Dreifacher Triumph
Viotti, Batiashvili und Hornung brillieren im Festspielhaus
Lorenzo Viotti hat an diesem Konzertabend drei bedeutende Dinge vollbracht, die ihn zu einem unvergesslichen Erlebnis machten. Zunächst verwandelte er Brahms' Doppelkonzert für Violine, Violoncello und Orchester a-Moll op. 102 in ein beeindruckendes Triple-Konzert. Mit einem außergewöhnlichen Gespür für musikalische Tiefe fügte er eine zusätzliche Dimension, das Orchester als solistischer Partner, hinzu, die das Zusammenspiel der Solisten zu einem faszinierenden Trio erweiterte. Dann nahm er sich Antonín Dvořáks Sinfonie Nr. 7 d-Moll op. 70 vor und stilisierte sie zu Dvořáks persönlicher Schicksalssinfonie. Mit meisterhafter Präzision und emotionaler Intensität traf er den Kern des Werkes und ließ die dramatischen Kontraste und die tiefe Sehnsucht des Komponisten lebendig werden. Und schließlich war es die Zugabe, die das Publikum in weiteres Staunen versetzte. Der Dirigent schuf mit dieser Zugabe einen dritten Konzertteil, der dem Wort "Zugabe" alle Ehre machte. Ein atemberaubendes Finale, das den Abend in eine nahezu transzendente Sphäre erhob und die Zuhörer tief bewegt zurückließ.
Lisa Batiashvili an der Violine und Maximilian Hornung am Violoncello, unter der inspirierenden Leitung von Lorenzo Viotti, gemeinsam mit dem Netherlands Philharmonic Orchestra, präsentierten Johannes Brahms' Konzert für Violine, Violoncello und Orchester a-Moll op. 102 in einer Interpretation, die das Werk in einem neuen Licht strahlen ließ.
Von den ersten Takten des Allegro an setzte Maximilian Hornung ein klares Zeichen: Dies würde keine gewöhnliche Darbietung sein, sondern eine moderne Interpretation, die in unserer Zeit angekommen ist. Seine kraftvollen, gar groben und doch fein nuancierten Bögen ließen keinen Zweifel daran, dass hier ein Musiker von außergewöhnlichem Kaliber am Werk war.
Lisa Batiashvili brachte ihre eigenen Akzente ein und schuf damit einen lebendigen Dialog mit Hornung. Die technische Brillanz beider Solisten hob die Aufführung auf ein Niveau, das selten zu erleben ist. Das Zusammenspiel war ein faszinierendes Wechselspiel von Intelligenz und Intuition, ein wahrhaftiger Dialog zweier gleichwertiger, stark unterschiedlicher Stimmen.
Der Kopfsatz, das Allegro, trug bereits alle charakteristischen Eigenschaften eines kompletten Konzerts in sich. Doch Brahms' Genie sollte hier nicht enden. Der zweite Satz, Andante, erschien wie ein hauchzarter Frühlingsmorgen, der zum Träumen einlud und die Zuhörer in eine Welt der Sehnsucht und Schönheit entführte. Schließlich entfaltete sich der dritte Satz, Vivace non troppo, in einem Finale von unbändigem technischen Anspruch und einer Energie, die ihresgleichen sucht.
Doch es war Lorenzo Viottis visionäre Leitung, die dieses Doppelkonzert in ein "Triple-Konzert" verwandelte, indem er das Orchester zu einem gleichwertigen solistischen Partner erhob. Mit einer Mischung aus leidenschaftlicher Energie und feinem Gespür für Brahms' Musik ließ Viotti das Orchester in einem neuen Licht erstrahlen.
Diese Passagen waren nicht nur begleitend, sondern traten selbstbewusst und solistisch hervor. Das Orchester interagierte auf Augenhöhe mit den Solisten, wodurch ein dynamischer, dreistimmiger Dialog entstand. Die Musik sprudelte förmlich vor Lebendigkeit, als das Orchester mit virtuoser Brillanz und emotionaler Tiefe agierte.
Dieses Konzert ist zweifellos eines der besten Werke von Brahms. Unglaublich komplex und dennoch zugänglich, technisch anspruchsvoll und emotional ergreifend – es ist eine Komposition, die in ihrer Vollkommenheit, Komplexität und Schönheit beeindruckt. Lisa Batiashvili, Maximilian Hornung und Lorenzo Viotti haben mit ihrer Interpretation eine neue Messlatte gesetzt.
In Antonín Dvořáks Sinfonie Nr. 7 d-Moll op. 70 stilisierte Lorenzo Viotti das Werk in eine beeindruckende Schicksalssinfonie, die mich zutiefst bewegte. Mit einer dynamischen Differenzierung und dem Schaffen starker Kontraste führte er die Zuhörer durch eine emotionale Achterbahnfahrt.
Im ersten Satz, Allegro maestoso, waren die Unruhe und die unsichere Zukunft förmlich zu spüren. Viotti zeichnete ein klares Bild von Dvořáks inneren Kämpfen und Zweifeln, indem er die dunklen und aufwühlenden Themen akzentuierte. Das Orchester spielte mit einer intensiven Leidenschaft, die jeden sofort in ihren Bann zog.
Der zweite Satz, Poco Adagio, bot einen befreienden Kontrast. Hier erreichte Viotti einen tiefen emotionalen Höhepunkt, indem er die Musik zu einem machtvollen Befreiungsschlag formte. Die sehnsuchtsvollen Melodien und die zarte, fast verletzliche Schönheit dieses Satzes ebneten den Weg für den festlich leisen, aber dramatischen dritten Satz, Scherzo. Vivace.
Im dritten Satz schuf Viotti eine festliche, leichte Atmosphäre, die dennoch von dramatischen Tönen durchzogen war. Diese Vorbereitung führte zu einem Finale, das schlicht überwältigend war. Im letzten Satz, Finale. Allegro, wechselten sich epische Klangwelten mit zarten Momenten ab, die eine hoffnungsvolle Melancholie in sich aufbauten. Viottis Leitung führte die Musik zu einem großartigen, selbsterfüllenden Höhepunkt, der Dvořáks Erfolg und wahre Größe symbolisierte.
Und als ob das alles nicht genug wäre, verlieh Viotti dem Wort "Zugabe" eine neue, bedeutungsschwere Dimension. Mit einem wahnsinnig spaßigen und außergewöhnlichen 5. Ungarischen Tanz von Brahms entfachte er im Publikum ein innerliches Fest. Die Energie und Spielfreude, die das Orchester vermittelte, waren derart ansteckend, dass meine Kinnlade förmlich den Boden berührte.
Doch damit nicht genug: Als zweite Zugabe wählte Viotti Mozarts Ave verum corpus, das kammermusikalisch von den Streichern gespielt und eindrucksvoll vom Orchester und dem Dirigenten selbst gesungen wurde. Diese Darbietung war ein unvergleichliches Erlebnis, das den Abend auf eine fast spirituelle Ebene hob und tief berührte.
Mit diesen Zugaben zeigte Viotti nicht nur seine musikalische Vielseitigkeit, sondern auch seine Fähigkeit, das Publikum zu überraschen und zu begeistern. Ein Abend, der in seiner Vielseitigkeit und emotionalen Intensität seinesgleichen sucht und den Begriff der Zugabe neu definierte.
Autor:Marko Cirkovic aus Durlach |
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