Goehtes „Werther“ bei den Schlossfestspielen Ettlingen
Zum Äußersten führt nur die Liebe
Ettlingen. Am 28. und 29. Juli schlüpft Nils Daub, bei den Schlossfestspielen bislang als unbeschwerter Salerio in „Der Kaufmann von Venedig“ und pfiffiger Uhrmacherlehrling Herbert in „Das kleine Gespenst“ zu sehen, in die tragische Rolle des Werther. Die Lesung im Schloss beginnt jeweils um 21.00 Uhr.
Mit seinem 1774 entstandenen Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ traf der junge Rechtspraktikant Johann Wolfgang von Goethe damals den Nerv vieler junger Zeitgenossen. Denn er beschreibt auf einzigartige Weise und in der außergewöhnlichen Form des Briefromans die Seelenlage eines jungen Mannes, dem es schwerfällt, seinen Platz in der Welt der Erwachsenen zu finden.
Einzig mit Lotte, der Verlobten eines anderen, verbindet Werther eine tiefe Seelenverwandtschaft. Doch die Begehrte bleibt für ihn unerreichbar. Und als sich seine Gefühle zur alles dominierenden und verzehrenden Liebe steigern, steuert er dem ausweglosen Ende zu: Er nimmt sich das Leben. In der Identifikation mit Werthers Schicksal entstand im ausgehenden 18. Jahrhundert erstmals so etwas wie eine Gegenkultur zur etablierten Weltanschauung der Erwachsenen und zur rein auf Rationalität begründeten Aufklärung. In Werther fand man Bestätigung für die eigene, empfindsame Weltsicht, für die Bedeutung des Individuums, für die Berechtigung des Gefühls gegenüber dem Verstand, und für die Kritik an der, einzig am äußeren Schein orientierten, Gesellschaft. Und so ist Werthers leidenschaftliches Leiden auch heute noch dazu geeignet, uns zutiefst emotional zu berühren. (sfs)
Infos: Die stark gekürzte Fassung der Schlossfestspiele konzentriert sich auf diesen Entwicklungsprozess, der mit unabdingbarer Konsequenz in die persönliche Katastrophe führt, www.schlossfestspiele-ettlingen.de
Autor:Jo Wagner |
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