Der Wein im Mittelpunkt : Die pfälzische Weinprinzessin Hanna Spies im Interview
Altdorf. Spargelkönigin, Milchkönigin und in der Pfalz die Weinkönigin - In Deutschland gibt es viele verschiedene Hoheiten. Am vergangenen Freitag wurde die 85. Pfälzische Weinkönigin neu gewählt. Hanna Spies war eine der drei Kandidatinnen, Charlotte Weihl gewann die Wahl. Die beiden anderen Kandidatinnen sind damit automatisch die Weinprinzessinnen der Pfalz. Doch als Niederlage betrachtet Hanna Spies die Wahl nicht.
Die 25-jährige Pfälzerin ist in Duttweiler aufgewachsen, wohnt derzeit in Altdorf und war bereits Weinprinzessin in Duttweiler, Weinhoheit der Südlichen Weinstraße und ist jetzt pfälzische Weinprinzessin. Doch was machen die pfälzischen Weinhoheiten eigentlich?
von Katharina Schmitt
???: Wie wird man denn überhaupt Weinkönigin, Weinprinzessin und Weinhoheit?
Hanna Spies: Bei der Duttweilerer Weinprinzessin fragt der Ortsvorsteher, ob man Lust hat. Bei der SÜW war es wie eine Stellenausschreibung, die inseriert war. Ich musste mich mit Lebenslauf und Anschreiben wie auf eine Stelle bewerben. Dann gab es ein Vorstellungsgespräch mit Fragen zu meiner Person und auch einzelne fachliche Fragen; beispielsweise auch die Frage nach meinem Lieblingswein, dem Gewürztraminer.
Bei der pfälzischen Weinkönigin war es ähnlich, zusätzlich musste man einen Lebenslauf ausfüllen. Im Vorstellungsgespräch war es jedoch nicht mit der SÜW-Weinhoheit zu vergleichen, da ging es wirklich um fachliche Fragen, beispielsweise was entalkoholisierter Wein ist oder was ein Barriquefass ist.
???: Was braucht es deiner Meinung nach außer Wissen zu Wein, um eine Hoheit beim Landkreis oder der Pfalz zu werden?
Das Wissen zu Wein-Trends kann man erlernen, aber das Menschliche, das muss man haben. Das Auftreten können, das Offen sein, kommunikativ zu sein.
???: Was war das Schönste, an deiner Zeit als Weinhoheit der SÜW?
Spies: Das schönste an meiner SÜW-Zeit war der Austausch mit den Winzern und neue Sachen zu erfahren, beispielsweise: Es gibt auch fruchtige Spätburgunder, die total lecker schmecken. Und was ich auf jeden Fall in der Zeit gelernt habe: Die Kombination aus Speisen und Wein habe ich schätzen gelernt.
???: Nachdem du bereits zwei solcher Posten innehattest: War die Bewerbung als Weinkönigin die logische Konsequenz?
Spies: In der Zeit als SÜW-Hoheit wollte ich noch nicht, dass das Jahr rum ist. Ich habe so viele neue Leute kennengelernt, so viel erlebt. Das wollte ich nicht nur in der SÜW machen, sondern in der gesamten Pfalz – unsere gesamte Pfalz einmal erleben. Ich war letztes Jahr bei der Wahl der Pfälzischen Weinkönigin im Saalbau dabei, da hat es auch so langsam in mir „geknistert“. Dann habe ich mit meinem Freund darüber geredet und er meinte „Hopp, mach, probier’s.“
???: Deine Eltern haben ein Weingut: Was war dein Berührungspunkt zum Wein?
Spies: Ich komme aus einem Winzerbetrieb, wir haben 21 Hektar, wir sind also Vollerwerbswinzer. Von Klein auf habe ich Kontakt zu Wein gehabt. Wir verkaufen im Herbst auch neuen Wein, das ist für mich eine Kindheitserinnerung. Wir durften immer die letzten Tropfen vom neuen Wein probieren. Das ist so eine Erinnerung, bei der ich sage „Von Klein auf, immer mit Wein“.
???: Du arbeitest nicht im Weingut. Wie erlangst du trotzdem das Wissen rund um den Weinbau?
Spies: Ich glaube, ein Vorteil ist, dass ich immer mitbekomme, womit mein Vater als Winzer zu kämpfen hat. Ich habe die Probleme immer mitbekommen: sei es die Probleme bei den Wetterbedingungen, beim Spritzen oder dass man gucken muss, dass man auf die Kunden zugeht. Hier muss man aktiv bleiben und sich stetig verändern.
???: Wozu dienen deine Ansprachen bei der Eröffnung der Feste?
