Kostümführungen: Mit dem Steuerbeamten und der Hebamme durchs historische Germersheim

Tourismus in Germersheim. Stadtführungen sind nicht nur für Urlauber und Besucher ein beliebte Möglichkeit, die Festungsstadt Germersheim zu erkunden. Gäste kommen nicht nur aus Rheinland-Pfalz, regelmäßig legen am Rhein Kreuzfahrtschiffe an, die Menschen aus der ganzen Welt nach Germersheim bringen - auch für sie stellen die Führungen eine gerne gesehene Bereicherung dar. Die Führungen erkunden die Stadt aus verschiedenen Perspektiven - erklären die Festung Germersheim, gehen auf historische Ereignisse in der Pfalz ein oder stellen die Sehenswürdigkeiten der Stadt vor. Auch für Kinder und Menschen mit wenig Zeit oder Mobilitätseinschränkung gibt es Angebote. Es gibt Gruselführungen in der Festung eigens zu Halloween und Veranstaltungen mit Glühwein im Winter.
Die Stadtführungen starten an der Brücke zum Weißenburger Tor, so dass sich in Verbindung ein Besuch der Ausstellungen dort empfiehlt. Längst weiß man in Germersheim, die Stadtführungen sind aus dem Tourismus-Angebot der Stadt nicht mehr wegzudenken.

Geschichtswissen und Kultur mit Spaß und auf Augenhöhe vermitteln

Ein besonderes Highlight unter den Germersheimer Stadt- und Festungsführungen sind die Kostümführungen. Im Moment sind drei Gästeführerinnen und elf Gästeführer im Einsatz in. Darunter sind drei, die auch Kostümführungen übernehmen: Steuerbeamter (Erich Fleischer), Hebamme (Brigitte Hoffmann) und Bauersfrauen (Brigitte Hoffmann und Pamela Baus-Gade).
Im Gespräch mit zwei der Darsteller zeigt sich: Es bedarf ganz besonderer Talente, um in einen der historischen Charaktere zu schlüpfen. Ein Kostüm und Geschichtswissen sind bei weitem nicht alles, wenn es darum geht, die Gäste auf historischen Pfaden und mit launigen Anekdoten durch Germersheim zu führen.
Brigitte Hoffmann beispielsweise hat lange Theater gespielt und vor zwölf Jahren in einer Zeitungsannonce gelesen, dass in Germersheim Stadtführer gesucht werden, und beschlossen, dass das für sie genau die richtige Aufgabe ist. "Ich wusste erst gar nicht, ob man mich als Rheinzabernerin da überhaupt haben möchte. Aber ich habe mir das nötige Wissen angelesen und verkleidet habe ich mich im Theater auch schon immer gerne." Sie spielt die Bauersfrau Anna Maria Haag und nimmt die Menschen mit ins späte 19. Jahrhundert, als die Festung florierte und die Bauern von überall aus der Südpfalz kamen, um dort Handel zu treiben. Die Pfalz war schon seit der napoleonischen Zeit im Besitz der bäuerlichen Unabhängigkeit, das brachte im Laufe des 19. Jahrhunderts zahlreiche wirtschaftliche und soziale Vorteile. Vor diesem Hintergrund schildert die forsche Bauersfrau das Leben in den engen Festungsmauern und berichtet bei ihrem Rundgang über viele interessante Erlebnisse und Ereignisse. "Wir erzählen Geschichten aus der Geschichte", sagt sie. "Unsere Führung soll ja kein Schulunterricht sein, wir nehmen die Gäste mit auf eine Zeitreise und bauen sie - je nach ihren Reaktionen - auch in unsere Vorträge ein", erklärt sie.
In einer anderen Rolle - bei einer anderen Führung - spielt sie die Hebamme Josefine, die nicht nur zahlreiche Straßen, Gebäude und Plätze wie etwa den "Storchenbau", das Offizierscasino oder den Waschplatz an der Queich und ihre historische Bedeutung erklärt, sondern auch allerhand Frivoles über hübsche Bürgertöchter, attraktive, junge Offiziere und jede Menge uneheliche Kinder in der Zeit um 1880 zu berichten weiß. So erklärt sie, beispielsweise am Stadttor, warum wir in gewissen Situationen "Torschlusspanik" haben.
Erich Fleischer, alias Alwin Heusinger, seines Zeichens Steuerbeamter der Staatlichen Eisenbahn, nickt zustimmend. Auch er begegnet seinen Gästen spontan und auf Augenhöhe. Seine Rolle passt prima, denn der Pensionär war im Berufsleben Lokführer und kennt sich mit allem rund um die Eisenbahn hervorragend aus. Die Fakten zur Stadtgeschichte hat er sich angelesen, bei seiner ehrenamtlichen Arbeit im Stadt- und Festungsmuseum stößt er auf so manche Geschichte, die er dann bei seinen Führungen wiedergibt. Und es gibt noch eine Besonderheit: Erich Fleischer ist kein Pfälzer - und das hört man auch gleich an seinem Dialekt. Der gebürtige Leipziger kann mit Stolz behaupten, dass er der erste und einzige sächsische Stadtführer in Germersheim - und vermutlich in der gesamten Pfalz ist. Und diese Tatsache versteckt er nicht etwa, er baut sie ganz charmant in seine Vorträge ein. Denn was wären die Festung Germersheim, die Pfälzer und die Bayern ohne die Völkerschlacht von Leipzig?

Moderner Tourismus mit Herz und Seele

Die Kostümführungen sind Stadtführungen mit ganz besonderem Charme - da geht es nicht nur drum, wichtige Jahreszahlen zu vermitteln. Die Charaktere geben - jeder auf seine Art - einen Einblick in Kultur, Lebensart und Besonderheiten einen Epoche. immer mit dem Blick auf Germersheim und seine Bewohner*innen. In Germersheim heißen Stadtführungen nicht ohne Grund Erlebnisführungen - hier kann man Geschichte nicht nur hören, man kann sie erleben - und zwar an den Originalschauplätzen, die heute allesamt beliebte Sehenswürdigkeiten sind.
Auch Bürgermeister Marcus Schaile weiß um die Bedeutung der historischen Kostümführungen für den Tourismus der Stadt Germersheim. "Neben den Nachenfahrten auf dem Altrhein und derzeit 18 unterschiedlichen Gästeführungen, wie etwa der Klassischen Stadt- und Festungsführung, sind die Kostümführungen eine echte und einzigartige Bereicherung unseres bewährten touristischen Angebotes.“ (Text Heike Schwitalla)

Weitere Informationen zu den Tourismus-Angeboten und Stadtführungen der Stadt Germersheim

Information und Buchung direkt im Kultur- und Besucherzentrum Weißenburger Tor
unter www.germersheim.eu oder per E-Mail an tourist-info@germersheim.eu
und unter Telefon 07274 960-301, -302, -303
hier gibt es nicht nur die aktuellen Führungen - hier können auch individuelle Gruppen-Führungen gebucht werden