Weitere Schulen im Landkreis Germersheim geschlossen * Update 30. Juni
Neue Details zum Corona-Ausbruch in Schwegenheim

Landrat Dr. Fritz Brechtel spricht über die derzeitige Corona-Situation im Kreis Germersheim | Foto: Heike Schwitalla
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  • Landrat Dr. Fritz Brechtel spricht über die derzeitige Corona-Situation im Kreis Germersheim
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Interaktive Karte: Corona-Inzidenzen in der Region

Germersheim/Schwegenheim. Obwohl die Zahl der Infizierten am Dienstag, 30. Juni, (Stand 14 Uhr) gleich geblieben ist, müssen aufgrund der neuen ermittelten Kontaktpersonen weitere Schulen im Landkreis Germersheim geschlossen werden. Aufgrund der Ermittlungen im Umfeld der Infizierten wurden heute Vormittag in Absprache mit Schulleitungen sowie Orts- und Verbandsgemeinde weitere Schule ab morgen geschlossen: Dies betrifft die Richard-von-Weizsäcker-Realschule Plus in Germersheim und die Grundschule Lingenfeld. Alle Infizierten und alle ermittelten Kontaktpersonen (ca. 100) sind in Quarantäne.

Update Montag, 29. Juni: Wie die Kreisverwaltung am Montagabend bekannt gab, ist die Zahl der bekannten Corona-Fälle auf insgesamt 28 gestiegen. Alle bis auf einen sind dem Ausbruch in Schwegenheim zuzuordnen. Alle Infizierten und alle ermittelten Kontaktpersonen seien in Quarantäne, so die Kreisverwaltung weiter.

Ursprungsartikel 
Derzeit gibt es im Landkreis Germersheim 18 bekannte Corona-Fälle, 17 davon lassen sich auf drei Familien in   Schwegenheim  zurückführen, die alle einer religiösen Gemeinschaft - der  Freien Evangeliumschristen-Gemeinde - angehören. Es gebe einen bekannten Fall in einer Familie, die 16 anderen Fälle verteilten sich auf zwei weitere Familien, so Landrat Dr. Fritz Brechtel im Rahmen einer Pressekonferenz am Montag.

Da auch Kinder, die die Schwegenheimer Kita "Sonnenstrahl" besuchen, unter den Betroffenen und direkten Kontaktpersonen der Infizierten sind, wurde diese bereits am Montag, 29. Juni, geschlossen. Die Grundschule Schwegenheim und die Realschule Plus in Lingenfeld folgen am Dienstag. Alle Institutionen bleiben bis zum Ende der Woche geschlossen, dann beginnen in Rheinland-Pfalz die Sommerferien, so dass die Schüler dann erst in sieben Wochen am Präsenzunterricht teilnehmen. Die Schließungen seien reine Vorsichtsmaßnahmen, erklärte Landrat Dr. Fritz Brechtel, weil die Nachverfolgung der Kontakte Beziehungen in die Schulen ergeben hatten, positive Fälle gebe es aber in beiden Schulen derzeit noch nicht. Die Kontakte wurden zu spät für eine Schließung bereits am Montag bekannt, man habe den Tag genutzt, um die Schüler aufzuklären, der Unterricht habe mit Masken stattgefunden.
Weiter werden alle direkten Kontakte der Infizierten getestet und unter Quarantäne gestellt, andere Mitglieder der Glaubensgemeinschaft, Kita-Kinder, -Angestellte und -Eltern können sich auf freiwilliger Basis testen lassen, so Brechtel weiter. Auch in einem größeren Unternehmen der Region werde derzeit getestet, da dort Infizierte und Kontaktpersonen arbeiten. 
Ein Ermittler, der Kontakte verfolgt, aufspürt und informiert, schaffe rund zehn Personen pro Tag - Angestellte der Kreisverwaltung und freiwillige Helfer seien damit das ganze Wochenende über beschäftigt gewesen und arbeiten selbstverständlich auch aktuell noch daran.

