Die realsatirische Komödie erzählt die Geschichte eines Hochstaplers aus Ettlingen
"Flowtex" kommt mit "Big Manni" im TV
Karlsruhe. Es ist ein Thema, das hier in der Region vor Jahren lange Welle geschlagen hat. In Anlehnung an Aufstieg und Fall der in Ettlingen ansässigen Firma "Flowtex" (das "Wochenblatt" berichtete mehrfach), erzählt die realsatirische Komödie "Big Manni" die Geschichte eines Hochstaplers, der den Finanzmarkt um Milliarden betrügt.
Hans-Jochen Wagner spielt dabei den badischen Firmengründer "Manfred Brenner", der mit Charme, betrügerischem Geschick und einem unbezwingbaren Hang zur Übertreibung ein Geschäft aufzieht, das nichts anderes als ein kolossales Schneeballsystem ist. Der Film (Regie: Niki Stein), von "Polyphon Pictures" im Auftrag von "SWR" und "ARD Degeto" produziert, zeichnet unterhaltsam nach, wie Brenner aus einer Idee eine Firma macht, die sich aber mangels Grundlage zu einer immer größeren Luftnummer "entwickelt". [Video der Landesschau vom 8. April 2019]
Kontakt zu Manfred Schmider auf Mallorca
"Brenner", der durchaus schon früher in den regionalen "Blickpunkt" geriet, nutzt seinen "Erfolg" aus, sein Umfeld immer mehr "einzubeziehen", auch Banker und Politiker. Ob Leasingverträge oder erfundene Gerätenummern: "Brenner" will in der obersten Liga mitspielen - da springt der ein oder andere Handelnde gerne mit auf das Karussell, finanziert mit Krediten Kredite - und macht so letztlich diesen Betrug erst möglich. Doch ein Schneeballsytem geht eben nicht ewig ...
Warum muss "Brenner" schwäbeln?
Die Komödie "Big Manni" [Pressemappe] wurde 2016 in der Region gedreht - auch an Originalschauplätzen der "Flowtex"-Handlung - die Endfertigung des Filmes erfolgte 2017. Die Figur des "Brenner" wird, so Johannes Betz, der mit Jürgen Rennecke das Drehbuch schrieb, "mit einer faszinierenden Naivität gespielt. Man nimmt ihm die Freude über seinen Reichtum ab." "Er glaubt fast selber dran", so Niki Stein, der Regie führte: "Teilweise belustigen ihn die Vorgänge selber." Dazu werden - gewissermaßen als stilistisches Mittel - Monologe der Hauptperson eingebaut, die diese direkt an das Publikum richtet. Etwas störend ist im Film durchaus, dass die Figur "Brenner" (wie viele andere im Film auch) plötzlich schwäbelt, immerhin war Schmider in und um Ettlingen und Karlsruhe zuhause! Das hätte in der Produktion nicht passieren dürfen, denn so geht ziemlich viel Authentizität verloren!
Premiere auf dem "Baden Airport"
Nach der Premiere in einer (passenderweise) auf dem "Baden Airport" gelegenen Eventlocation, zeigte sich Stein "sehr erleichtert", dass das Publikum dazwischen immer mal wieder ob der Situationen lachte. Während der Dreharbeiten gab es übrigens Kontakt zu Schmider auf Mallorca: "Er zeigte sich uns gegenüber sehr offen", so Stein: "Immerhin wollten wir ja einiges von ihm wissen." Den fertigen Film hat Schmider übrigens auch gesehen: "Wir hatten den Eindruck, dass ihm das mitunter schon schwer gefallen ist." Die nach der Ausstrahlung im TV folgende Dokumentation gibt dazu schöne Einblicke - zudem werden in der Doku Szenen gewissermaßen am gleichen Set wie im Film zu sehen sein. Ein schönes Erlebnis für Cineasten. "Schmider hat am Ende des Films geseufzt und gesagt, der Film gehe relativ fair mit ihm um", so Stein. Tenor der Produktionscrew: "Wir wollten ja auch kein Schmider-Bashing, sondern den Menschen zeigen!" Die Jahre im Gefängnis hätten Schmider durchaus zugesetzt und nachdenklich gemacht.
"Baden Airport" bewegt noch immer
Nach der Premiere, die übrigens großen Applaus erhielt, gaben die Schauspieler und das Filmteam Einblicke in den Dreh, in die Rahmenbedingungen, erzählten von den Drehorten, die natürlich authentisch sind - ob Schreibtisch, Räumlichkeiten, Fahrzeuge oder der Besprechungsraum der Bank in Ettlingen. Viele erkannten etwas, waren als Komparsen am Set oder hatten schon beruflich mit dem Thema zu tun. Interessant sind im Netz dazu die Kommentare, immerhin hat "Flowtex" eben Region und Menschen bewegt - und das tut Schmider irgendwie heute noch, denn "sein" "Baden Airport" ist längst ein Flughafen, von dem aus sich die Region bewegen lässt - wohl meist in den Urlaub.
Fazit: Eine gelungene und kurzweilige Komödie mit leider schwäbischem Zungenschlag, die dem Betrachter die "Flowtex"-Geschichte aus der badischen Region trotzdem amüsant präsentiert. Zu sehen ist der Film am 1. Mai um 20.15 Uhr im Ersten. Es folgt danach die Dokumentation "Big Manni - Big Money" über einen der größten Fälle von Wirtschaftsbetrug in Deutschland, in dessen Mittelpunkt der ehemalige "Flowtex"-Chef Schmider stand. (rj)
Das Erste strahlt den von "Polyphon Pictures" im Auftrag von "SWR" und "ARD Degeto" produzierten Film, bei dem neben Hans-Jochen Wagner unter anderem auch Nina Gnädig, Ben Braun, Jürgen Hartmann, Felix Eitner und Robert Schupp spielen, am Mittwoch, 1. Mai, um 20.15 Uhr aus, www.swr.de
Zum Thema
Am 4. Februar 2000 wurden Schmider & Co. verhaftet, es entstand ein Schaden von rund 2,9 Milliarden Mark: Schmider wanderte für fast zwölf Jahre ins Gefängnis (saß 2/3 davon ab). Insgesamt gab es dazu über 100 Ermittlungsverfahren und etliche Straf- und Zivilprozesse.
Autor:Jo Wagner |
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