Trans Europa Gaspipeline durch den Pfälzerwald auf der Zielgeraden
Wilgartswiesen (Südwestpfalz) Derzeit werden Abschnitte der bei Aachen aus den Niederlanden kommenden und nahe Wallbach (Aargau/CH) in die Schweiz führenden Erdgas-Fernleitung „TENP“ ausgetauscht. In Rheinland-Pfalz quert diese außer Eifel und Hunsrück auch den Pfälzerwald. Am Montag (29. April 2024) stellte in Wilgartswiesen (Verbandsgemeinde Hauenstein) die Eigentümerin Trans Europa Naturgas Pipeline GmbH & Co. KG der Rheinland-Pfälzischen Ministerpräsidentin sowie Landes- und Kommunalpolitikerinnen und -Politikern den Stand der Arbeiten vor sowie die Bedeutung der Leitung „für die Energieversorgung für heute und morgen“. Diese sei „natürlich H2 -ready“ (geeignet für Wasserstoff). Der rund 51 Kilometer lange Abschnitt von Mittelbrunn (Kreis Kaiserslautern) bis Klingenmünster (Südliche Weinstraße), genannt TENP III, sei „auf der Zielgeraden“. Naturschutzaspekte würden bei den Arbeiten sowie im Betrieb weitmöglichst beachtet, wurde mehrfach versichert. Ministerpräsidentin Malu Dreyer kann sich dennoch vorstellen, „dass Menschen, die im Pfälzerwald unterwegs sind und dann an einer solchen Baustelle vorbeikommen, geschockt sind. Das kann man ja verstehen“.
Die TENP sei eine der wichtigsten Erdgasverbindungen in Europa und garantiere die Versorgungssicherheit auch in Rheinland-Pfalz, betonte Dr. Thomas Hüwener, Geschäftsführungsmitglied der Open Grid Europe GmbH (OGE, Essen). Diese 500 Kilometer lange Leitung sei eine der wichtigsten europäischen Nord-Süd-Verbindungen. Bis zu 20 Gigawatt Energie könne sie transportieren. „Damit das so bleibt errichten wir die TENP in Teilen neu“. Eigentümerin sei die Trans Europa Naturgas Pipeline GmbH & Co. KG, an der die Open Grid Europe GmbH mit 51 Prozent und die Fluxys TENP GmbH mit 49 Prozent beteiligt seien. Die Kapazitäten würden durch OGE und Fluxys TENP vermarktet, den operative Betrieb habe OGE inne.
Der Austausch erfolge nahezu ausschließlich in den Trassen der (bisherigen) TENP I und TENP II. Es würden keine zusätzlichen Flächen in Anspruch genommen, sagte Thomas Hüwener. Umwelt und Flora blieben geschont. Herausforderungen seien die parallel verlaufende TENP II, die unter Druck stehe, sowie tangierte Stromleitungen. Ingenieuren, Baufirmen und den Mitarbeitenden aus circa 20 Nationen sei viel abverlangt worden. Dafür wolle er danke sagen, für den Einsatz und die exzellente Meisterleistung.
Die TENP sei H2-ready, betonte auch Thomas Hüwener. Das nehme er zum Anlass die Transformation des Energiesystems ansprechen. „In Anlehnung an die Zeilen in Ihrem Buch(*), liebe Frau Ministerpräsidentin, ist die Zukunft auch unsere Freundin.“ Damit der Aufbau eines Kernnetzes gelinge, brauche es gute politische und finanzielle Rahmenbedingungen. Es komme darauf an, ob das von der Politik vorgeschlagene Finanzierungsmodell kapitalmarktfähig sei.
(*) Die Zukunft ist meine Freundin: Wie eine menschliche und ehrliche Politik gelingt, Buch von Malu Dreyer und Hajo Schumacher. Bastei Lübbe (Quadriga), Köln 2015, ISBN 978-3-86995-083-9.
Als eine der Hauptschlagadern der europäischen Gasversorgung verknüpfe diese Pipeline Märkte in Deutschland, Belgien, den Niederlanden, der Schweiz und Italien, betonte Friedrich Rosenstock, Geschäftsführer von Fluxys TENP und Fluxys Deutschland. Sie eröffne Zugang zu den LNG-Terminals (Anlandung von verflüssigtem Erdgas) in Zeebrugge (B) und Dunkerque (F). Schon in einigen Jahren könne Wasserstoff durch die neu verlegten Rohre strömen, der (künftig) beispielsweise in Nordafrika erzeugt werde. „Damit stehen wir heute nicht nur vor einem Stück Versorgungssicherheit, sondern auch vor einem wichtigen Schritt in eine klimaneutrale Zukunft.“
„Die Trans Europa Naturgas Pipeline garantiert als eine der wichtigtsten Erdgasverbindungen in Europa die Versorgungssicherheit in Rheinland-Pfalz. Sie ist H2-ready und damit auch ein wichtiger Baustein in der grünen Transformation unseres Landes“, zeigte sich Ministerpräsidentin Malu Dreyer überzeugt. Das Land wolle die Voraussetzungen schaffen um ein wichtiger Wasserstoffverteilungsknoten zu werden. „Wir werden eine Wasserstoffkoordinierungsstelle bei der Innovationsagentur einrichten, die die konkreten Anliegen der Unternehmen koordinieren soll.“ Geplant sei bis 2027 etwa 109 Millionen Euro aufzuwenden zur Unterstützung von Wasserstoffprojekten im Land. Es sei „schön auch zu sehen, wie die Renaturierung großer Infrastrukturmaßnahmen in Einklang mit Natur und Umwelt möglich sei“, fügte Sie an.
Jede der über 2.800 Schweißnähte des 51 km langen Teilstücks seien sorgfältig geprüft worden, unter anderem mit Ultraschall und Laser. Vor Inbetriebnahme werde der Leitungsstrang einem Wasserdruck von 125 bar ausgesetzt. Die Trasse müsse dauerhaft von Sträuchern und Bäumen freigehalten werden, was externe Dienstleister gewährleisten würden, war auf Nachfrage zu erfahren.
Autor:Werner G. Stähle aus Hauenstein |
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