Badischer Fußballverband zeichnet aus
Vorbildliche Schiedsrichter in Karlsruhe geehrt
Karlsruhe. Zum vierten Mal feierten der Badische Fußballverband und "DEKRA" verdiente badische Schiedsrichter mit der Aktion "DANKE SCHIRI" auf besondere Weise. Bei der großen Ehrungsfeier in der Sportschule Schöneck wurden Julia Sturm, Stefan Faller und Lothar Keppler unter allen 22 Kreissiegern zu den bfv-Siegern gekürt. Für „Lebensretter“ Pascal Rohwedder gab es eine Sonderehrung.
„Durch eure Nominierung seid ihr alle schon die Sieger und die Gewinner des heutigen Morgens“, begrüßte Verbandsschiedsrichter-Obmann Rolf Karcher die Kreissieger der Aktion DANKE SCHIRI. Diese wurden in den Kategorien „Schiedsrichterin“, „Schiedsrichter Ü50“ und „Schiedsrichter U50“ bereits in ihren Kreisen öffentlichkeitswirksam geehrt.
„Die Zeiten ändern sich“ war das diesjährige Motto der Verbandsehrung. „So auch in der Schiedsrichterausbildung der vergangenen Jahre“, betonte bfv-Vizepräsident Rüdiger Heiß. Um die Fluktuation bei Schiedsrichterneulingen zu verringern und somit den Spielbetrieb zu sichern, hätte sich das Patensystem bewährt, bestätigt Schiedsrichter Philip Dickemann, der mit seinem Schützling Yann Kulick zu Gast war. Zusammen beleuchteten sie den Wandel im Fußball und im Schiedsrichterwesen in einer Podiumsdiskussion. Insbesondere als Ehrenamtlicher in einem Verein oder Verband sei es schwierig, mit den Veränderungen Schritt zu halten, gab bfv-Präsident Ronny Zimmermann zu bedenken. Entscheidend sei es für den Beruf wie auch fürs Ehrenamt, die passenden Menschen zu finden, so Alexios Tsallos vom DANKE SCHIRI-Partner DEKRA: „Wir brauchen die Begeisterung!“ Richtig los würde es für einen Schiri erst nach der Ausbildung gehen. Da sei es wichtig, „das breite Kreuz des Verbands“ als Rückhalt zu spüren. Dickemann hob zudem die Elternarbeit als hilfreiche Stütze für den Schiedsrichternachwuchs hervor. Beim Thema „Digitalisierung“ sieht Zimmermann auch Chancen fürs Ehrenamt: „Gerade in der Amateurwelt müssen wir die Dinge so organisieren, dass es ein normaler Mensch außerhalb seiner beruflichen Zeit noch hinbekommt.“ Einfache und klar verständliche Lösungen seien hier gefragt.
Nach der Diskussionsrunde bekam Yann seinen Schiedsrichter-Ausweis persönlich von Zimmermann überreicht. Anschließend wurde es für die 22 Kreissieger spannend: die Entscheidungen der Jury wurden verkündet.
Die Laudatio auf die bfv-Siegerin in der Kategorie „Frauen“ hielt Sarah Fahrer, selbst vor drei Jahren mit DANKE SCHIRI ausgezeichnet. Zunächst richtete sie das Wort an alle nominierten Schiedsrichterinnen mit einem Zitat von Schauspielerin Zsa Zsa Gabor: „Wenn ein Mann zurückweicht, weicht er zurück. Eine Frau weicht nur zurück, um besser Anlauf nehmen zu können.“ Dieses Motto würde auf alle vier zutreffen, so Fahrer. Auch appellierte sie an die fünf Kreise, die keine Schiedsrichterin nominiert hatten: „Es ist viel wert, einfach ‚Danke‘ zu sagen“ – gerade in Hinblick auf den Schiedsrichtermangel. Wie Fahrer war die jetzige bfv-Siegerin bereits 2016 nominiert. „Da musste sie ein kleines Stück zurückweichen.“ Aber Julia Sturm habe Anlauf genommen: „Du hast so viel gemacht. In der Jung-Schiedsrichter-Gruppe bist Du dabei, hast sofort beim Neulingslehrgang geholfen und die Jungschiedsrichterinnen begleitet.“ Auch für die Region Odenwald engagiert sich die 24-Jährige als Schiedsrichterin, ist dort Frauenbeauftragte. Diese freute sich über die Ehrung: „Es zeigt für mich Anerkennung und Wertschätzung seitens der Schiedsrichtervereinigung Buchen und des bfv. Dazu gehört mehr, als nur ein Spiel zu pfeifen. Man muss sich dafür einsetzen, es wirklich wollen.“
Verbandsschiedsrichter-Obmann Karcher übernahm die Laudatio auf den Sieger der Kategorie „Schiedsrichter U50“ persönlich. „Wir waren von allen Schiris begeistert, jeder ist hier Sieger.“ Trotzdem habe sich einer hervorgetan. „Er ist Schiedsrichter seit 2003.“ Sehr schnell habe er sich als einer der „Leuchttürme“ des Badischen Fußballverbandes in der Kategorie „Schiedsrichter“ herauskristallisiert. Bekannt sei der bfv-Sieger durch seine Arbeit und durch seinen Fleiß: „Er hat sich schnell hochgearbeitet, hat die Herausforderungen angenommen, wurde schnell zu einer Führungskraft“, so Karcher. „Er kann ein Spiel lesen, ist beliebt auf den Sportplätzen.“ 60-70 Spiele leitet er im Jahr, zusätzlich ist der 35-Jährige noch als Beobachter unterwegs, begleitete zahlreiche bfv-Spitzenschiedsrichter als Schiedsrichterassistent. „Er ist ein absoluter Teamplayer“. Früh habe er Positionen übernommen, ist aktuell für einen bfv-Kader verantwortlich. Darüber hinaus engagiere er sich für die Integration ausländischer Mitbürger. Den Gästen in der Sportschule war klar, dass hier von Stefan Faller (Schiedsrichtervereinigung Bruchsal) die Rede war. Für diesen steht fest: „Ich habe der Schiedsrichterei viel zu verdanken.“ Sie habe ihn persönlich weiterentwickelt. „Für mich war es heute ein toller Tag, eine gelungene Veranstaltung“, lobte der bfv-Sieger U50.
