Eine Begegnung mit dem Künstler und dem Menschen
"Karl Hofer – Bilder spröder Schönheit"
Ettlingen. Es ist eine Begegnung mit dem Künstler und dem Menschen Karl Hofer. Das Museum Ettlingen zeigt zwei neue Sammlungsausstellungen mit einer Auswahl repräsentativer Werke und Selbstzeugnisse des Künstlers Hofer, einem eigenständigen Vertreter der klassischen Moderne.
Das Museum im Ettlinger Schloss beherbergt die größte Dauerausstellung mit Werken des Künstlers Hofer (1878-1955). Die meisten Werke der Ettlinger Sammlung sind Dauerleihgaben der "Stiftung Menschenbild" in Winterthur, welche aus dem Berliner Nachlass von Hofer hervorgegangen ist. Bereits im Dezember 2019 startete das Museum mit dem ersten Ausstellungsteil, einer umfangreichen Werkschau. Mit über 50 Werken ermöglicht die erste Ausstellung „Lebenslinien“ eine Begegnung mit dem Künstler und dem Menschen Hofer.
Persönliche Erlebnisse, Begegnungen und Erfahrungen, wie sie durch zahllose Briefe und der Autobiographie Hofers überliefert sind, begleiten die ausgestellten Gemälde und Grafiken in chronologischer Folge und setzen diese in einen ganz persönlichen Kontext. Der zweite Ausstellungsteil „Bilder spröder Schönheit“, die ab dem 9. Oktober zu sehen sein wird, widmet sich mit mehr als 50 Werken den Variationen und Wiederholungen von Bildmotiven als Prinzip bildnerischer Gestaltung innerhalb von Hofers Oeuvre.
Eine konzentrierte Auswahl von sieben Themenfeldern zeigen in Ergänzung zum ersten Ausstellungteil „Lebenslinien“ wesentliche Aspekte derSammlung im Museum Ettlingen: „Stillleben, Badende, Der nach innen gerichtete Blick, Masken, Mahnung und Bedrohung, Mädchen und biblische Szenen“. Der Schwerpunkt der Gesamtschau liegt entsprechend der Ausrichtung des Nachlasses auf Werken, die nach 1930 entstanden sind. Wertvolle Leihgaben aus den Beständen der Staatlichen Kunsthalle in Karlsruhe und aus Privatbesitz ergänzen die Schau im Ettlinger Schloss.
Infos: "Karl Hofer – Lebenslinien" bis 28. Februar 2021, "Karl Hofer - Bilder spröder Schönheit" 9. Oktober bis 28. Februar 2021, öffentliche Führungen (mit Anmeldung) durch die Ausstellung unter anderem am Mittwoch, 21. Oktober, um 15 Uhr und Freitag, 30. Oktober, um 15 Uhr, www.museum-ettlingen.de
Zum Künstler
Karl Hofer, 1878 in Karlsruhe geboren, besucht in den Jahren 1897-1902 die dortige Großherzogliche Badische Akademie der Künste. Hans Thoma, der in Karl Hofer „ein eigenartiges Talent“ erkennt, nimmt ihn als Meisterschüler an. Hofer ist zunächst beeindruckt von der symbolistischen Malerei Arnold Böcklins, die vor allem in der Farbigkeit seiner frühen Temperabilder Nachklang findet. Unzufrieden mit sich selbst zerstört er nahezu alle Werke aus dieser Zeit. Längere Aufenthalte in Rom und Paris bringen ihn in Kontakt mit dem Werk von Hans von Marées, das die dort entstehenden Arbeiten im Sinne einer klassisch-arkadischen Auffassung stark beeinflussen.
1911 und 1913 ermöglicht ihm sein Mäzen, der Schweizer Industrielle Theodor Reinhart, zwei Reisen nach Indien an die Malabar-Küste. Gefangen von dem tropischen Licht und der farbenprächtigen Natur befreien sich Farbe und Pinselduktus und so moduliert er mit schnellen Pinselschwüngen Landschaft und Figuren.
Mit der Berufung zum Professor an die Kunsthochschule Berlin-Charlottenburg manifestiert sich in den Zwanziger Jahren sein beruflicher Erfolg. Seine Gemälde finden Eingang in die Sammlungen der großen Museen. In seinen Bildern dieser Zeit spielt das Innehalten in einer Gebärde eine große Rolle. Die Stille der meisten Kompositionen ruht auf einem strengen Bildaufbau; die verhaltene Expressivität wird durch einen flächigen Farbauftrag erzeugt.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wird Hofer zunächst beurlaubt und 1938 aus der Preußischen Akademie der Künste in Berlin ausgeschlossen. Mehr als 300 Werke werden in deutschen Museen beschlagnahmt. Er arbeitet trotz der bedrohenden Umstände weiter. Die Bilder dieser Jahre zeigen einsame, verloren wirkende Gestalten, die in der Umarmung zueinander Schutz suchen. Sie zeigen gefährdete, in Erstarrung eingefrorene Idyllen, die von überraschend leuchtenden Farben durchflutet sind.In seinen letzten Lebensjahren gerät er immer wieder in den Konflikt zwischen den Vertretern der abstrakten und figurativen Malerei. Das bloße Naturabbild liegt Karl Hofer ebenso wenig wie die reine Abstraktion.
Autor:Jo Wagner |
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