Naturpark-Kindergarten ausgezeichnet
Waldkindergarten in Durlach ist zertifizierter Naturpark-Kindergarten
Durlach – Dem Gemüse in den eigenen Hochbeeten beim Wachsen zuschauen, Insekten und Würmer mit der Becherlupe beobachten und die Bodenwelt untersuchen – das haben die Kinder im Waldkindergarten „Im Dachsbau“ in Karlsruhes größtem Stadtteil Durlach gemacht. Zwei Naturpark-Projekte zum Apfel und der Bodenwelt in der Region gab es bisher. Jetzt hat der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord den Waldkindergarten zum Naturpark-Kindergarten ausgezeichnet.
Karlsruhe ist Teil des Naturparks
Damit ist der Waldkindergarten „Im Dachsbau“ der erste Naturpark-Kindergarten in Karlsruhe. Die Stadt Karlsruhe ist seit eineinhalb Jahren Mitglied im größten Naturpark Deutschlands. „Kinder lernen in ihren ersten Lebensjahren so viel, wie später nie wieder
in ihrem Leben“, sagt der Vorsitzende des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord und Landrat des Landkreises Rastatt, Dr. Christian Dusch, auf der Auszeichnungsfeier. „Deshalb wollen wir uns schon früh mit Projekten zur nachhaltigen Bildung einbringen. In den Naturpark-Kindergärten lernen die Kinder viel über die Zusammenhänge in der Natur, woher die Lebensmittel kommen und über den Alltag auf einem Bauernhof, im Forst oder im Handwerk.“ So sieht das auch die Bürgermeisterin für Umwelt und Gesundheit der Stadt Karlsruhe, Bettina Lisbach: „Die Kinder lernen von klein auf, draußen in der Natur zu leben – egal wie das Wetter ist. Bildung für nachhaltige Entwicklung wird hier gelebt.“
Fürs Leben prägende Eindrücke
„In den Naturpark-Kindergärten lernen die Kinder die Natur und die Tiere in ihrer Region kennen. So entwickeln sie schon früh eine enge Verbindung zu ihrer Umwelt“, sagt der Geschäftsführer des Naturparks, Karl-Heinz Dunker, bei der Auszeichnungsfeier. „Das ist sehr wertvoll für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur.“ Und Fränze Stein, Projektmanagerin der Naturpark-Kindergärten, ergänzt: „Bei den Projekten kommen die Kinder ihrer Heimat mit Herz und Hand nahe. Solche Eindrücke bleiben ein
Leben lang.“
Die Auszeichnung zum Naturpark-Kindergarten kann ein Kindergarten in der Regel nach einem Jahr erwerben. Die Zertifizierung ist fünf Jahre gültig. Mit der Auszeichnung ist der Kindergarten dazu verpflichtet, festgelegte Qualitätsstandards einzuhalten. Dazu zählt etwa, sich aktiv mit Projekten einzubringen und dafür Partnerinnen und Partner aus der Region zu gewinnen, an Fortbildungen teilzunehmen und eine nachhaltige Entwicklung anzustreben.
Enge Zusammenarbeit mit dem Städtischen Forstamt
„Wir machen alles ursprünglich und mit Menschenhand“, betont die Leiterin des frisch ausgezeichneten Naturpark-Kindergartens, Angela Mück. „Wir haben hier alles und brauchen nicht auf den Markt zu gehen.“ So stehen auf den Wiesen des Kindergartens zum Beispiel 50 Apfelbäume. Die Idee, dass sich der Waldkindergarten zum Naturpark-Kindergarten zertifizieren lässt, hatte Bernd Struck. Er ist Revierleiter im Forstamt der Stadt Karlsruhe. Regelmäßig schaut er im Waldklassenzimmer vorbei. „Kürzlich habe ich mit den Kindern kleine Bäume gepflanzt“, erzählt Struck. „Ich informiere den Kindergarten auch, wenn wir in der Nähe Bäume fällen. Dann können die Kinder das aus nächster Nähe miterleben.“
Die Naturpark-Projekte des Kindergartens
Beim Projekt „Rund um den Apfel“ geht es um die Frage: „Wo kommt eigentlich unser Essen her?“ Der Waldkindergarten besitzt einen Garten mit angrenzenden Streuobstwiesen. Dort wachsen mehrere Apfelbäume, deren Früchte der Kindergarten jedes Jahr verarbeitet. Der Apfel ist deshalb die erste Obstsorte, die sich die Erzieherinnen mit den Kindern näher anschauen. Los ging es mit der Apfelernte. Aus den selbst gepflückten Äpfeln machten die Kinder dann Saft, Apfelmus, Apfelringe, Apfelpfannkuchen und Charoset, ein israelisches Gericht aus Äpfeln, Mandeln, Nüssen, Rosinen und Honig. Die Erzieherinnen sprachen mit den Kindern über die Unterschiede zwischen Äpfeln aus der Region und importiertem Obst. Die Kinder erfuhren zudem, wie aus einer Blüte eine Frucht entsteht und dass Äpfel je nach Sorte ganz verschieden schmecken können. Da die Wiese zum Kindergarten gehört, sehen die Kinder auch, wie sich die Apfelbäume mit den Jahreszeiten verändern.
Beim Projekt „Wir entdecken Mutter Erde“ geht es darum, dass die Kinder die Bodenwelt entdecken und alles, was in ihr lebt und wächst. Was Humus ist, lernen sie durch die Hochbeete, in denen sie Gemüse anpflanzen. Humus stellen die Kinder sogar selbst her – mit den Pferdeäpfeln der Pferde, die zum Kindergarten gehören. Den Dachsen, die auf dem Waldgelände des Kindergartens ihre Bauten haben, sind sie auf den Versen und lesen ihre Spuren. Zum Muttertag formten die Kinder ein Herz aus Lehm und verzierten es mit Naturmaterialien. Bei einem Experiment lernen sie, wie Grundwasser entsteht. Und mit der Becherlupe untersuchen die Kinder, welche Tiere auf dem und im Boden leben.
Autor:Jo Wagner |
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