"Guckloch im Pfauenauge"
Baustellenleben hinter der bunten Fantasiewelt in Durlach
Durlach. „Wir bauen um“: Lehramtstudierende der Kunstakademie gestalteten im Rahmen eines Vermittlungsseminars bei Prof. Dr. Christina Griebel mit Schülern den Bauzaun um die Durlacher Schlossschule. "Das Leben ist kein Ponyhof", das wissen auch Kinder sowie Lehrer der Schlossschule Durlach: Die Schulgebäude werden bei Vollbetrieb über fünf Jahre hinweg komplett renoviert (das "Wochenblatt" berichtete). Das bedeutet Lärm, Staub, Unruhe, sich immer wieder auf neue Situationen einstellen – als wäre das Leben nicht schon kompliziert genug in pandemischen Zeiten.
Der Umbau wurde deshalb als Chance begriffen: Die Kinder sollen aktiv Teil haben an dieser Veränderung und selbst Hand anlegen. In einem ersten Schritt haben sie, geleitet durch Kunststudenten, den Bauzaun gestaltet, hinter dem das alte Schulgebäude abgerissen wird. Der bunte Zaun, ein neuer Farbfleck im Stadtkern Durlachs, ist auf den zweiten Blick ein Angebot zum Durchschauen: Unsere Welt – vertreten, verstellt, verdeckt durch diesen Zaun, hat Löcher, dahinter entsteht Neues.
Und so lassen sich nun durch das Auge eines gemalten weißen Pferdes hindurch Baukräne und Abrissbirnen beobachten. Es gibt Pfauenaugen, Eulenaugen, Schlüssel- und Astlöcher sowie konzentrische Kreise, Berg- und Wegelandschaften. Belebt durch Einhörner, Monster, Salamander und Langhaarmeerscheinchen greifen sie das Spiel mit in den Zaun gesägten Gucklöchern auf, sie lassen überkommene Bildvorstellungen umkippen und holen das wahre Leben jederzeit nah heran: Wir brauchen nur den Fokus zu wechseln. Die (Durch-)Sicht der Kinder ernst zu nehmen, sie nicht in Bildklischees, Spaßkultur und wildem Drauflosmalen allein zu lassen und im kollektiven Malprozess wechselseitig etwas voneinander zu lernen war deshalb Leitgedanke in allen Phasen der Realisierung.
Infos: Das temporäre Kunstwerk wurde durch die Unterstützung des "Rotary Clubs" ermöglicht und ist das Ergebnis einer Kooperation der Schlossschule mit einem Seminarprojekt der Kunstakademie Karlsruhe von Prof. Dr. Christina Griebel, www.kunstakademie-karlsruhe.de
Autor:Jo Wagner |
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