Informierten über den Corona-Ausbruch in Schwegenheim: Mike Schönlaub, Kreisfeuerwehrinspekteur, Dr. Matthias Wölfel, Amtsarzt	Landrat Dr. Fritz Brechtel, Bodo Lutzke, Bürgermeister der Ortgemeinde Schwegenheim und  Frank Leibeck, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Lingenfeld
 | Foto: Heike Schwitalla
  • Informierten über den Corona-Ausbruch in Schwegenheim: Mike Schönlaub, Kreisfeuerwehrinspekteur, Dr. Matthias Wölfel, Amtsarzt Landrat Dr. Fritz Brechtel, Bodo Lutzke, Bürgermeister der Ortgemeinde Schwegenheim und Frank Leibeck, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Lingenfeld
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Massentests im Landkreis

"Alle Schließungen und Tests sind nun reine Vorsichtsmaßnahmen, die wir aufgrund eben dieser Kontaktermittlung ergreifen, um das neue Ausbruchsgeschehen unter Kontrolle zu halten", so der Landrat weiter. Über drei Wochen hatte es im Landkreis Germersheim keine neuen Corona-Fälle gegeben, dann war zuerst ein Türkei-Heimkehrer erkrankt, der aber in keinem Zusammenhang zu dem Ausbruch in Schwegenheim stehe. Der ältere Mann sei mittlerweile in einem Krankenhaus, sein Zustand kritisch", fasste Brechtel zusammen - auch hier seien Kontaktpersonen ermittelt und die nötigen Maßnahmen ergriffen.
Ein unlängst bekannt gewordener Fall im Daimler-Werk Wörth betreffe einen Mitarbeiter, der nicht im Landkreis Germersheim lebt, er zähle damit auch nicht in die hiesige Statistik - aber auch hier gebe es derzeit rund 20 laufende Tests der Kontaktpersonen.

Brechtel führte aus, dass derzeit fast 400 Testergebnisse ausstehen, mit denen man im Laufe der Woche rechne. Auch am Montag werden in Schwegenheim weiter Menschen getestet, die in Kontakt zu den Infizierten standen oder sich freiwillig auf das Coronavirus testen lassen. Er erklärte, dass die Schwegenheimer Glaubensgemeinschaft sich sehr kooperativ gezeigt habe und dass es auch keinerlei Hinweise auf ein Fehlverhalten gebe. Die Veranstaltungen und Gottesdienste seien aber selbstverständlich nun bis auf Weiteres erste einmal verboten. Das letzte Event, eine Hochzeit am Wochenende habe mit Erlaubnis und unter Beobachtung der Kreisverwaltung stattgefunden, auch hier seien alle Abstands- und Hygienevorschriften eingehalten worden. Außerdem hätten, so Dr. Fritz Brechtel, keine Infizierte oder Kontaktpersonen an der Feier teilgenommen. "Es sollte hier auf gar keinen Fall zu einer Stigmatisierung kommen, es ist nun einmal so, dass Familien im Regelfall einer Glaubensgemeinschaft angehören. Das hätte genauso gut ein Sportverein oder eine kulturelle Veranstaltung sein können. Es zeigt uns einfach nur, dass Corona immer noch ein Thema ist und wir uns weiterhin an die Vorgaben halten müssen", so der Landrat weiter.
Das größte Problem des Schwegenheimer Corona-Ausbruchs ist, dass er sich bisher nicht in seinem Ursprung nachvollziehen lässt. Es sei noch unbekannt, wo der erste Schwegenheimer Patient sich angesteckt hat, so Dr. Matthias Wölfel, Amtsarzt und medizinischer Einsatzleiter im Katastrophenschutzstab des Landkreises.

Der Gesamtstand

Derzeit gibt es 18 Infizierte (Stand Montag 15 Uhr) im Landkreis Germersheim, die kritische Zahl liegt bei 67. Es sei aber nicht so, dass erst bei 66 Fällen überlegt werde, was zu tun ist, so der Landrat. "Wir haben allgemeine Notfallpläne, die wir jetzt individuell täglich neu an das Geschehen anpassen". Die Kita- und Schulschließungen seien dementsprechend schon kleine "lokale Lockdowns", mit denen man das Ausbruchsgeschehen möglichst schnell und effektiv eindämmen möchte - was denen folgen wird, hänge von den restlichen Testergebnissen und möglichen weiteren Infektionen ab.

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Heike Schwitalla aus Germersheim

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