Schulträgerausschuss im Pfalzinstitut Frankenthal
Problemkind Kita
Frankenthal. Der Schulträgerausschuss des Bezirkstags Pfalz unter Vorsitz von Petra Busch hat sich eingehend mit der integrativen Kindertagesstätte des Pfalzinstituts für Hören und Kommunikation (PIH) in Frankenthal beschäftigt, nachdem verschiedene Gesetzesänderungen die Arbeitsstruktur und die Finanzierungsgrundlagen erheblich verändern. Zunächst besuchten die Gremienmitglieder die weithin gefragte Einrichtung und konnten sich von der überaus wertvollen Arbeit dort überzeugen. Insgesamt betreut die Kita 111 Kinder, 57 mit Beeinträchtigung und 54 ohne, in acht Gruppen, und zwar sechs auf dem Schulgelände in der Holzhofstraße und zwei beim Internat im Meergartenweg. Zu den Kindern mit Beeinträchtigung zählen jene mit Hörschädigung, mit Sprachstörung und jene von gehörlosen Eltern. Sie werden in der integrativen Kita des PIH individuell und spielerisch durch Einzelförderung unterstützt. Die Kinder kommen aus der Pfalz und Rheinhessen von Alzey und Bingen bis Worms und Zweibrücken; für diejenigen, für die der Weg zu weit ist, besteht die Möglichkeit, im Internat zu wohnen. Kita-Leiterin Marion Walther hob eindrücklich hervor, dass Kinder mit einer Hörsprachschädigung von der Gemeinschaft ausgeschlossen blieben: „Sie sind vom Leben abgeschnitten.“ Ziel sei es daher, die Kinder dahingehend zu befähigen, dass sie sich ausdrücken können. Sie bräuchten Ruhe, Geduld, kleine Gruppen und schallgedämmt Raume, um Sprache zu erwerben. Bislang wurden die heilpädagogischen Plätze von den Trägern der Eingliederungshilfe finanziert, die die Sach-, Personal- und Investitionskosten übernommen haben, wobei es einen Pauschalpflegesatz pro Kind gibt. Dies soll sich ab Januar ändern. Nach dem neuen Kindertagesstätten-Gesetz hat jedes Kind in Rheinland-Pfalz, unabhängig von einer möglichen Beeinträchtigung, Anspruch auf einen Kita-Platz; für alle Kinder sollen zunächst die gleichen Kostenerstattungen von kommunaler und staatlicher Seite erfolgen. Die Vergütung für den behinderungsbedingten Mehrbedarf eines Kindes mit Beeinträchtigung soll nun individuell ermittelt werden. Hierzu müssen bis zum Ende dieses Monats für alle 57 Kinder Entwicklungsberichte geschrieben werden, aus denen auch der individuelle Bedarf hervorgehen muss. Ein Fallmanager der Eingliederungshilfeträger führt eine Erstbedarfsermittlung nach Aktenlage durch, ohne die Kinder zu kennen oder die Kita-Fachkräfte einzubinden. Dadurch werde das Verwaltungsverfahren aufwendig, so Karin Brandmeyer, die am PIH für die Verwaltung unter anderem der Kita zuständig ist. „Das heißt, dass der Bezirksverband Pfalz als Träger des PIH künftig, auf den Anteil der Kinder mit Beeinträchtigung bezogen, keine Planungssicherheit hat, was die Personalstunden der Erziehungs- und Lehrkräfte sowie Logopädinnen betrifft, die für diese Kinder einzusetzen sind“, sagte Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder. Außerdem sei im Gesetz von „angemessenem Trägeranteil“ die Rede, wobei unklar sei, was dies bedeute. Das werde nun Teil der Verhandlungen sein, zu denen der Bezirksverband Pfalz mit der Stadt noch diesen Monat zusammenkomme. Es dürfe keine Mehrbelastung auf den Bezirksverband Pfalz zukommen, denn dieser finanziere sich auch über eine Umlage der Landkreise und kreisfreien Städte der Pfalz. Diese müssten, wenn die Stadt Frankenthal eine harte Linie fahre, mi tbezahlen. Andererseits könne sich die Stadt das Scheitern der Verhandlungen gar nicht leisten, fehlten doch in Frankenthal rund 300 Kita-Plätze. ps
Autor:Gisela Böhmer aus Frankenthal |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.