Wie es sich anfühlt, die bfv-Ehrung bei DANKE SCHIRI zu erhalten, weiß Kurt Wittke noch aus dem vergangenen Jahr. In seiner Laudatio beschrieb er den diesjährigen Ü50-Preisträger Lothar Keppler. „Er gibt heute noch sein kompetentes Wissen an die jüngere Generation als geschätzter Kreisbeobachter aber auch als Schiedsrichterpate weiter“. Sein Engagement sei nicht hoch genug zu bewerten. In all den vielen Jahren konnte das hoch dekorierte Urgestein der Karlsruher Schiedsrichtervereinigung durch aktive Werbung sehr viele Leute für die Schiedsrichterei begeistern und auch langfristig binden. „Er setzt sich heute noch für die Vermittlung zwischen Jung und Alt ein“, so Wittke. Innerhalb seiner Vereinigung habe er fast alle Ämter besetzt, darunter 12 Jahre als Obmann. In seiner fast 60-jährigen Schiedsrichtertätigkeit war er über 18 Jahre Verbandsschiedsrichter und 17 Jahre Beobachter für den bfv. „Nicht nur meiner Meinung nach hat er die Auszeichnung mehr als verdient“, ist sich Wittke sicher. Keppler bedankte sich herzlich und resümierte: „Man glaubt gar nicht, was da so alles zusammenkommt.“ Er sei überrascht und freue sich wahnsinnig. „Ich engagiere mich noch sehr gerne in der Jugend.“ Ebenso pflege er aber auch noch Kontakt zu den Ehemaligen, den passiven Schiedsrichtern, besucht diese regelmäßig bei Geburtstagen. „Diese sollte man nie vergessen“, gab er als Rat und Wunsch mit auf den Weg.
Die drei Landessieger werden nun vom DFB zu einer Ehrung und zu einem Bundesligaspiel eingeladen.
Zum Abschluss gab es noch eine ganz besondere Ehrung. Schiedsrichter Pascal Rohwedder vom ATSV Mutschelbach wurde im November in der Landesliga-Partie zwischen FC Nöttingen und FV Hambrücken zum Lebensretter. Nach einem Zusammenprall mit einem Nöttinger Spieler stürzte Hambrückens Torhüter Luca Meinzer zu Boden, verlor das Bewusstsein. Rohwedder reagierte sofort und leitete erste Hilfe-Maßnahmen ein, verhalf Meinzer in die stabile Seitenlage und holte schließlich dessen Zunge aus dem Rachen, bevor dieser erstickte. Karcher lobte das vorbildliche Handeln des 29-Jährigen: „Durch dieses beherzte Eingreifen konnte viel Schlimmeres verhindert werden.“ Laudator und Vorsitzender des Fußballkreises Karlsruhe, Thomas Rößler, betonte: „Pascal musste spontan Verantwortung übernommen – im entscheidenden Moment intuitiv eingreifen.“ Er sei mutig und selbstlos zur Hilfe geeilt, „hat zugepackt“. Rößler bedankte sich „aus vollem Herzen“ bei Rohwedder: „DANKE SCHIRI. Danke Pascal!“ Zimmermann ergänzte: „Es gibt auf jeden Fall einen, der – egal was Du ab jetzt machst – immer dankbar ist.“ Meinzer selbst wäre gerne bei der Ehrung dabei gewesen, war aber terminlich verhindert.
Für den bfv-Präsidenten ist die Ehrungsfeier eine der wichtigsten und schönsten Veranstaltung des Badischen Fußballverbandes: „Wir leben in einer Zeit, in der das Danke Sagen ausstirbt.“ Umso wichtiger sei es, das zu tun. „Und zwar noch häufiger als früher.“ Daher: DANKE SCHIRI.
Die Kreissieger:
Frauen: Julia Sturm (Buchen), Esra Kaygusuz (Heidelberg) , Kim Kabamba (Mannheim), Annika Guthier (Karlsruhe)
U50: Björn Schumann (Tauberbischofsheim), Daniel Schäfer (Buchen), Robin Siegl (Mosbach), Marcel Lampert (Sinsheim), Kevin Drieschner (Heidelberg), Nikolaos Poutachidis (Mannheim), Stefan Faller (Bruchsal), Stefan Schmidt (Karlsruhe), Raphael Kastner (Pforzheim)
Ü50: Thomas Syksch (Tauberbischofsheim), Willi Holderbach (Buchen), Colin Gimber (Mosbach), Roland Lampet (Sinsheim), Walter Beisel (Heidelberg), Roland Möhlenbrock (Mannheim), Trudpert Fabry (Bruchsal), Lothar Keppler (Karlsruhe), Dieter Erich (Pforzheim)
Autor:Jo Wagner |
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