Gemeinsam stärker
Handball im Gespräch: Interessanter und abwechslungsreicher Austausch in Hildrizhausen

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Hildrizhausen. (bz) Hans Artschwager hatte eingeladen und ganz viele große Persönlichkeiten des deutschen Handballs kamen. Der Präsident des Württembergischen Handballverbands (HVW) stellte die passende Örtlichkeit mit seinem WALDHAUS-Gelände zur Verfügung, wo er seit Jahrzehnten Sozialpädagogische Einrichtungen der Jugendhilfe betreibt. 

Der Sonntagvormittag stand aber ganz im Zeichen des Handballs, drei Talkrunden dienten dem Informationsaustausch sowie dazu Anregungen für die Arbeit rund um unseren Lieblingssport zu erhalten. Als Ausrichter sorgte Handball im Gespräch – Freunde und Förderer Handball in Baden-Württemberg – für den gelungen Ablauf und Hans-Jörg Zürn, Chefredakteur der Sindelfinger/Böblinger Zeitung leitete fachkundig durch die drei Talkrunden. 

Geplanter Zusammenschluss Handball Baden-Württemberg, Frauen im Handball-Spitzensport sowie Mitgliederentwicklung waren die drei großen Themen, über die leidenschaftlich und fachkundig diskutiert wurde. 

Talkrunde 1 Zusammenschluss – Bündeln der Kräfte – Beispiel geplante Verschmelzung der drei Verbände in Baden-Württemberg 

Mit Andreas Michelmann (DHB Präsident), Hans Artschwager (Präsident HVW), Elvira Menzer-Haasis (Präsidentin des Landessportverbandes Baden-Württemberg) sowie Ralf Maurer (Abteilungsleiter HSG Böblingen/Sindelfingen & 1991 Deutscher Meister mit dem VfL Gummersbach). 

Andreas Michelmann erläuterte in seinen Äußerungen die Notwendigkeit die 22 Landesverbände in gleichstarke Einheiten zu formen. „Wir möchten zehn Förderregionen, in diesem Zuge kann ich die Planungen in Baden-Württemberg mit dem Zusammenschluss der Verbände HVW, SHV und BHV nur befürworten“, so Michelmann. 

Zusammenschlüsse zu weniger Verbänden machen die Kommunikation untereinander einfacher und fördern die Professionalisierung, die von Verbandsseite aus gewünscht ist. Etwaige Befürchtungen das würde zu Schließungen von Geschäftsstellen führen, schloss Artschwager in seinen Wortmeldungen aus: „Unsere Standorte in Stuttgart, Freiburg und Karlsruhe bleiben bestehen und die Mitarbeiter halten wir ebenso.“ 

Es geht um eine Verzahnung, die effektiveres Arbeiten bedeutet und Gebiete zusammenführt, die eigentlich zusammengehören, aber regional voneinander getrennt sind. Der HVW-Präsident erklärte weiter: „Wir brauchen in den Zentren mehr Hauptamtlichkeit. Dafür müssen wir die Vereine mitnehmen und ihnen die Notwendigkeit dafür aufzeigen.“ 

Elvira Menzer-Haasis weiß, worauf es dabei ankommt. Sie sagte: „Es braucht Überzeugungsarbeit. Eine Fusion heißt nicht, dass die Verbände ihr Gesicht verlieren. Im Gegenteil, die gewollte neue Struktur würde schnellere und effektivere Entscheidungen gewährleisten.“ 

Aus Vereinssicht äußerte sich Ralf Maurer. Er forderte wie Menzer-Haasis bei den Vereinen alles zu kommunizieren und sich auf diese Weise die Rückendeckung auf dem Weg zur Zusammenschmelzung zu holen. Aus eigener Erfahrung dank seiner Tätigkeit bei der HSG Böblingen/Sindelfingen weiß er: „Mit einer Fusion kann ich mich immer professioneller aufstellen und bekomme trotz der Zusammenschmelzung großer Gebiete kürzere Entscheidungswege.“ 

Im Anschluss an die erste Talkrunde bat Moderator Zürn die beiden Verbandspräsidenten Alexander Klinkner (SHV) und Peter Knapp (BHV) auf die Bühne, um zusammen mit Michelmann, Menzer-Haasis und Artschwager das für die Fusion entworfene Logo „Handball-BW – Gemeinsam – Stärker“ zu präsentieren. „Das ist sehr schön gestaltet mit den baden-württembergischen Landesfarben und außerdem trifft der Slogan den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf. Gemeinsam sind wir immer stärker“, sagte Knapp. 

Den Rahmen um die kurzweilige Veranstaltung schloss ein Auftritt einer Gruppe ukrainischer Flüchtlingskinder, die einige Tanz- und Gesangseinlagen aufführten. Zusammen mit vier Betreuerinnen und Betreuern sind die Kinder im WALDHAUS untergebracht und erhalten eine ganzheitliche Förderung, um sich möglichst schnell in Deutschland heimisch zu fühlen. 

Talkrunde 2 Starke Frauen im Handball – Thema Spitzensport 

Mit Andreas Thiel (Vorstandsvorsitzender Handball Bundesliga Frauen), Axel Kromer (Sportdirektor des DHB) sowie Marielle Bohm (ehem. Nationalspielerin & DHB-Juniorinnen-Trainerin). 

Den Leistungssport noch besser, gezielter fördern. Das haben sich die DHB-Verantwortlichen auf die Fahnen geschrieben und das gehen sie mit großem Engagement an. Wie das im Frauen-Handball geschehen soll, haben die Podiumsgäste der zweiten Talkrunde besprochen. 

