Bruchsal richtet Heilpädagogischen Fachdienst ein
Unterstützung für überforderte Erzieher
Bruchsal. Aggression, Gewalt, Isolation: Statistiken zeigen, immer mehr Kinder sind schon im Kita-Alter auffällig und benötigen intensive, individuelle Betreuung. Erzieher sind damit häufig überfordert, es mangelt ihnen an Zeit, es fehlt an zusätzlicher pädagogischer Ausbildung. Leidtragende sind dann oft die anderen Kinder in der Gruppe, für deren Bedürfnisse dann noch weniger Aufmerksamkeit bleibt.
Um solchen Situationen zukünftig vorzubeugen, hat die Stadt Bruchsal zum Jahresende einen Heilpädagogischen Fachdienst eingerichtet. Ab Mitte Januar können die Bruchsaler Kitas die Hilfe zweier Heilpädagoginnen anfordern. Sie beraten, betreuen und geben die Kita-Erziehern das nötige Rüstzeug, um mit den besonderen Bedürfnissen verhaltensauffälliger Kinder besser umgehen zu können.
Die diplomierte Heilpädagogin Christiane Jenne ist Mitarbeiterin des neuen Fachdienstes und beschreibt ihre Aufgabe so: "Wenn das Verhalten eines Kindes Fragen aufwirft, die sich im Kita-Alltag nicht lösen lassen, können sich die Erzieher an uns wenden. Wir beraten dann entweder anonym - etwa wenn die Eltern des Kindes nicht damit einverstanden sind, dass wir hinzugezogen werden oder vor Ort in der Einrichtung, dann natürlich mit dem Einverständnis der betroffenen Eltern. Werden wir gerufen, kommen wir, beobachten, analysieren und beraten ergebnis und -ressourcenorientiert. Es geht darum, herauszufinden, was das Kind in dieser schwierigen Situation braucht, um weiter am Bildungsangebot teilhaben zu können. Wir helfen bei diesem Prozess und unterstützen die Erzieher bei ihrer Arbeit."
Erzieher stärken und Kinder schützen
Bruchsals Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick ist sich sicher, mit der Investition von 75.000 Euro richtig zu liegen. "Natürlich ist das viel Geld für ein Angebot, das wir als Kommune freiwillig erbringen. Aber die Kita als familienergänzendes Angebot schon in der frühen Kindheit wird immer wichtiger, der Job der Erzieher aber gleichzeitig immer schwieriger und immer mehr Kinder brauchen individuelle Förderung - davor können wir die Augen nicht verschließen."
Der Bedarf in den Kitas sei da, sagt Patrik Hauns, Leiter des Amtes für Familie und Soziales im Rathaus Bruchsal. "Anfragen von Erziehern haben wir schon jetzt", berichtet er. Die Kita-Mitarbeiter seien oft überfordert, die in solchen Situationen so wichtige, heilpädagogische Ausbildung fehle häufig. "Wichtig ist zum einen, dass das betroffene Kind in der Einrichtung verbleiben kann, dass aber gleichzeitig die anderen Kinder dann nicht unter der Situation leiden. Und genau da setzt das Angebot an, deshalb sind wir uns sicher, dass es gerne angenommen wird."
Modellprojekt für andere Kommunen
"Wir sind die erste große Kreisstadt, die einen eigenen Heilpädagogischen Fachdienst anbietet, der allen Trägern unserer Kommune zur Verfügung stehen wird. Das Projekt ist zeitlich unbegrenzt, aber natürlich werden wir nach zwei Jahren evaluieren und schauen, was es gebracht hat. Dann muss man sehen, braucht man es, muss man gar aufstocken und kann man die Idee als 'best practice Kommune' auch in andere Städte tragen."
Am 13. Januar geht das Angebot mit einer Einführungsveranstaltung für die Bruchsaler Kitas an den Start.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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