Bruchsaler Kulturfenster
Stammbaum der Familie Diemer über elf Generationen
Jeden Donnerstag laden das Städtische Museum und das Stadtarchiv zum Blick durch das „Bruchsaler Kulturfenster“ ein. In dieser Woche berichtet Dr. Tamara Frey vom Stadtarchiv Regina Bender vom Stammbaum der Familie Diemer.
Einen Meter und 50 Zentimeter auf einen halben Meter – so groß müsste man den Stammbaum der Familie Diemer ausdrucken, um alle 150 Namen ansatzweise entziffern zu können. Elf Generationen seiner Familie hat Emil Diemer in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zusammengetragen, beginnend bei Valentin und Anna Diemer aus Bieringen über deren Ururenkel, den Bruchsaler Stadtphysikus Johann Stephan Diemer, geboren 1761, dessen Urenkel wiederum Emil Diemer selbst war bis wiederum zur Generation seiner Großnichten und -neffen. Emil Diemers nahe und entfernt verwandte Korrespondenzpartner verteilten sich über ganz Europa, Russland und die USA. Jeden Briefwechsel, jede Karte zu Geburtstagen, Weihnachten oder Neujahr hob er chronologisch geordnet auf. Woher dieser Eifer? Wir können nur vermuten: Ordnungsdrang eines noch im Kaiserreich sozialisierten deutschen Beamten? Bedauern, selbst keine Enkel zu haben, die den Namen weitertragen können? Sicher ist, dass die ausgedehnte Familienforschung, die Diemer auch für andere Personen übernahm, ihm und seiner kleinen Familie in der Zeit des Nationalsozialismus, als er, der erzkatholische Zentrumsanhänger, seinen Posten im Staatsdienst verloren hatte, ein bitter nötiges Zubrot und vielleicht auch ein wenig Schutz gewährte.
Neben dem papiernen Teil des Nachlasses, der neben der Korrespondenz und den handgeschriebenen Stammbäumen auch Abschriften aus Kirchenbüchern, originale historische Dokumente der Vorfahren, zahlreiche Fotos und einige Zeichnungen umfasst, wurden auch allerhand Objekte der Stadt übergeben. Kleine und große Objekte zur Familiengeschichte wie Uhrenketten und Brillengestelle, kuriose Andenken von einer Pilgerreise nach Rom bis hin zu ganzen Möbelstücken, die im Zusammenspiel mit den papiernen Teilen ein detailliertes Bild einer bürgerlichen katholischen Familie im 19. und 20. Jahrhundert zeichnen. Gemäß den verschiedenen Sammlungsaufträgen und Expertisen im Bereich der Bestandserhaltung teilten Stadtarchiv und Städtisches Museum den Nachlass auf. Dokumente und Kleinst-Objekte verblieben im Archiv, wurden dort in Mappen, Fototaschen und säurefreiem Papier verpackt und lagern in den Rollregalen in speziellen Archivkartons. Portraits und Objekte wanderten in die Magazine des Städtischen Museums, wo sie bestmöglich konserviert und erhalten werden. Hierzu gehört eine möglichst passende klimatische Umgebung sowie staubfreie Verpackung, damit Oberflächen und Materialien nicht im Laufe der Zeit beschädigt und angegriffen werden.
Durch eine solche Aufgabenteilung ergänzen sich die Kulturinstitutionen symbiotisch. In den nächsten beiden Wochen werden Stadtarchiv und Städtisches Museum an dieser Stelle weiteren Einblick in die jeweiligen Teile des Nachlass Diemer und dessen aspektreiche Familiengeschichte geben.
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Neugierig auf mehr? Spannendes aus den Bruchsaler Museen und dem Stadtarchiv gibt es auf der www.bruchsal.de/staedtischesmuseum.
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