„Abschlussfunkeln“ - Biosphärenreservat stellt sich in Rumbach vor

Michael Geissel beim Aufstellen des Equipments für den Blick in die Sterne   | Foto: B. Bender
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  • Michael Geissel beim Aufstellen des Equipments für den Blick in die Sterne
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Biosphärenreservat.Die Ortsgemeinde Rumbach gehört zur Verbandsgemeinde Dahner Felsenland und hat vor einem Jahr das Zertifikat „Gemeinde unter den Sternen“ erhalten, als einzige bisher. Am Wochenende, 21. und 22. Mai, fand dort das „Abschlussfunkeln“ des Projekts „Sternenpark Pfälzerwald“ statt.

von Britta Bender

Samstags am späten Abend führte ein gemeinsamer Spaziergang zum Sternenbeobachtungspunkt und am Sonntag wurde im Mehrgenerationenpark gefeiert und informiert, denn nicht nur für Astronomie-Begeisterte ist das Projekt des Biosphärenreservats Pfälzerwald interessant, sondern es ist von großer Bedeutung für Natur und Mensch.
Ortsbürgermeister Ralf Weber freute sich, am Samstagabend rund 50 Besucherinnen und Besucher zum Spaziergang begrüßen zu dürfen. Rumbach sei ein besonderer Ort zum Leben und ein besonderer Ort, um Urlaub zu machen. So war immer das Ziel, sich als Wohn- und auch als Tourismusgemeinde weiterzuentwickeln. Die Gastgeber im Ort verfügen über 100 Betten, sodass pro Jahr 13.000 bis 14.000 Übernachtungen im kleinen 430-Seelen-Ort zu verzeichnen sind. Hier gibt es wenig Luftverschmutzung und für das Projekt „Gemeinde unter den Sternen“ auch wenig Lichtverschmutzung.
Was das ist, erklärte Projektleiterin Sarah Köngeter: ein Lichtermeer, das in den Himmel strahlt, sodass man das natürliche Licht nicht mehr sehen kann, also auch die Dunkelheit nicht mehr wahrnehmen kann. Das hat weitreichende ökologische Folgen, nicht nur in den großen Städten sondern auch in ländlichen Gebieten, denn schlechte Lichtlenkung, Straßenbeleuchtung, die die ganze Nacht brennt, Leuchtmittel mit hohen Blauanteilen und ganz einfach zu viele Lampen und Lichter verursachen dieses Phänomen, dass die Nacht zum Tag gemacht wird, es also nie dunkel wird. Die Vogelwelt ist irritiert, Zugvögel verlieren ihre Orientierung und sterben vor Erschöpfung, außerdem hat diese Dauerbeleuchtung Einfluss auf Fortpflanzung und Brutverhalten einheimischer Vogelarten, sodass es weniger Nachwuchs gibt. Nachtaktive Insekten irren so lange um eine Straßenlaterne, bis sie zugrunde gehen oder verbrennen; treffend zusammengefasst unter dem Begriff „Staubsaugereffekt“. Auch die Pflanzenwelt ist irritiert durch künstliche Beleuchtung. Der Mensch übrigens ebenso, denn Kunstlicht hemmt die Produktion des Schlafhormons Melatonin, was zu Schlafstörungen und Stoffwechselstörungen führen kann.
Und weil Rumbach „sternenfreundlich“ ist und somit für Nachtschwärmer und Astronomie-Begeisterte ein geeigneter Ort ist, wurde auch ein „Gastgeber unter den Sternen“ zertifiziert. Die Zimmerfenster sind blickdicht verdunkelbar, um einen gesunden Schlaf zu fördern und auf dem Gelände gibt es wenig Außenbeleuchtung. Und wer spät nachts den Himmel betrachtet und genießt, darf im ausgezeichneten Landhaus bis 11 Uhr frühstücken und der Late-Check-Out ist bis 13 Uhr. Vor Ort gibt es Information zu Angeboten astronomischer Akteure aus der Region, Infomaterial zum Thema Sterne und Artenvielfalt sowie Equipment für die Sternenbeobachtung (Teleskop, Taschenlampe mit Rotlichtfilter) werden bereit gestellt.
Am Samstagabend begleitete der Physiker, Wissenschaftliche Mitarbeiter an der Uni Kaiserslautern und erfahrene Hobby-Astronom Dr. Christian Mücksch den informativen Spaziergang. Außerdem war Michael Geissel, ebenfalls Hobby-Astronom, Dozent für Astronomie und Astrofotografie und Gründer der Gruppe Astronomie Pfälzerwald, gemeinsam mit seiner Frau Sabine am Start, um den Interessierten mit seinem Equipment einen Blick in die Sternenwelt zu ermöglichen. Der Gruß unter den Profis lautet „clear skies“: die Voraussetzungen waren gut.
