Generalversammlung der OGA Nordbaden in Bruchsal
Landwirte beklagen Imageprobleme
Bruchsal. Die immer schwieriger werdenden Rahmenbedingungen für die landwirtschaftlichen Betriebein Deutschland sowie das derzeitige Imageproblem der Landwirtschaft waren neben der
Berichterstattung über die Saisonverläufe 2018 und 2019 zentrale Themen bei der Generalversammlung der OGA Nordbaden eG in Bruchsal (OGA).
Im Hitzejahr 2018 mit extrem trockenen Witterungsverlauf und teils sehr unterschiedlichen Produktentwicklungen reduzierte sich der OGA-Umsatz um zwei Prozent auf 40,2 Millionen Euro. Zusammen mit der angeschlossenen Vertriebsorganisation OGV wurde im Geschäftsjahr 2018 ein Gesamtumsatz von 62,8 Millionen Euro erzielt (2017: 62,4 Millionen). Aufgrund guter Erntemengen und
einem verbesserten Preisniveau in der Saison 2019 rechnet man im Geschäftsjahr 2019 wieder miteinem höheren Umsatz.
Das Unternehmen verfügt über zwei Standorte in Bruchsal und Heidelberg,114 Mitgliedsbetriebe in Baden-Württemberg, Hessen und anderen Bundesländern und zählt zu den
bedeutendsten Lieferanten des Lebensmitteleinzelhandels mit deutschem Obst und Gemüse.
Schwerpunkte im Sortiment sind Spargel, Erdbeeren und Beerenobst, Zwetschgen, Äpfel,
Zuckermais, Kürbisprodukte und zahlreiche Kulturen aus dem gärtnerischen Gemüseanbau.
Der anhaltende Kostendruck, zunehmende Einschränkungen beziehungsweise Auflagen für die Produktion,die unbefriedigende Erlössituation im Lebensmitteleinzelhandel sowie fehlende Saisonarbeitskräfte
zwingen viele Erzeugerbetriebe zur Reduzierung ihrer Anbauflächen. Bei Spargel, der flächenmäßig
wichtigsten Gemüsekultur in Deutschland, ist mit zirka 27.000 Hektar Anbaufläche und 120.000 Tonnen Inlandsproduktion seit Jahren erstmals eine rückläufige Entwicklung zu verzeichnen.
Bei Erdbeerenreduzierte sich die Anbaufläche in den vergangenen Jahren bundesweit um 30 Prozent auf zirka 11.000 Hektar
mit einer Inlandsproduktion von nur noch 110.000 Tonnen. Positiv entwickelt sich hingegen der
geschützte Tunnelanbau, der sich besonders für Erdbeeren und andere Beerenfrüchte eigne.
Dieser ermögliche eine frühzeitige, sichere, kontinuierliche und umweltschonendere Produktion
und Ernte, erfordere aufgrund der kostenintensiveren Produktionsform jedoch einen höheren Preis.
Als bedauerlich und unfair wurden die einseitigen Schuldzuweisungen gegenüber derLandwirtschaft für den Klimawandel und das Bienen- und Insektensterben bezeichnet. Die
Ursachen für diese negativen Entwicklungen seien vielschichtig und nicht nur von der Landwirtschaft
zu verantworten. „Wir alle freuen uns über billige Flüge, Kreuzfahrten, den zunehmenden Online-Handel mit seiner Flut von Lieferfahrzeugen, Plastiktüten und Kartons sowie Fast-Food- und To-Go-Produkte mit zahlreichen Verpackungsbestandteilen. Wir alle sind verantwortlich für den enormen
Energieverbrauch durch Elektrogeräte, Handys, I-Pads, Laptops sowie die weltweite Flächenversiegelung
für Straßen, Gebäude und Infrastrukturprojekte“, so Hans Lehar, geschäftsführender
Vorstand der OGA.
Sollte das Volksbegehren Artenschutz „Rettet die Bienen“ in Baden-Württemberg beziehungweise das von der Bundesregierung beschlossene Aktionsprogramm Insektenschutzmit seinen gravierenden Produktionseinschränkungen zur Umsetzung kommen, bedeute dies das Ende für zahlreiche Obst-, Gemüse-, Weinbau- und sonstige landwirtschaftliche Betriebe.
Aus diesem Grund unterstütze die OGA den Volksantrag „Gemeinsam unsere Umwelt schützen in
Baden-Württemberg“ der landwirtschaftlichen Verbände (www.volksantrag-gemeinsam.de). „Klimawandel, Erhalt unserer Umwelt und Schutz unserer Artenvielfalt sind eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, so Hans Lehar weiter.
Die zunehmenden Anfeindungen gegenüber der Landwirtschaft und geplante gesetzgeberischeRestriktionen für die landwirtschaftlichen Betriebe unterstrichen das anhaltend negative Image
der Branche in den Medien, der Politik und der Gesellschaft. Den zahlreichen Interessenvertretungen
und Branchenverbänden gelinge es nicht, mit einer Stimme zu sprechen und die Gesellschaft über
die hohe Qualität deutscher Erzeugnisse, die Arbeit und Leistungen der Produzenten und
Erzeugerbetriebe sowie die existenzgefährdenden Entwicklungen durch vorgesehene Verbote und
Einschränkungen in der Produktion umfassend zu informieren. Stattdessen würden für inzwischen
viele umweltpolitische Sachverhalte und Probleme ausschließlich die Landwirte verantwortlich
gemacht. „Es fehlt an sachlicher Information, Aufklärung und offensiver Kommunikation in der
Öffentlichkeit“, sagt Hans Lehar selbstkritisch an die eigene Branche gewandt. ps
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.