Spies: Die Reden sollten kurz und knackig sein und die Leute auf das Fest motivieren. Aber auch die Besucher zum Austausch mit den Winzern ermutigen. Das ist eine Aufgabe von uns Hoheiten, die Menschen zum Probieren und zum Austausch zu bringen. Ich merke immer wieder, die Winzer freuen sich total, wenn man etwas nachfragt, auch wenn man sich nicht auskennt. Auf der einen Seite müssen wir die Kunden, die Verbraucher, motivieren, mit den Winzern in Kontakt zu treten, aber auf der anderen Seite auch die Winzer zu leiten und zu beraten.
???: Was ist die größte Herausforderung an diesem Job?
Spies: Im privaten Bereich ist es, alle Termine unter einen Hut zu kriegen. Ansonsten ist es eine große Herausforderung, es den Winzern und den Endverbrauchern Recht zu machen. Da muss man Fingerspitzengefühl haben. Ich sehe mich als Bindeglied zwischen den Kunden von den Weinen und den Winzern. Was können die Winzer machen, um es den Endverbrauchern leichter oder verständlicher zu machen, aber auf der anderen Seite auch zu zeigen, dass die Winzer mit Wetter, steigenden Preisen, verbotenen Spritzmitteln, fehlenden Flaschen Probleme haben.
???: Wirst du da als Bindeglied ernstgenommen?
Spies: Der Großteil nimmt uns schon ernst. Es kommen auch Menschen auf mich zu und wollen dann unsere Meinung zu Weinen wissen. Ich versuche dann immer, es den Leuten auch auf ihrer Ebene zu erklären. Menschen mit Fachbegriffen zu bombadieren bringt nichts. Wieso schmeckt ein Wein nach dem und dem? Die Winzer sind auch immer echt froh, wenn wir in den direkten Austausch gehen. Die Winzer sind echt stolz auf uns und dass wir sie repräsentieren. Man kann die Winzer und den Weinbau auch nur vertreten, wenn man mit den Winzern einen Austausch hatte.
???: Gibt es ein Klischee, mit dem du dich als "Hoheit" häufig konfrontiert siehst?
Spies: Das sind weniger die Winzer als die Leute, die ich dann treffe. Die denken dann, dass ich nur viel Wein trinke und dass der Job dann schon entspannt ist. Wenn sie das aber mal erleben, sehen sie wie viel mehr zu tun ist und wie viel Freizeit da geopfert wird. Sie sind dann überrascht, wie viele Termine wir haben und dass es ein Ehrenamt ist. Auch der finanzielle Aufwand bezüglich der unterschiedlichen Kleider, die für verschiedene Events benötigt werden, wird unterschätzt.
???: Du meintest Mal, dass die Pfalz für dich nicht nur Heimat als Ort ist, sondern auch als Gefühl. Was macht für dich die Pfalz aus?
Spies: Die Menschen! Ich liebe die Gastfreundschaft von uns. Wenn man irgendwo alleine hingeht, man findet immer direkt einen Kontakt, die Leute nehmen einen immer herzlich auf. Das ist ein Gefühl sich fallenlassen zu können. In der Pfalz kann ich sein, wie ich bin. Ich muss mich nicht verstellen, nicht verändern.
???: Bist du durch deine Tätigkeit auf Vorurteile gestoßen, die viele mit der Pfalz verbinden?
Spies: Viele denken, ich hätte mich für die rheinland-pfälzische Weinkönigin beworben. Aber das ist nicht das gleiche. In Rheinland-Pfalz gibt es mehrere Anbaugebiete, die Pfalz ist eins davon. Auch denkt jeder, dass wir in Dirndl gekleidet sind. Das ist aber Bayern. Viele wissen auch nicht, wie vielfältig die Pfalz ist – häufig wird gedacht, wir würden nur Riesling anbauen und hätten nur säurehaltige Weine.
???: Viele verbinden auch negative Eigenschaften mit Pfälzern – sehr verschlossen und schlecht gelaunt. Was würdest du entgegnen?
Spies: Die, die Pfalz mal erlebt haben, sagen bestimmt, dass wir offen, nett und gesellig sind. Das ist wie bei der Weinprinzessin: Das muss man erleben. Erst, wenn man es erlebt hat, kann man sich ein Bild von der Pfalz machen.
???: Die entscheidende Frage zum Schluss: Trinkst du nur Wein oder auch Bier?
Spies: Ich trinke auch gerne mal ein Hefeweizen oder einen Radler. Wie ich gerade Lust dazu habe. Aber der Großteil gerade auch zu Speisen ist schon Wein. In dem Jahr habe ich auch die Weine mehr zu schätzen gelernt. Ich schätze das Produkt Wein mehr wert.
Autor:Katharina Wirth aus Herxheim |
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