, der Silberhölle, im Daminanstor und nach dem Schlosskonzert, stirbt in Ihrem aktuellen Buch jemand am Bruchsaler Bergfried. Wie kommen Sie auf Ihre Tatorte? Und wie entwickeln Sie Ihre „Mordpläne“?
Gabriele Albertini: Ich schreibe Bruchsal-Krimis, also muss der Tatort immer Bruchsal sein. Es ist mir wichtig, dass man das schon am Titel erkennt. „Mord in der Hauptstraße“ oder „Mord am Bahnhof“ wäre viel zu allgemein. Außerdem soll der Tatort schon von Weitem auf dem Titelbild auffallen. Die Mordpläne ergeben sich bei mir mehr oder weniger von selbst. Vielleicht habe ich tief im Innern kriminelle Neigungen - da ist es ganz gut, dass ich die grausigen Verbrechen nur beschreibe, statt sie zu begehen!
"Ich will keine Dokumentation verfassen,
sondern die Leser unterhalten"
???: Welche Rolle spielt bei Ihren Büchern die Recherche? Quetschen Sie die Bruchsaler Kripo aus?
Albertini: Ich war Lehrerin. Jeder Satz, den ich im Klassenzimmer äußerte, war genauestens recherchiert. Aber inzwischen mache ich es mir leichter. Die wichtigsten Antworten finde ich im Internet. Manchmal ist es schwierig, Auskünfte zu bekommen, zum Beispiel, als es um den Überfall auf einen Geldtransporter ging. Da musste ich selbst etwas erfinden.
Bei meinem letzten Krimi hatte ich mehr Glück. Ein befreundeter junger Arzt informierte mich über Kopfverletzungen, obwohl er noch nicht einmal Rechtsmediziner ist. Die Bruchsaler Kripo hat sich bisher noch nicht bei mir gemeldet. Wahrscheinlich stimmt so manches nicht, was ich über den Polizeialltag schreibe. Aber ich will ja auch keine Dokumentation verfassen, sondern die Leser unterhalten.
???: Wie sieht ein typischer Tag aus, an dem Sie an einem Ihrer Bücher schreiben?
Albertini: Ich setze mich nicht unter Stress. Es ist nicht wie bei anderen Schriftstellern, von denen ich gelesen haben, dass sie sich für jeden Tag eine bestimmte Anzahl von Stunden vornehmen, in der sie arbeiten. Wenn ich gerade mit einem neuen Buch beschäftigt bin, habe ich weniger Zeit, die Bücher anderer zu lesen.
???: Das Team um Kommissar Adam entwickelt sich im Laufe Ihrer Bücher stetig weiter. Haben Sie einen Lieblings-Protagonisten?
Albertini: Meine Helden sind frei erfunden, und wenn ich Namen brauche, blättere ich im Telefonbuch. Die einzige Ausnahme ist Kommissar Adam. Ich kannte tatsächlich einen Polizisten, der Adam hieß, allerdings mit Vornamen. Es ist nun aber nicht so, dass er oder seine Familie beschrieben werden. Adams rechte Hand ist Lena Weber, geborene Hartmann, die junge Kriminalbeamtin als perfekte Ergänzung zu dem alten Hasen. Sie hat zwischen dem vierten und dem fünften Krimi den Kollegen Thomas Weber geheiratet, einen besonders netten Mann, obwohl er nicht aus Bruchsal stammt. Jeder ist auf seine (unterschiedliche) Art liebenswert.
???: Regionalkrimis stehen insgesamt hoch im Kurs. Was macht Ihren Reiz aus?
Albertini: Der besondere Reiz des Regionalkrimis liegt darin, dass man die Orte wiedererkennt. Wie jemand totgeschlagen wird, ist schon tausendfach beschrieben worden. Aber dass es in der vertrauten Umgebung passiert, ist das Besondere. Eine Freundin hat mir erzählt, dass sie seit „Mord im Damianstor?“ jedes Mal, wenn sie durch dieses Tor fährt, nach rechts schaut, ob womöglich wieder eine Leiche da liegt.
???: Wird es weitere Morde in Bruchsal geben?
Albertini: Wenn meine Krimis weiterhin von vielen Leuten gekauft werden, könnte ich mir schon einen weiteren Mord einfallen lassen. An mir soll es nicht liegen!
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.