Bruchsaler Kulturfenster
Objekt des Monats November
Jeden Donnerstag laden das Städtische Museum und das Stadtarchiv zum Blick durch das „Bruchsaler Kulturfenster“ ein. Dieses Mal präsentiert Museumsleiterin Regina Bender, ein Vesperbild aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Liebe Leserinnen und Leser,
wie vielen Bruchsalerinnen und Bruchsalern sicher bekannt ist, befand sich im Bereich des heutigen Bruchsaler Altenzentrums in der Huttenstraße ehemals ein Kapuzinerkloster, welches 1669 von Fürstbischof Lothar Friedrich von Metternich gestiftet und ab 1670 am Ort des ehemaligen Herrenalber Hofs erbaut wurde. 1721-22 ließ Damian Hugo von Schönborn dort eine Kapelle errichten, in deren Gruft er 1743 beigesetzt wurde, bevor man seine Gebeine 1755 in St. Peter umbettete. Vermutlich auf diese Kapelle bezieht sich unser Objekt des Monats November. Es handelt sich um ein Vesperbild aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in vergoldetem Rahmen mit der Aufschrift: „Wahre abbildung des Schmertzhaften und Trostreichen Vesper-Bilds in der P.P. Cappuciner Capell zu Bruchsal.“
Ein Vesperbild meint die Darstellung Marias mit dem Leichnam Jesu. In der Kunstgeschichte werden solche Darstellungen als eigener Bildtypus zusammengefasst und als „Pietà“ bezeichnet. Diese Form des Andachtsbildes kam im Mittelalter auf, bestand häufig aus in Holz gearbeiteten Plastiken und griff neben der Pietà auch andere Themen der Passion auf (beispielsweise Ecce Homo). Ebenfalls bekannt sind aus dieser Zeit kleinformatige Einlegeblätter in Gebetsbüchern, die der persönlichen Andacht dienten und oftmals auf Pergament oder Stoff gestaltet waren. Neben Passionsszenen sind häufig Mariendarstellungen, Heilige oder das Lamm Gottes zu finden. Im 18. Jahrhundert wandelten sich diese meist einfachen Bildchen zu den heute in Sammlerkreisen bekannten Spitzenbildern, die aus einem mittig gesetzten christlichen Motiv und einer umlaufenden Papierspitze bestehen. Diese wurde ursprünglich aufwändig von Hand hergestellt und später durch billigere Stanzarbeiten ersetzt. Ebenfalls Handarbeit liegt bei dem Bild aus dem Bestand des Städtischen Museums vor. Hier wurden die Figuren aus Papier und Stoffen gestaltet, die der Darstellung durch die unterschiedliche Beschaffenheit der Materialien Textur und Tiefe verleihen. Die Größe des Bildchens, welches ohne Rahmen leidglich 13 auf 9 cm misst, lässt erahnen, welche Fingerfertigkeit für ein solch filigranes Werk nötig war.
Das Andachtsbild, das sich seit 1987 im Museumsbestand befindet, ist gemeinsam mit weiteren Exponaten aus den Ausgrabungen des ehemaligen Kapuzinerklosters im Städtischen Museum in Bruchsal zu besichtigen.
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Neugierig auf mehr? Spannendes aus den Bruchsaler Museen und dem Stadtarchiv gibt es auf der www.bruchsal.de/staedtischesmuseum.
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