Museum Ettlingen nimmt Besucher mit auf eine Zeitreise zur Badegeschichte der Stadt
Sauber? Kulturgeschichte des Badens und der Körperhygiene in Ettlingen
Ettlingen. Wussten Sie schon, dass man in römischer Zeit aufgrund des ausgiebigen Badens 400 l Wasser pro Tag und Person verbrauchte - im Vergleich zu den rund 120 l, die heute in Ettlingen pro Tag an Wasser pro Person verbraucht werden? Wussten Sie, dass man heute 150 l virtuelles Wasser benötigt um 1 Tasse Kaffee zuzubereiten oder noch vor 100 Jahren nur wenige Haushalte in Ettlingen fließendes Wasser hatten? Heute ist Wasser bei uns jederzeit verfügbar. Tägliches Duschen und der Einsatz von Seife waren jedoch nicht immer selbstverständlich. Die körperliche Reinigung sowie der Begriff der Sauberkeit sind einem steten Wandel unterworfen.
Die Ausstellung „Sauber?“ - 12. September bis 12. Januar 2020 - widmet sich dem Element Wasser und dem Wandel der Körperpflege von den ersten Siedlungsspuren in Ettlingen vor rund 4000 Jahren bis heute. In Ettlingens Geschichte war es vor allem der Fluss Alb, dessen Vorzüge die Menschen dazu bewog, sich hier anzusiedeln. Wussten Sie schon, dass man sich vor fast 2000 Jahren in der römischen Siedlung an der Alb in einem warmen Bad entspannen konnte? In unmittelbarer Nähe zum Fluss sind die Reste einer römischen Badeanlage gefunden worden, die anlässlich dieser Ausstellung erstmals im Modell rekonstruiert wurde. Ob im Kalt- oder wohltemperierten Warmbaderaum mit Fußbodenheizung – hier konnte man es sich schon vor rund 2000 Jahren gut gehen lassen.
Wellness im Mittelalter: Die Badestube
Auch wenn die Zeit die römische Badeanlage in Vergessenheit geraten ließ, verzichtete man dennoch nicht auf Sauberkeit und Badekultur, wenn auch in anderer, einfacherer Form. Die mittelalterliche Badstube bot Erholung in Badezubern mit warmem Wasser und wohlriechenden Essenzen.
In Zeiten der Pestepidemien wuchs die Angst vor der Ansteckungsgefahr. Man hatte die Vorstellung, dass Wasser durch die Poren der Haut in den Körper eindringt, ihn schädigt und krankmacht. Man schloss so nach und nach die Badhäuser und erfand die trockene Toilette. In der Ausstellung erfahren Sie wie diese so ganz ohne Wasser funktionierte und mit welchen Mitteln die adligen Damen zur Zeit der Markgräfin Sibylla Augusta lästige Parasiten wie Flöhe in Schach hielten und aus dem Dekolleté verbannten.
Hygiene
Das 19. Jahrhundert ist geprägt durch besorgniserregende, hygienische Verhältnisse der einfachen Leute in der Stadt, die erst um 1900 deutliche Besserung erfahren. Die wegbereitenden technischen Entwicklungen im Sanitärbereich in England beeinflussten die Badekultur des gehobenen Bürgertums in ganz Europa. Luxusbäder aus England, sorgten um 1900 sicherlich auch in einzelnen großbürgerlichen Häusern in Ettlingen für gepflegte Behaglichkeit.
Eine sinnliche Annäherung der besonderen Art bietet die Duftstraße mit vier Stationen in der Ausstellung. Ob aromatischer Badezusatz, Parfüm oder Körperöl – hier kann man den Vorlieben der jeweiligen Epochen nachspüren.
Besucher können in alte Zeiten eintauchen, indem sie in einer Zinkwanne Probeliegen oder einem Plumpsklo Platz nehmen und sich an den samstäglichen Badetag erinnern.
Ob schickes Jugendstilbad oder farbenfrohes Design der 1970er Jahre – die Ausstellung bietet mit detailreichen Badezimmerinszenierungen Einblicke in die Entwicklung der privaten wie auch öffentlichen Badekultur und ein spannendes Kapitel Ettlinger Stadtgeschichte!
Die Bade-Spielewelt
Spiel und Spaß rund um die Themen Baden und Wasser sind in der Bade-Spielewelt geboten: Wassergeräusche erkennen, um die Wette angeln, das Entenrennen spielen oder am Spieltisch puzzeln und playmobil Bäder bauen, kreative Recycling Gefäße fürs Bad erfinden oder eine kleine Modeschau mit Bademantel und Duschhaube inszenieren und noch einiges mehr. (pm)
Infos: Zum Programm der Ausstellung gehören Rundgänge für Gruppen, Aktionen und öffentliche Führungen, www.museum-ettlingen.de
Autor:Jo Wagner |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.