Speyer weist eine 900 Jahre alte jüdische Geschichte mit vielen Glanzpunkten geistigen und kulturellen Lebens, aber ebenso vielen Tiefpunkten durch Verfolgung, Vertreibung und Ermordung auf. Die Wanderausstellung „1700 Jahre jüdisches Leben - Tradition und Identität der Juden in Rheinland-Pfalz“ steht daher in Speyer am richtigen Ort. Sie ist noch bis 30. April im Landesbibliothekszentrum / Pfälzische Landesbibliothek zu sehen. Das Interesse am Eröffnungsvortrag von Roland Paul war so groß, dass das Landesbibliothekszentrum einen zweiten Termin für den Vortrag „Jüdisches Leben in Speyer“ zum Ausstellungsende anbietet.
Die Stadt Speyer gehört mit Worms und Mainz zu den sogenannten „SchUM-Städten“, die das jüdische Leben in Mittel- und Osteuropa über das Mittelalter hinaus langfristig prägten und denen 2021 der Status als UNESCO-Weltkulturerbe zuerkannt wurde.
Der Vortrag von Roland Paul will einen Überblick über die Geschichte der Juden in der Pfalz vom Mittelalter bis in unsere Tage. Es werden die frühen jüdischen Ansiedlungen angesprochen, die Pogrome, denen z.B. die Speyerer Juden im 14. Jahrhundert ausgesetzt waren, wie auch ihre Ansiedlung bzw. Ausgrenzung in den verschiedenen Territorien des pfälzischen Raumes.
Dabei konzentriert sich Paul schwerpunktmäßig auf das 19. und das 20. Jahrhundert: Er schildert die Situation der Juden in der Zeit der französischen Herrschaft ebenso wie ihre Emanzipationsbestrebungen und ihr wirtschaftliches Engagement in der bayerischen Pfalz. Das gestiegene Selbstbewusstsein der jüdischen Gemeinde spiegelte sich in repräsentativen Synagogenbauten wider. Mit dem Anwachsen des Antisemitismus und des Nationalsozialismus begann auch für die pfälzischen Juden eine schwere Leidenszeit, die mit der Diskriminierung und Vertreibung anfing und mit der Deportation und Ermordung ihr schreckliches Ende fand. Trotz allem entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg neue jüdische Gemeinden in der Pfalz
Bis 30. April ist die Wanderausstellung „1700 Jahre jüdisches Leben – Tradition und Identität der Juden in Rheinland-Pfalz“ noch in den Räumen des Landesbibliothekszentrums in Speyer zu sehen. Sie zeigt wie vielfältig jüdisches Leben auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Rheinland-Pfalz insgesamt war und ist.
Auf Thementafeln werden Schlaglichter auf Tradition und Identität der jüdischen Bevölkerung im Land geworfen und einzelne Persönlichkeiten, Bräuche und Bauten präsentiert. Wer diese Informationen vertiefen will, kann das an Medienstationen anhand von Textquellen, Hörbeispielen und Kurzfilmen tun. Ergänzt wird die Ausstellung durch Filmdokumentationen von Andreas Berg (SWR) und Adolf Winkler sowie durch die virtuelle Rekonstruktion der 1938 zerstörten Synagoge in Simmern/Hunsrück.
Der Referent Roland Paul war viele Jahre am Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde in Kaiserslautern tätig, zuletzt als dessen Direktor. Seit seinem Ruhestand leitet er ehrenamtlich die Arbeitsstelle Geschichte der Juden in Rheinland-Pfalz.
Foto: Eröffnung der neuen Synagoge Beith-Shalom am 9. November 2011 (Klaus Venus)
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