„Wir planen eine Frauen-Bundesliga mit zwölf Teams und einer Playoff-Runde, um für mehr Ausgeglichenheit zu sorgen, sprich den Wettbewerb zu intensiveren“, erläuterte Andreas Thiel. Der ehemalige Weltklasse-Torhüter befindet sich aktuell in seiner zweiten Amtszeit als Vorstandsvorsitzender der HBF. Über allem steht die Professionalisierung des Spielbetriebs, vor allem auch in der 2. Liga, die laut Thiel, „eher noch im Breitensport anzusiedeln ist.“ 

Eine, die weiß, worauf es ankommt, ist Marielle Bohm. Die ehemalige Bundesliga- und Nationalmannschafts-Spielerin verfügt über sehr viel Erfahrung im Frauen-Handball. Unter anderem trainierte sie vier Jahre lang von 2015 bis 2019 die weibliche Jugend-Nationalmannschaft. Für sie ist die Leidenschaft unabdingbar, um es ganz nach oben zu schaffen. „Heute fehlt mir ein wenig, dass jede bereit ist dem Sport alles unterzuordnen. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, einmal ein Training wegen Lernen und einer Geburtstagsfeier nicht absolviert zu haben“, sagte Bohm. 

Klar ist, dass es mittelfristig im Frauen-Handball für die Spielerinnen nicht reichen wird, ausschließlich auf den Sport zu setzen. „Die finanzielle Lücke im Vergleich zu den Männern ist einfach zu groß“, veranschaulicht Thiel. 

Bohm wünscht sich mehr Austausch: „Wir müssen die Erst- und Zweitligisten an einen Tisch bekommen und darüber sprechen, wie wir vorankommen.“ 

Beim DHB gibt es Planungen, wie mehr Talente gefordert und gefördert werden sollen. DHB-Sportdirektor Axel Kromer skizzierte die Überlegungen: „Wir müssen flächendeckend mehr Zugriff auf Spielerinnen bekommen und wollen dafür DHB-Stützpunkte kreieren. Es geht darum Talente zu entwickeln und diesen die Möglichkeiten bieten, unter professionellen Bedingungen trainieren zu können.“ 

Das alles wird selbstverständlich auch im Hinblick auf das Jahrzehnt des Handballs in die Wege geleitet, um dem Anspruch dauerhaft um Medaillen mitspielen zu können, gerecht zu werden. 

Talkrunde 3 Mitgliederentwicklung 

Mit Martin Goepfert (DHB-Vorstand Mitglieder), Georg Clarke (Präsident Bayerischer Handball-Verband und Vorsitzender Jugendkommission des DHB-Präsidiums) sowie Stephanie Bermanseder (HVW, Leiterin Veranstaltungsmanagement und Nachwuchsförderung, Handball Baden-Württemberg e.V. Geschäftsstelle). 

Was ein Heimturnier bewegen kann, zeigt heute noch die Männer-WM von 2007, die dank des deutschen Triumphs ein großer Erfolg in Sachen Mitgliedergewinnung gewesen ist. „Erfolgreiche Heimturniere und generell erfolgreiche Nationalmannschaften haben den letzten 20 Jahren für 90 Prozent der neuen Mitglieder gesorgt, allein die Heim-WM 2007 war für 70 Prozent der neuen Mitglieder seit 2001 der Grund, einem Verein beizutreten“, so Martin Goepfert. Der Leiter des Vorstandsbereichs Mitgliederentwicklung geht in seiner Aufgabe regelrecht auf. 

Ein Problem sind allerdings die 27- bis 40-Jährigen, die einen Mitgliederschwund ausmachen. „Wir müssen die Vereine stärken und daher bin ich sehr froh, dass das Thema Mitgliedergewinnung bei einem Termin wie heute auch so einen wichtigen Part einnimmt“, sagte Georg Clarke. 

Hilfreich sind dafür ehemalige Nationalspieler, die beim Nachwuchs Emotionen erzeugen. „Deshalb sind wir auch Dominik Klein sehr dankbar, der in München wohnt und uns gefragt hat, wie er uns helfen kann“, gibt Clarke ein positives Beispiel, wie es im Bayerischen Handball-Verband läuft. 

Identifikationsfiguren sind ein wichtiger Punkt und für Stephanie Bermanseder unabdingbar, um Kindern die Begeisterung für den Handball näherzubringen. „Wir haben in Baden-Württemberg gar nicht die großen Mitgliedseinbrüche, es fehlen eher die Neueintritte“, stellte sie heraus. Ihren Jugendspielerinnen und Jugendspielern stellt sie daher immer Aufgaben rund um das reine Handballtraining. „Leider mussten wir feststellen, dass viele Kinder heute gar keine Nationalspieler mehr kennen. Dem müssen wir entgegenwirken, denn das macht die Handballbegeisterung doch aus. Daher haben wir uns kleine Aufgaben überlegt, bei denen unsere Kinder beispielsweise den ersten Torschützen eines Länderspiels aufschreiben müssen“, so Bermanseder. 

Der Grundtenor der drei Podiumsgäste bei der Talkrunde lässt sich runterbrechen auf: „Mitgliederentwicklung ist ein dauerhafter Prozess und untrennbar mit den Erfolgen der Nationalmannschaften verbunden.“

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Autor:

Badischer Handball-Verband aus Karlsruhe

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