Eine poetische Auseinandersetzung mit dem prosaischen Thema "Demenz"
"Sonnenstrahl im Kopfsalat"
Bruchsal (art) "Aus einer kleinen Sache wird eine große, bis sie dich überrollt." Mit diesem einfachen Satz ist die Situation von David Meiner beschrieben. Er hat "degenerative Demenz". So steigt er in den falschen Bus, legt die Hausschlüssel ins Gemüsefach des Kühlschranks und hält seine Enkeltochter Sarah für die Putzfrau. Über diese Situationen hat Holger Schober das Theaterstück "Sonnenschein im Kopfsalat" für die Badische Landesbühne (BLB) geschrieben.
Finanzielle Förderung durch die Bürgerstiftung
"Wir haben das Stück finanziell gefördert", sagen Dorothee Eckes und Gilbert Bürk vom Vorstand der Bürgerstiftung, "da es mit dem normalen Budget der Landesbühne nicht zu verwirklichen gewesen wäre." Die Bürgerstiftung wollte diese wichtige Thema, das aber oft noch ein Tabu ist, unter die Jugendlichen bringen, weil es alle Menschen betreffen kann. Es sei unerlässlich, dass man sich damit auseinandersetze, sagen Eckes und Bürk; auch um eventuell einen Pflegeberuf zu ergreifen, der große Chancen böte und wo dringend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht würden.
Ein Theaterstück eigens für die Junge BLB geschrieben
Uraufführung von "Sonnenschein im Kopfsalat" ist am 31. Januar im Theater "treppab" der BLB. Gespräche mit Schülerinnen und Schülern der Käthe-Kollwitz-Schule ("Käthe") haben zu diesem Stück geführt. Wie können wir mit Menschen umgehen, die an Demenz erkrankt sind? Das war die Frage. Aus dieser Thematik ist dann eine Collage entstanden mit mehreren Ebenen, zwischen denen Frederik Kienle und Yasmin Vanessa Münter in der Darstellung gekonnt hin und her springen. Mal ist es das Verhalten von David. Sein Umgang mit seiner Enkelin, die er nicht mehr erkennt. Dann ist es die Situation bei der Ärztin, die ihm die Wahrheit seiner Erkrankung eröffnet. Und es ist die Interaktion von Arginin und Tyrosin, den Aminosäuren, genannt "Argi" und "Tyra", die sich verzweifelt um Davids Erinnerungsvermögen mühen, letztlich vergeblich. Das Theaterstück, geeignet ab Klasse fünf, kann auch im Klassenzimmer aufgeführt werden.
"Argi" und "Tyra" kämpfen gegen Demenz
In Bruchsal ist es aber im Theater "treppab" zu sehen, um den Theatereffekt zu verstärken mit Licht und Kulisse. Es ist mal komisch, mal ernst, mal traurig, mal hoffnungsvoll. Es weckt Sympathie und Verständnis. "Wir wollen mit den Mitteln des Theaters, mit literarischer und spielerischer Poesie, mit professionellen Darstellern und einer packenden Geschichte auf die Herausforderung Demenz reagieren", sagt Petra Jenni, Chefdramaturgin der BLB. Wie geht es einem Menschen, der an dieser Krankheit leidet? Wie geht man mit ihm um? Was sind die Ursachen? Was sind die Folgen? All dies zeigt sich im liebevollen und behutsamen Umgang von Enkelin Sarah mit ihrem Großvater David. "Die Schülerinnen und Schüler der 'Käthe', die sich auf einen sozialen Beruf vorbereiten, erhalten mit dem Stück einen wunderbaren Anschauungsunterricht", sagen Eckes und Bürk", "aber ebenso alle anderen, die ins Hexagon kommen."
Information:
Schulen können sich in der BLB bei Julia Wenzel für den Besuch einer Aufführung melden.
E-Mail: wenzel@dieblb.de
Telefon: 07251/72722
oder über das Anmeldeformular auf der Website der BLB. (art)
Autor:Martin Stock aus Bruchsal |
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