Lebhafte Bürgerversammlung:
Wo sollen mögliche Windräder zu stehen kommen?

BM Frank Werner in der Bürgerversammlung | Foto: Urheber: W. Schmidhuber
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Angelbachtal. Wenn 300 Meter hohe Windräder – fast so hoch wie der Eifelturm - auf Angelbachtaler Gemarkung zu stehen kommen, wo sollten sie platziert sein? Nur 900 Meter von der Wohnbebauung entfernt, gut sichtbar und hörbar, wo sie mitunter den ohnehin vorhandenen Straßenlärm ergänzen?
Oder in halbwegs sicherer Entfernung von 2,5 Kilometer, wenn auch dazu ein Stück Wald – konkret 0,6 Prozent des Gemeindewaldes - in Anspruch genommen werden müsste und eine Kompensierung in Form einer flächenmäßig noch größeren Wiederaufforstung erfolgen würde?

„Schonungskriterien“ ausgesucht
In Sachen Windräder gehen die Meinungen in Angelbachtal weit auseinander. Bei der Bürgerversammlung, zu der etwa 250 Frauen und Männer gekommen waren, gab es zahlreiche Wortmeldungen, auch sehr emotionale. Der erste Thementeil, Freiflächen für Fotovoltaik, spielten eine völlig untergeordnete Rolle.
Die Gemeinde, die zu den windreichsten („windhöffigsten“) in der Region gehört, steht vor der Aufgabe, geeignete Vorrangflächen für Windenergie im geänderten verbindlichen Regionalplan zur Verfügung stellen zu müssen. Dazu hat der Regionalverband drei Gebiete nach „Schonungskriterien“ für die Bevölkerung ausgesucht (Legelsbusch, Steinrutschen/Wüstrott und Unterwald) und dem zuständigen Regionalverband als Möglichkeiten vorgeschlagen. Ob dieser überhaupt darauf zurückgreift, wann und in welchem Umfang, ist noch offen.

Privatunternehmen am Werk
Die Meinung der Gemeinde, die sich der Gesamtheit der Bürgerschaft verpflichtet sieht, steht fest: Windräder sollen dort entstehen, wo die Beeinträchtigung für die Bevölkerung am geringsten ausfällt: vor allem, wo der wenigste Lärm und wo kein beeinträchtigender Schattenwurf verursacht wird.
Doch inzwischen hat sich die Firma Altus, ein privates Unternehmen, den Hohberg als Standort ausgesucht und will dort ihre eigenen Windräder errichten, ohne dass dazu die Gemeinde gefragt und mit eingebunden wird. Die erzielten Einnahmen kommen dann ausschließlich dem Privatunternehmen zugute. Wer dort die Grundstücke bereitstellt, kann für sich hohe Pachteinnahmen erzielen.

Pro- und Kontra-Wortmeldungen
Eine erkennbare Mehrheit in der Bürgerversammlung unterstützte die Intension der Gemeinde, dass nicht Privateinnahmen das Maß aller Dinge sein darf - was den jeweiligen Beifallsbekundungen und den einzelnen Pro- und Kontra-Wortmeldungen so zu entnehmen war.
Einmal gab es sogar heftige Buhrufe, als sich jemand besonders leidenschaftlich ins Zeug legte und Bürgermeister Frank Werner nach einer möglichen Betroffenheit als Mit-Grundstückseigentümer nachfragte. „Das geht Sie einen Dreck an“, lautete die lautstarke Antwort. Doch dann räumte der Senior ein, dort eine Fläche zu besitzen.

Warnung vor Neiddiskussion
In seinem Statement warnte er vor einer allgemeinen „Neiddiskussion“, weil nur wenige Angelbachtaler im Falle einer Altus-Übernahme zu viel Geld kämen. Wie man so hört, könnten etwa 250.000 Euro Pacht-Einnahmen jährlich pro Windrad winken, also bis zu zwei Millionen Einnahmen. Im Internet ist auch die Rede von bis zu 460.000 Euro.
Bei einer Privatverpachtung, wie auf dem Hohberg, kommen die Zahlungen nur einzelnen Bürgern zugute, nicht aber der Gemeinde, hieß es mehrfach von Seiten der Verwaltung, etwa für Investitionen in der Gemeinde und für günstigere Bürgerstromtarife.

Kein Mitspracherecht der Gemeinde
Die Gegenposition vertraten einige Umweltschützer und insbesondere die Grundstückseigentümer, die vom Hohberg profitieren. „Warum dürfen diese nicht für ihre finanziellen Interessen kämpfen?“, ließ ein verständnisvoller Zuhörer wissen. Windräder auf dem nahen Hohberg würden zur Verringerung der Wohnqualität beitragen und sich auf sinkende Immobilienpreise in Angelbachtal auswirken, warnte ein Immobilienfachmann.
Würden Windkraftanlagen auf Privatflächen gebaut, habe die Gemeinde keinerlei Mitspracherechte, beispielsweise zur Anzahl der Windräder, zur Entfernung zur Wohnbebauung und zur Verwendung der Einnahmen, lautete die gegenteilige Meinung. Am Schluss der Bürgerversammlung rief ein Einwohner dazu auf, ehrliche Abwägungen zwischen dem Gemeindeinteresse und Privatinteressen vorzunehmen.

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BM Frank Werner in der Bürgerversammlung | Foto: Urheber: W. Schmidhuber
Eines der möglichen Windräder | Foto: Urheber: W. Schmidhuber
Autor:

Werner Schmidhuber aus Waghäusel

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