Um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, braucht das Auge Zeit. Es dauert etwa 30 Minuten, bis das Optimum an Nachtsicht erreicht ist. Das bedeutet: keiner schaut mehr auf das Handy-Display, niemand schaltet eine Taschenlampe ein. Auch die am Platz geparkte Fahrzeuge werden nicht geöffnet oder per Fernbedienung geschlossen. Das hatte Michael Geissel schon erlebt, dass nach dieser „Festbeleuchtung“ alle Anwesenden wieder eine halbe Stunde warten mussten, um wieder einen klaren Blick in die Dunkelheit zu haben.
Beim Treffen in Rumbach ging alles gut. Zu sehen war der Kugelsternhaufen M13, die Sonnenblumengalaxie, der Ringnebel in der Leier M57 und sogar die ISS im live view.
So gab es also Einblicke in die Astronomie und in ihr touristisches Potenzial.
Ortsbürgermeister Ralf Weber bittet jedoch inständig darum, nicht mit dem PKW oder gar mit dem Wohnmobil zum Sternenbeobachtungspunkt hoch zu fahren, sondern am Ortseingang (von Bundenthal kommend) links bei der Kneipp-Anlage zu parken. Der Weg führt dann zu Fuß schräg gegenüberliegend die Ebertstraße hinauf.
„Die Gemeinde unter den Sternen“ bietet also Vorteile für astronomisch Interessierte, für die Gäste des Ortes, für die Welt der Insekten und natürlich für die Menschen die im Ort leben. Ein weiterer Vorteil, so informiert Ralf Weber, sei die Stromersparnis und damit eine Kostenersparnis von 60 Prozent, durch die installierte LED-Beleuchtung und die Nachtabsenkung zwischen 0 Uhr und 5 Uhr. Am liebsten wäre es ihm, die Straßenlaternen würden während der Zeit komplett abgeschaltet. „Leider habe ich hierfür keinen Schalter“, sagt er, denn das Ganze wird von einer Schaltzentrale aus gesteuert. Eine komplizierte Angelegenheit also. So ist man vorerst zufrieden mit dem bisher Erreichten, auch wenn sich Weber gerne so etwas wie ein „Deutschland unter den Sternen“ vorstellt. Die Energieersparnis und der Effekt für die Umwelt wären seiner Meinung nach „gigantisch“.
Die Gemeinde Rumbach geht auf jeden Fall mit gutem Beispiel voran, so viel steht fest.
Für alle die nicht so nachtaktiv sind, wurde am Sonntag in den Mehrgenerationenpark eingeladen. Gutes und Regionales zum Essen, Trinken und Einkaufen wurde angeboten. Der Künstler Frank Cmuchal war vor Ort und gestaltete „astronomisch“ schöne Einkaufstaschen und ein kleines Bühnenprogramm begleitete den Tag. Für Kinder gab es Mitmach- und Malaktionen.
Sarah Köngeter und Harry Schmeiser vom Biosphären-Team beantworteten Fragen rund ums Projekt und um das Thema Lichtverschmutzung. Einen Blick in die Sonne wagen konnte man bei Michael Geissel, ebenso wie bei Christian Anders, dem ersten Vorsitzenden der Studentischen Arbeitsgemeinschaft Astronomie (SAGA e.V.) der Technischen Universität Kaiserslautern.
Nächster Termin im Rumbach zum Vormerken: am 10. Juli findet der große Deutsch-Französische Biosphären-Bauernmarkt statt.

Weitere Informationen zum Biosphärenreservat

https://www.pfaelzerwald.de/
https://www.facebook.com/astronomie.vorderpfalz/
E-Mail: astro.pfaelzerwald@gmail.com
https://www.physik.uni-kl.de/saga/
E-Mail: anders@physik-uni-kl.de

Initiative „Verrückt auf Morgen“
Insgesamt gibt es in Deutschland 18 Biosphärenreservate, weltweit sogar über 700. In Deutschland findet man sie von Rügen bis zum Berchtesgadener Land und vom Bliesgau im Saarland bis zur Schorfheide in Brandenburg. Mit der Kampagne „Verrückt auf Morgen“ möchten die deutschen Biosphärenreservate ihre Relevanz bekannt machen und ihre Mission voranbringen: für eine nachhaltige Zukunft auf unserem Planeten einzustehen. Mit einem Mitmachwettbewerb, einer Roadshow mit über 60 Veranstaltungen durch ganz Deutschland und vielen Online-Aktivitäten bringen die Biosphärenreservate ihre Aufgabe ins Bewusstsein der Menschen. Infos unter: www.verrueckt-auf-morgen.de

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Autor:

Britta Bender aus Annweiler

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