Bruchsaler Kulturfenster
Zusammen gegen den Sauerwurm
Ab Anfang Juli schlüpft die zweite Generation der Raupen der einbindigen Traubenwickler, der sogenannte „Sauerwurm“. Was wie leckere Ware in einer Süßwarentheke klingt, mögen Winzer nun aber überhaupt nicht. Pro Exemplar kann der Sauerwurm nämlich 13-17 Beeren durch Fraß schädigen und damit die Ernte ganz schön dezimieren. Im 19. Jahrhundert wurde deshalb breit gegen dessen Verbreitung vorgegangen. 1886 veröffentlichte das Innenministerium in Karlsruhe eine Informationsbroschüre über den Heu- (Raupen der 1. Generation) und Sauerwurm. Aber schon 1839 erreichte eine Verordnung des Großherzoglichen Oberamts die Ortschaften, in denen vor der Raupe gewarnt wurde und die „Reinigung“ der Bäume im Winter, also die Suche und Wegnahme der Puppen, angeordnet wurde.
Der Bürgermeister von Untergrombach nahm diese Anweisungen ernst. Er ließ die gesamte Gemeinde versammeln, um die Verordnung publik zu machen und teilte dabei gleich die Ortsgemarkungen in elf Distrikte ein. Für jeden Distrikt gab es eine Aufsichtsperson, die aus dem Kreis des Gemeinderats und der Bürgerschaft ausgelost wurde. So enthielt zum Beispiel Joh. Modery „sämtliche Bäume von den Bruchsaler Straßen rechts bis an Wald und links bis an die Weinberge herein wonach die Wittumsgärten sind bis vor das Dorf“ zur Aufsicht. Er hatte die Reinigungsarbeiten anzuordnen und säumige Grundstücksbesitzer zu melden. Wer sich nicht in angemessenem Umfang an der Aktion beteiligte, hatte mit einer Geldstrafe zu rechnen.
Wer mehr wissen will, unsere Archivale des Monats aus dem Bestand der Gemeinde Untergrombach trägt die Signatur A 357 und kann in den Räumlichkeiten des Stadtarchivs eingesehen werden.
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