Erkenbert-Museum Frankenthal stellt vor
Objekt des Monats: Dame mit Papagei
Frankenthal. Im Rahmen der Reihe „Objekt des Monats“ zeigt Erkenbert-Museum im März die Figurengruppe „Dame mit Papagei“ im Foyer der Stadtbücherei. Am Mittwoch, 1. März um 16 Uhr stellt das Team des Erkenbert-Museums Wissenswertes zu diesem Stück aus der Porzellanmanufaktur Friedrich Wilhelm Wessels vor und lädt Gäste zum Mitreden ein. Der Eintritt ist frei, eine Voranmeldung nicht erforderlich.
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Lange vor der Sesshaftwerdung der Frankenthaler Halsbandsittiche waren Papageien Statussymbole des Barockzeitalters und fanden Eingang in die künstlerischen Ausdrucksformen dieser Epoche. Das spiegelt sich auch im moderneren Porzellanhandwerk wider. Die Figurengruppe „Dame mit Papagei“ zeigt ein solches Motiv: Eine junge Frau mit gepuderter Hochsteckfrisur und ebenso stark tailliertem wie breitgesäumtem Hofkleid lehnt auf einer Chaiselongue, an deren Kopfende ein grün-bläulicher Papagei sitzt.
Die Dame und ihr gefiederter Gefährte selbst sind allerdings keine seltenen Gäste in Frankenthal. Sie stammen aus dem Werk Friedrich Wilhelm Wessels, einem Porzellanfabrikanten, der sich 1949 im Frankenthal der Nachkriegszeit etablierte und bis 1958 produzierte. In die Tradition der angesehenen Frankenthaler Porzellanmanufakturen des 19. Jahrhunderts stellt er sich dabei nur sehr bedingt: Wessel stammte aus dem thüringischen Rudolstadt und berief sich bei seinen Arbeiten auf eigene Formen, die auf die Werkstätten seiner Heimatstadt sowie aus Passau zurückgingen. Dennoch ließ er es sich bei seinen frühen Produkten nicht nehmen, das „CT“-Monogramm des Kurfürsten Cal Theodor als Qualitätsausweis des traditionellen Frankenthaler Porzellans zu adaptieren – bis es ihm nach einem Rechtsstreit offiziell untersagt wurde, sich mit „fremden Federn“ zu schmücken.
Im Formenspektrum der Figuren des Wesselsporzellan spielten Sujets in Anlehnung an Barock und Rokkoko eine wichtige Rolle. Eine weitere Besonderheit, die sich auch als Zierelement in der höfischen Kleidung der Frankenthaler Papageienfreundin wiederfindet, ist die Technik der filigranen Porzellanspitze. Hierbei wird das eigentliche Spitzenmaterial mit einer hauchdünnen Porzellanflüssigkeit überzogen, sodass sie beim anschließenden Brennvorgang vergeht und nur die Struktur des gebrannten Überzugs bestehen bleibt.
In der Sammlung des Erkenbert-Museums kommt den Produkten der lokalen Porzellanherstellung ein besonderer Stellenwert zu: Sie sind Alleinstellungsmerkmal innerhalb lokaler Industrie und Kunsthandwerk. red
Autor:Gisela Böhmer aus Frankenthal |
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