Die Himmelsscheibe von Nebra: Sternenkarte aus der Bronzezeit

Die Himmelsscheibe von Nebra - astronomisches Wissen aus der Bronzezeit oder der erste Zwinker-Smiley 😉 | Foto: Heike Schwitalla
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Wissen. Die Himmelsscheibe von Nebra  zählt zweifellos zu den bedeutendsten archäologischen Entdeckungen des letzten Jahrhunderts. Gleichzeitig birgt kaum ein Fund mehr Geheimnisse und regt Wissenschaftler und Hobby-Archäologen aus der ganzen Welt an, immer wieder neue Theorien zum Gebrauch und Zweck der Himmelsscheibe anzustellen. Sie stellt die älteste bekannte Darstellung astronomischer Phänomene dar und bietet somit einen einzigartigen Einblick in das antike Wissen über den Himmel und seine Deutung. Die goldene Scheibe zeigt Elemente des Tag- und Nachthimmels vor einem abstrakt dargestellten Sternennetz. Sowohl Sonne als auch Mond werden nicht nur dargestellt, sondern auch erklärt. Ein zentrales mythisches Symbol in Form eines Schiffes  ist - hier erstmals in Europa -  zu erkennen. Symbolisch fährt es über den Himmelsozean fährt. Dieses Bild vermittelt das Wissen und die religiöse Interpretation unserer Vorfahren über den Weltenlauf vor etwa 3600 Jahren. Die Scheibe wurde jedoch - das weiß man heute - während ihrer bis zu 200-jährigen Nutzungszeit immer wieder verändert, bevor sie vor etwa 3.600 Jahren auf dem Mittelberg bei Nebra im heutigen Sachsen-Anhalt zusammen mit wertvollen Beigaben vermutlich rituell begraben und den Göttern geweiht wurde.

Die Himmelsscheibe von Nebra  wurde im Juni 2013 in das UNESCO-Dokumentenerbe "Memory of the World" aufgenommen, was ihre Bedeutung als älteste konkrete Darstellung kosmischer Phänomene unterstreicht. Die Geschichte des Fundes ist geprägt von illegalen Machenschaften. Sondengänger entdeckten den Bronzeschatz im 1999 auf dem Mittelberg bei Nebra, entfernten ihn vom Fundort und verkauften ihn anschließend. Nach verschiedenen Transaktionen und komplexen Ermittlungen konnte die Basler Polizei den Fund im Februar 2002 sicherstellen, in Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt, dem Kultusministerium und dem Landesamt für Archäologie Sachsen-Anhalt. Seitdem befindet sich die Himmelsscheibe von Nebra in der Schatzkammer des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle und ist dort seit Mai 2008 Teil der Dauerausstellung.

Die Himmelsscheibe von Nebra - Ein Objekt voller Geheimnisse

Immer wieder ist die Rede davon, dass es sich bei der Bronzescheibe um ein so genanntes OOPArt handelt, Out-of-Place-Artefakt (OOPArt) ist ein Gegenstand von historischem, archäologischem oder paläontologischem Interesse, der in einem ungewöhnlichen Kontext gefunden wurde und somit die konventionelle geschichtliche Chronologie infrage stellt oder zumindest anzweifeln lässt. Diese Artefakte können für die in jener Zeit bekannte Technologie als zu fortschrittlich erscheinen oder auf andere Weise nicht in das erwartete historische Narrativ passen. Historiker und Forscher sind sich über Zweck und Verwendung nicht einig, regelmäßig gibt es neue Untersuchungen und Theorien rund um die Himmelsscheibe. Viele Experten fragen sich, ob die Menschen in der Bronzezeit wirklich schon solches Wissen über den Sternenhimmel gehabt haben können - und falls ja, wie sie es sich angeeignet haben. Ganz gewagte Thesen gehen sogar davon aus, dass Aliens die Scheibe beim besuch auf der erde verloren haben und sie ihnen quasi als "intergalaktische Landkarte" diente.

Aus "Bauernkalender" aus grauer Vorzeit?

Im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle ist man jedoch fest davon überzeugt, einen bemerkenswerten Schatz ganz anderer Herkunft in seiner Sammlung zu haben. Hier betrachtet man die Scheibe als die "erste konkrete Darstellung des Himmels in der Menschheitsgeschichte". Sie stammt aus der Bronzezeit, was bedeutet, dass sie etwa 3600 Jahre alt ist. Die goldenen Verzierungen auf der Scheibe werden als Abbildung des nächtlichen Sternenhimmels interpretiert. Sieben nah beieinander liegende goldene Punkte repräsentieren den Sternenhaufen der "Plejaden", auch bekannt als das "Siebengestirn", einen von der nördlichen Erde auch mit bloßem Auge gut sichtbaren "Sternenhaufen". Die Bauern nutzten diese Konstellation als Anhaltspunkt für ihre Feldarbeit: Wenn die Plejaden im März am westlichen Abendhimmel verschwanden, war es Zeit, zu säen. Wenn sie im Oktober wieder auftauchten, war es Zeit für die Ernte. Die Darstellung auf der Scheibe zeigt zwei Horizontbögen, eine goldene Scheibe, die entweder die Sonne oder den Mond darstellt, sowie eine Sichel, die entweder den Mond oder eine partielle Sonnen- oder Mondfinsternis symbolisiert.  Für viele Experten ist der Fund aus Sachsen-Anhalt von ähnlicher Bedeutung wie das Grab des Tutanchamun oder "Ötzi". 

In jenem Museum für Vorgeschichte in Halle (Halle an der Saale ist übrigens eine Partnerstadt von Karlsruhe) kann die Himmelsscheibe auch heute im Original betrachtet werden. Sie zieht Besucher aus der ganzen Welt in ihren Bann. Selbst hinter einer dicken Glasscheibe verborgen, geht von ihr ein ganz magisches Gefühl aus. Andächtig blickt man auf das Exponat mit all seinen Geheimnissen aus längst vergangenen Zeiten. 
Auch am Fundort bei Nebra gibt es einiges zu sehen. In der so genannten Arche Nebra, dem Besucherzentrum am Fundort, dem Mittelberg, kann die Geschichte der Himmelsscheibe erlebt werden. Mit interaktiven Präsentationen und Ausstellungen, einer Planetariumsshow, Kunst rund um den Fundort auf dem Berg, einem astronomischen Aussichtsturm und einer Nachbildung der grünlich schimmernden Bronzescheibe.

Die Himmelsscheibe von Nebra | Foto: Heike Schwitalla
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Autor:

Heike Schwitalla aus Germersheim

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